Transocean muss Aktivitäten in Brasilien einstellen

Transocean muss Aktivitäten in Brasilien einstellen

Ölteppich nach Leck beim Feld Frade vor Brasilien im Dezember 2011.

Zug – Das Ölbohrunternehmen Transocean muss seine Aktivitäten in Brasilien innerhalb von 30 Tagen einstellen. Wie der Konzern am Donnerstagabend mitteilte, wurde ihm von einem Bundesgericht in Rio de Janeiro eine diesbezügliche vorläufige Verfügung zugestellt. Man werde mit allen Mitteln versuchen, dass diese Verfügung wieder aufgehoben wird und werde entsprechend u.a. an den obersten Gerichtshof gelangen, so der Konzern weiter. Sollte die Verfügung aber nicht aufgehoben werden, müsse Transocean ihr Folge leisten.

Transocean hat laut Mitteilung in Brasilien zehn Bohrplattformen unter Vertrag, wovon neun im Einsatz sind. Im ersten Halbjahr machten die Umsätze in Brasilien rund 11% der Gesamteinnahmen aus.

Die Verfügung zur Einstellung der Aktivitäten von Transocean in Brasilien innert 30 Tagen war bereits vor rund zwei Monaten von einem brasilianischen Gericht erlassen worden. Wann genau die Verfügung in Kraft treten sollte, war offenbar aber umstritten. Damals ging man davon aus, dass es soweit sein wird, wenn der Entscheid in einer lokalen juristischen Publikation veröffentlicht ist und der Entscheid physisch dem Transocean-Management zugestellt ist. Dies ist hiermit nun offenbar geschehen.

Vergebliche Schützenhilfe von Petrobras
Anfang dieser Woche hatte Transocean vom brasilianischen Mineralölkonzern Petrobras in der Sache Schützenhilfe erhalten. Sollte Transocean seine Aktivitäten in Brasilien einstellen, müsste Petrobras die Erforschung und Erschliessung in einigen der vielversprechendsten Tiefsee-Ölfeldern einstellen, sagte Petrobras-CEO Maria das Gracas Foster damals.

Hintergrund der Verfügung sind Vorfälle von Ende vergangenem Jahr und von diesem Frühling. Es war dabei Transocean und der Erdölgesellschaft Chevron lange nicht gelungen, ein Leck bei einer Ölbohrplattform vor Brasiliens Südostküste zu stopfen und den Austritt einer grösseren Menge Öl zu verhindern. Die ausgeflossene Menge entsprach in etwa 3’600 Fässern Öl. Ähnliches geschah im vergangenen März, dieser Vorfall war allerdings von geringerer Tragweite. In diesem Zusammenhang laufen Zivilklagen gegen die beiden Konzerne über Schadenersatz von rund 20 Mrd USD.

Auch Chevron Chevron hatte nach dem Vorfall im März von sich aus beschlossen, die Förderaktivitäten einzustellen, bis ein neues geologisches Gutachten über den Meeresgrund vor Brasiliens Küste erstellt ist. Chevron hat aber laut Presseberichten heute trotzdem ebenfalls eine gleichlautende Verfügung wie Transocean erhalten.

Ihab Toma wird Leiter Personal, John Stobart wird COO
Transocean hat derweil zwei Beförderungen im Top-Management beschlossen. So ist Ihab Toma zum Executive Vice President und Leiter Personal (Chief of Staff) ernannt worden. John Stobart wird als Executive Vice President die Funktion des Chief Operating Officer (COO) übernehmen. Beide Ernennungen erfolgen auf den 1. Oktober 2012.

Toma wird – neben wie bisher dem globalen Marketing – zusätzlich für die Bereiche Human Resources, Global Supply Chain und IT verantwortlich zeichnen, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Er werde auch die Umsetzung der Gruppenvision und -strategie mitgestalten und weiterhin an President und CEO Steven L. Newman berichten.

Stobart wird laut Mitteilung ebenfalls an CEO Newman rapportieren. Stobart stösst von BHP Billiton Petroleum zum Unternehmen. Er war seit 1988 für Billiton tätig und seit 1994 für die weltweiten Ölbohraktivitäten verantwortlich. Zuvor arbeitete Stobart für Husky Oil (1984-1988) und Dome Petroleum (1979-1984) sowie Vibrox Exploration, wo er 1976 seine Laufbahn begann. (awp/mc/ps)

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