Verdrängungskampf im Detailhandel wird härter

Verdrängungskampf im Detailhandel wird härter

Lidl im vergangenen Jahr am stärksten gewachsen. Dennoch erreichen die beiden deutschen Discounter bisher nur einen Marktanteil von 2,6 %.  (Foto: Lidl)

Hergiswil – Im Schweizer Detailhandel akzentuiert sich der Verdrängungskampf. Für 2015 muss verstärkt mit rückläufigen Umsätzen gerechnet werden. Das Markforschungsinstitut GfK prognostiziert fürs laufende Jahr ein Minus von 2 bis 3 Prozent, wie an der 4. GfK Handelstagung bekannt wurde, an der auch die Highlights aus der Dokumentation „Detailhandel Schweiz 2015“ präsentiert wurden.

„Detailhandel Schweiz“ feiert 2015 sein 25jähriges Jubiläum. Ein Blick zurück ins Jahr 1990 zeigt, wie stark die Branche in den letzten zwei Jahrzehnten konsolidiert wurde: Primo Visavis, EPA oder ABM, einst alle unter den 20 grössten Detailhändlern, sind verschwunden. Die einzige grosse Konstante bilden Migros und Coop, welche sich auf Rang 1 und 2 behaupten konnten. Dafür finden sich neue Namen wie Landi, Volg, Aldi oder Dosenbach-Ochsner auf der aktuellen Hitliste. Im 1990 schaffte es nur C&A als internationaler Konzern in den Top 20. Heute sind es bereits 6 (Aldi, Ikea, Dosenbach-Ochsner, Media Markt, Lidl und H&M).

Detailhandel stagniert
2014 wurden im Schweizer Detailhandel 97,6 Milliarden Franken umgesetzt – 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht praktisch einer Stagnation, hauptsächlich auf den Non Food-Sektor zurückzuführen, der unter einer starken Deflation leidet. Auch der Einkaufstourismus und das Online-Shopping stellen für die Branche eine permanente Herausforderung dar. Historisch gesehen steckt der Handel nun schon seit vier Jahren in einer Null-Wachstumsphase.

Dynamische Discounter, solide Grossverteiler
Die Discounter gehörten auch 2014 zu den Profiteuren. Sowohl Marktleader Denner wie auch Aldi und Lidl konnten ihre Umsätze deutlich über dem Markt steigern. Mit einem Sprung von fast 10 Prozent auf 800 Millionen Franken lag Lidl bezüglich Wachstum an der Spitze und rückte in die Rangliste der 15 grössten Detailhändler der Schweiz vor. Zusammen erreichten die beiden deutschen Billiganbieter einen Marktanteil von 2,6 Prozent. Auch der Dorfladenspezialist Volg (+4,4 Prozent) gehörte zu den Gewinnern, während die Grossverteiler Migros und Coop solid-stabile Resultate erzielten.

Im Non Food schwang der Marktführer im Schuhbereich, die Dosenbach-Ochsner-Gruppe, oben aus: Mit weniger Filialen legt sie um 5,6 Prozent auf 966 Millionen Franken Umsatz zu und nähert sich damit der Milliardengrenze. Im Home Electronics-Segment wuchs die Coop-Tochter Dipl.Ing.Fust (+10,5 Prozent) dank der Integration von Nettoshop und Schubiger überdurchschnittlich und arbeitete sich in die Top Ten der Hitliste im Schweizer Detailhandel vor.

Schwieriges 2015
Der Verdrängungskampf wird sich 2015 zuspitzen: In den ersten fünf Monaten des Jahres musste die Branche einen Umsatzrückgang von 2.3 Prozent verkraften. Rezessive Tendenzen dürften den Markt weiter negativ beeinflussen, so dass GfK für das Gesamtjahr einen Rückgang von 2-3 Prozent erwartet. Dabei zeigen sich markante Unterschiede: der Lebensmittelmarkt wird mit einem leichten Minus von knapp 1 Prozent abschneiden, während die NonFood-Märkte mit einem bedeutend höheren Rückgang von 3-4 Prozent rechnen müssen.

Nebst dem Einkaufstourismus, der auf hohem Niveau weiter zulegen wird, gehört die Digitalisierung zu den grössten Herausforderungen der Detailhändler. Mit Online-Shops wurden 2014 bereits 6,7 Milliarden Franken umgesetzt – über 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Klar ist: die Volumina im Netz wachsen zulasten des stationären Handels. Behaupten werden sich diejenigen Marktteilnehmer, die On- und Offline effizient miteinander verknüpfen und dem Trend zum Einkauf via Smartphone technologisch gerecht werden. (GfK/mc/pg)

GfK

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