Travail.Suisse fordert Lohnerhöhungen von 1,5 bis 3%

Travail.Suisse fordert Lohnerhöhungen von 1,5 bis 3%

Trotz Problemen mit Frankenstärke soll Leistung der Arbeitenden honoriert werden.

Bern – Angestellte in der Schweiz sollen aus Sicht des Arbeitnehmerverbandes Travail.Suisse nächstes Jahr 1,5 bis 3% mehr verdienen. Auch die Teuerung müsse ausgeglichen werden. Diejenigen Unternehmen, die vom starken Franken besonders betroffen sind, wollen die Gewerkschafter schonen.

Travail.Suisse lanciert die Lohnrunde 2012 in einem Moment, in dem das ganze Land vom starken Franken spricht. Diesem Umstand will der Arbeitnehmerverband Rechnung tragen: «Wir schauen die Situation jeder Branche und jeder Firma genau an», sagte Susanne Blank, Leiterin Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse, am Mittwoch vor den Medien in Bern.

2 – 3 % mehr im Baugewerbe, 2 % in exportorientierter Industrie
Etwa das Baugewerbe oder der gesamte Dienstleistungssektor seien von der Euro-Krise nicht oder nur geringfügig betroffen, sagte Syna-Vizepräsident Arno Kerst. In diesen Branchen fordert die Gewerkschaft Syna zwei bis drei% höhere Löhne. Für die exportorientierte Industrie will Syna «im Durchschnitt» zwei Prozent höhere Saläre verlangen.

Die Hälfte aller Unternehmen leiden unter Frankenstärke
Kerst schätzt, dass rund die Hälfte der Schweizer Unternehmen Probleme mit dem starken Franken bekunden. «Heute sprechen gewisse Firmen allerdings schon von Problemen, während sie noch Gewinne schreiben», hielt er fest. Um die Forderungen den «sehr unterschiedlichen Situationen» der Firmen anzupassen, würden auch die Halbjahresergebnisse angeschaut.

Leistungen der Arbeitenden nicht vergessen
Bei all den Schlagzeilen über den starken Franken dürften die Leistungen der Arbeitnehmenden nicht vergessen gehen, mahnt Travail.Suisse. «Die Industrie kann sich auch dank dem Einsatz und der Flexibilität der Angestellten so gut halten», sagte Syna-Vizepräsident Kerst. Er erinnerte weiter daran, «dass 2010 punkto Lohnerhöhung vielerorts Nullrunden gefahren wurden».

Wenig Verhandlungsspielraum bei Bundesangestellten
Für die Branchen des Service Public fordert der zuständige Personalverband transfair zwischen 1,5 und 2,5% mehr Lohn. Eher kleinen Verhandlungsspielraum sieht transfair bei den Bundesangestellten – dort steigt der Verband mit 1,5 bis 2% in die Verhandlungen ein.

Lohnerhöhungen von 4 bis 7 % im Gastgewerbe
Im Gastgewerbe kündigte der Verband Hotel & Gastro Union «die seit einiger Zeit anstehenden» Lohnerhöhungen von 4 bis 7% an. Diese seien bereits ausgehandelt.

«Weiterhin gute Aussichten» für Schweizer Wirtschaft
Travail.Suisse begründet die Lohnforderungen mit den «weiterhin guten Aussichten» der Schweizer Wirtschaft, wie Susanne Blank sagte. «Das Absinken in eine Rezession ist alles andere als wahrscheinlich», hielt sie fest.

Generelle, keine individuellen Lohnerhöhungen
Travail.Suisse und die angeschlossenen Verbände Syna, transfair und Hotel & Gastro Union fordern von den Arbeitgebern keine individuellen, sondern generelle Lohnerhöhungen für alle Angestellten. Nur so könnten alle am Aufschwung teilhaben. Zudem müssten alle Löhne der Teuerung angepasst werden. Dabei seien auch die steigenden Krankenkassenprämien einzurechnen.

Mittlere Einkommen sollen gestärkt werden
Weiter pochen die Gewerkschafter auf gerechte Frauenlöhne und eine Stärkung der «mittleren Einkommen». Auch die Lohnschere zwischen Managern und «normalen Arbeitnehmenden» müsse endlich wieder kleiner werden. Lohnerhöhungen trügen zudem auch zum wirtschaftlichen Aufschwung bei, erklärte Susanne Blank: «Damit der private Konsum weiterhin die Stütze des Wirtschaftswachstums bleibt, braucht es reale Lohnerhöhungen.» (awp/mc/pg)

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