Wahlen 2011: Neue Mitteparteien als Sieger

Wahlen 2011: Neue Mitteparteien als Sieger

Nationalratssaal im Bundeshaus.

Bern – Die Grünliberalen und die BDP sind die Gewinnerinnen der Nationalratswahlen. Verloren haben die Grünen und die bürgerlichen Traditionsparteien. Auch die SVP steht erstmals seit vielen Jahren auf der Verliererseite. Gemäss der jüngsten SRG-Hochrechnung erreicht die SVP noch einen Wähleranteil von 25,9 Prozent, drei Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Die Volkspartei verliert damit 7 Sitze und kommt noch auf 55 Mandate.

Vier Sitze hatte sie allerdings bereits 2007 an die BDP verloren, als sich diese von ihr abspaltete. Einen hatte sie im Gegenzug durch einen Überläufer aus den Reihen der CVP hinzugewonnen. Gegenüber dem Ende der Legislatur verlor die SVP damit vier Sitze. Trotz der Verluste bleibt die SVP die stärkste Partei im Nationalrat. An zweiter Stelle folgt die SP, die gemäss SRG-Hochrechnung um einen Sitz auf 44 Mandate zulegen kann. Der Wähleranteil der SP ging allerdings um 1,4 Prozentpunkte auf 18,1 Prozent zurück.

12 Sitze für die Grünliberalen
Die Grünliberalen gewinnen 9 Sitze und kommen neu auf 12 Sitze. Ihren Wähleranteil konnten sie auf 5,3 Prozent steigern. Die BDP kommt neu auf 9 Sitze, bei einem Wähleranteil von 5,2 Prozent. Ende der Legislatur hatte sie fünf Mandate. Die Gewinne der Grünliberalen und der BDP sind beachtlich: Abgesehen von der SVP, die 1999 15 Sitze ergattert hatte, findet sich seit Einführung des Proporzwahlrechts 1919 keine Partei, die so viele Sitze auf einmal gewinnen konnte.

Die FDP kommt gemäss der Hochrechnung neu auf 31 Sitze, 4 weniger als bisher. Ihr Wähleranteil sinkt von 17,7 auf 15,3 Prozent. Auch die CVP muss Federn lassen. Sie kommt noch auf 28 Sitze, 3 weniger als bisher. Ihr Wähleranteil sinkt auf 13,1 Prozent.

Grüne brechen ein
Herbe Verluste mussten die Grünen trotz anfänglich vermuteter positiver Effekte der Atomkatastrophe in Japan einstecken. Ihr Wähleranteil sank von 9,6 auf 7,9 Prozent, was sich im Verlust von sieben Sitzen niederschlägt. Die Grüne Deputation im Nationalrat umfasst damit noch 13 Sitze. Unter den abgewählten Grünen sind Marlies Bänziger (ZH), Katharina Prelicz (ZH), Brigit Wyss (SO), Anita Lachenmeier (BS) und der grün-Alternative Jo Lang (ZG). In Genf kostet der Sitzverlust der Grünen entweder Parteipräsident Ueli Leuenberger oder Fraktionschef Antonio Hodgers das Mandat.

Bürgerliches Lager gestärkt
Durch die Verluste der Grünen ist das linksgrüne Lager mit insgesamt sechs verlorenen Sitzen schlechter weggekommen als die Bürgerlichen. Die bürgerlichen Bundesratsparteien gehen zwar auch um fünf Sitze geschwächt in die neue Legislatur. Rechnet man die Grünliberalen zu diesem Lager, resultiert netto aber eine Stärkung der bürgerlichen Ratsmehrheit. Die BDP und die Grünliberalen konnten insbesondere im Kanton Zürich feiern. Die BDP holte dort auf Anhieb zwei Sitze, die Grünliberalen konnten einen vierten Sitz erobern. Der Erfolg geht auf Kosten von SVP, CVP und Grünen, die je ein Mandat einbüssten. Abgewählt wurden in Zürich die SVP-Vertreter Ulrich Schlüer und Ernst Schibli. Neu für die SVP ziehen alt Bundesrat Christoph Blocher und Hans Egloff in den Nationalrat.

Auch im Kanton Bern zeichnet sich ein Triumph für BDP und Grünliberale ab. Gemäss SRG-Hochrechnung könnte die BDP ihre Sitzzahl auf 4 verdoppeln, die Grünliberalen kämen auf Anhieb auf zwei Sitze.

Auch auf Kosten von SVP und CVP
Bereits gesichert sind die Resultate aus dem Kanton Aargau. Dort haben die BDP und die Grünliberalen auf Anhieb je einen Sitz gewonnen, und zwar auf Kosten der CVP, die zwei ihrer drei Sitze verlor. Im Kanton Luzern und in St. Gallen eroberten die Grünliberalen je einen Sitz auf Kosten der SVP. Gewählt wurden in Luzern Roland Fischer und in St. Gallen die Patientenschützerin Margrith Kessler. In den Kantonen Thurgau und Graubünden schnappten die Grünliberalen der FDP je einen Nationalratssitz weg. In Graubünden ist die FDP damit ersmals seit Einführung der Proporzwahl 1919 nicht mehr im Nationalrat vertreten. In Zug konnte die FDP dagegen einen Sitz von den Grünen erobern, in Schwyz einen von der SVP.

Pelli knapp wiedergewählt
Die FDP musste im Tessin lange um die Wiederwahl ihres Parteipräsidenten Fulvio Pelli zittern. Schliesslich schaffte er es knapp. Die Freisinnigen müssen allerdings im Tessin den Verlust eines ihrer drei Sitze in Kauf nehmen. Die Tessiner SVP zieht erstmals ins Parlament ein. Im Wallis hat die CVP ihre Vormachtsstellung eingebüsst: Sie muss einen Sitz an die SP abtreten. Für die SP wird neu der 24-jährige Mathias Reynard in den Nationalrat einziehen. In Basel-Stadt hat die CVP dafür den Grünen einen Nationalratssitz abgenommen, die eine Listenverbindung mit der SP eingegangen waren. Den Sitz übernimmt Markus Lehmann.

Im Kanton Freiburg gewann die SP einen Sitz auf Kosten der CSP. Er geht an Valéry Piller-Carrard. Auch im Kanton Waadt, wo die definitiven Resultate erst am Montag vorliegen, wird der SP ein Erfolg prognostiziert. Als Erfolg kann die Linke ferner die Wahl des ehemaligen JUSO-Präsidenten Cédric Wermuth im Kanton Aargau verbuchen. (awp/mc/ps)

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