Deloitte: Verstärkte positive Signale für die Schweizer Wirtschaft

Deloitte: Verstärkte positive Signale für die Schweizer Wirtschaft
(Foto: Minerva Studio - Fotolia.com)

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Zürich – Erstmal seit Ende 2014 ist wieder mehr als die Hälfte der Schweizer Finanzchefs bezüglich der Konjunkturentwicklung optimistisch. Gemäss der jüngsten Deloitte CFO-Umfrage bleiben zudem die finanziellen Geschäftsaussichten positiv. Auch wenn das 2. Quartal 2016 vor allem von (geo)politischen Unsicherheiten geprägt war, nimmt die Risikobereitschaft unter den CFOs wieder zu. Auch nach dem Brexit-Entscheid lässt sich in der Schweizer CFO-Community noch keine übergrosse Nervosität feststellen, gleichwohl die Sorgen vor den möglichen Folgen bestehen bleiben. Die britischen CFOs hingegen rechnen mit einem massiv verschlechterten Geschäftsumfeld.

Erstmal seit Ende 2014 werden die Konjunkturaussichten für die Schweiz wieder von einer Mehrheit der 115 befragten CFOs positiv eingeschätzt. Fast ein Drittel (Q2 2016 mit 31% gegenüber Q1 2016 mit 24%) beurteilt die gesamtwirt-schaftlichen Aussichten für die Schweiz als positiv, während sich 18% pessimistisch zeigen. Auch bei den finanziellen Aussichten der Unternehmen bestätigt sich der stabile, optimistische Trend der letzten Quartale. Fast die Hälfte (49%) der befragten CFOs geht für die kommenden zwölf Monate von einer positiven Geschäftsentwicklung für ihr Unternehmen aus, 20% sind pessimistisch. Damit liegt der Wert etwas höher als in den beiden Vorquartalen.

Trotz eines leichten Rückgangs erwartet eine relativ grosse Mehrheit von 59% immer noch steigende Umsätze und lediglich 23% fallende über die kommenden zwölf Monate. Der Margendruck bleibt indes hoch: 38% rechnen mit sinkenden operativen Margen, und 26% mit steigenden.

Höhere Risikobereitschaft
Zudem steigt erstmals seit zwei Jahren auch die Risikobereitschaft unter den CFOs wieder stärker an. Jedoch bleibt die grosse Mehrheit (70%) trotz positiven Signalen vorsichtig und glaubt nicht, dass aktuell der richtige Zeitpunkt ist, um weiteren Risiken einzugehen. Gleichzeitig bieten sich aber auch Chancen. Als solche wird beispielsweise die Wiedereingliederung des Irans in die Weltwirtschaft gesehen.

«Die anhaltende Frankenstärke, die hohen geopolitischen Risiken, die zunehmende regulatorische Komplexität – es ist kein leichtes Umfeld, in dem sich Unternehmen zurzeit bewegen. Trotz des eher widrigen externen Umfelds sind die Signale aus der Schweiz aber positiver als in den Vorquartalen», so Michael Grampp, Chefökonom von Deloitte in der Schweiz. «Angesichts der Entscheidung zum Brexit wird die externe Unsicherheit weiterhin hoch bleiben. Jedoch haben Schweizer Unternehmen bereits in der jüngsten Vergangenheit mehrere volkswirtschaftliche Herausforderungen grösstenteils erfolgreich gemeistert; auch diese Belastung wird man bestehen.»

Brexit drückt auf die Stimmung in der Schweiz – und massiv auf das britische Geschäftsumfeld
Die Sorgen vor den Folgen eines EU-Austritts Grossbritanniens waren in der Schweiz bereits im Vorfeld des Referendums relativ hoch. Der Anteil der befragten CFOs, die mit negativen Folgen für das eigene Unternehmen im Falle eines Brexits rechnen, mehr als verdoppelte sich (42% gegenüber im Vorquartal 17%). Lediglich 2% erwarten positive und 53% sehen keine oder geringfügige Auswirkungen für ihr Unternehmen.

Mit einer deutlichen Verschlechterung der Wirtschaftslage rechnen hingegen die britischen Finanzchefs. Gemäss der kürzlich durchgeführten CFO-Umfrage von Deloitte UK (Zeitraum: 28. Juni bis 11. Juli 2016) erwartet 68% der Unternehmen, dass sich das Geschäftsumfeld in Grossbritannien langfristig verschlechtert; 20% rechnen mit dem Status Quo und 12% mit einer Verbesserung. Die Unternehmens-stimmung hat sich auch massiv verschlechtert: So schätzen britische Unternehmen ihre Geschäftsaussichten so pessimistisch ein wie seit Umfrage-Beginn im Jahr 2007 nicht.

«Der wahrscheinliche Austritt Grossbritanniens aus der EU hat spürbare Auswirkungen auf erwartete Unternehmensentscheidungen. Die britischen Unternehmen rechnen nun mit rückläufigen Investitionen, Einstellungen, diskretionären Ausgaben und Akquisitionen», erklärt Dennis Brandes, Senior Economic Analyst bei Deloitte in der Schweiz. «Schweizer Unternehmen machen sich natürlich auch Sorgen um die konjunkturellen und politischen Folgen des Brexits. Allerdings in einem viel kleineren Ausmass. Denn der Austritt Grossbritanniens aus der EU dürfte wirtschaftliche Folgen haben, die aber – solange der Prozess weitgehend komplikationslos verläuft oder gar als Reformschub genutzt wird – für die Schweiz und die hiesigen Unternehmen eher begrenzt sein dürfen», so Brandes.

Geopolitische und regulatorische Risikofaktoren immer noch hoch auf der Agenda
Nahezu unverändert zum Vorquartal nennen 69% der Schweizer CFOs die geopolitischen Risiken als den grössten Unsicherheitsfaktor für ihr Unternehmen, gefolgt von der zunehmenden Regulierung (58%) sowie die Sorge um den starken Franken (56%). Die Unsicherheit an den Finanzmärkten (40%; +6 Prozentpunkte gegenüber Vorquartal) kehrt mit dem wahrscheinlichen Austritt Grossbritanniens aus der EU und den damit verbundenen Marktturbulenzen wieder zurück als beachtliches externes Unternehmensrisiko. Der Fachkräftemangel (48%) bleibt der grösste interne Unsicherheitsfaktor der Schweizer Unternehmen. (Deloitte/mc)

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