Unruhen in Libyen: Kaum wirtschaftliche Folgen für Schweiz

Unruhen in Libyen: Kaum wirtschaftliche Folgen für Schweiz

Libyens Herrscher Muammar al-Gaddafi.

Bern – Der Handel mit Libyen hat im Jahr 2009 nur 0,25% des Schweizer Aussenhandels ausgemacht. Dementsprechend marginal fallen die Auswirkungen der jüngsten Unruhen im nordafrikanischen Land für die Schweizer Wirtschaft aus.

Der Technologiekonzern ABB beobachtet die Situation im nordafrikanischen Land gemäss Mediensprecher Antonio Ligi sorgfältig. Der Konzern beschäftige in Libyen zehn lokale Angestellte, von denen keiner die Schweizer Staatsbürgerschaft besitze. Reisen ins Land sind laut Ligi gestoppt worden.

Handelsbeziehungen seit 2010 eingebrochen
Im letzten Jahr hatte der ABB-Konzern den im libyschen Markt erzielten Umsatz als «zweistelligen Millionen-Betrag» angegeben. Angesichts des Konzernumsatzes von über 30 Mrd USD eine kleine Summe. Die Verhaftung des ehemaligen ABB-Länderchefs Max Göldi sowie des Geschäftsmannes Rachid Hamdani hatte im Sommer 2008 eine diplomatische Krise zwischen der Schweiz und Libyen zur Folge. Als Konsequenz brach der Import aus Libyen um 78%, der Export ins nordafrikanische Land um 44% ein, wie aus einem Dokument des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hervorgeht.  Auf dem Höhepunkt der Krise verhängte die libysche Führung um Staatschef Muammar al-Gaddafi im März 2010 zudem ein allgemeines Embargo gegen die Schweiz und stellte Schweizer Geschäftsleuten fortan keine Visa mehr aus. Diese Boykottmassnahmen seien offiziell nie aufgehoben worden, sagte die Seco-Mediensprecherin Antje Bärtschi auf Anfrage.

EU-Kommission: Keine Gefahr für Ölversorgung
Die Unruhen in Libyen stellen nach Einschätzung der EU-Kommission kein Problem für die Ölversorgung Europas dar. «Falls die Öllieferungen von Libyen in die EU unterbrochen würden, hätte dies nur kurzfristige, aber keine andauernden oder bedeutenden Auswirkungen auf die Versorgungsbilanz», sagte die Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Montag auf Anfrage in Brüssel. Ein Engpass könnte von anderen Lieferländern wie Saudi Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Katar ausgeglichen werden. Bei möglichen Lieferunterbrechungen werde die EU handeln.

Genügend grosse Lagerbestände
Die 27 EU-Mitgliedsstaaten haben derzeit laut EU-Kommission 138,7 Megatonnen Rohöl und Ölprodukte gelagert – dies entspreche dem Verbrauch von 120 Tagen. Die Lagerbestände seien doppelt so hoch wie der jährliche Ölimport aus Libyen in die EU. Im Jahr 2009 haben die 27 EU-Länder nach Brüsseler Angaben 60,2 Megatonnen Rohöl von Libyen importiert, das entsprach einem Zehntel der gesamten Öleinfuhren. Am stärksten sei Italien von libyschem Öl abhängig, dort liege der Anteil bei einem Viertel aller Öleinfuhren. Deutschland belege mit einem Anteil von neun Prozent den vierten Platz in der EU. (awp/mc/ps)

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