«Windel-Einkaufstourismus» lohnt sich nicht mehr

«Windel-Einkaufstourismus» lohnt sich nicht mehr

Zürich – Innerhalb eines Jahres ist eine Auswahl importierter Markenartikel bei Schweizer Detailhändlern deutlich günstiger geworden. Dies ist unter anderem auf den günstigen Euro-Kurs zurückzuführen. Besonders auffällig ist die Preissenkung bei einem klassischen Produkt des Einkauftourismus: Babywindeln kosten bis zu 35 Prozent weniger. Sie sind somit fast gleich günstig wie in Deutschland. Schweizer Senf wurde dagegen um bis zu 26 Pro-zent teurer. Dies zeigt eine Analyse des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch.

Mit einigem Wirbel hatten die grossen Schweizer Detailhändler im letzten Spätsommer Preissenkungen angekündigt. Der Euro war damals seit Wochen so günstig wie noch nie, und so stieg der Druck auf die Händler, die Kursgewinne bei Importwaren zu berücksichtigen. Der Euro ist günstig geblieben, doch wie steht es bei den Preisen? Heute lässt sich feststellen, dass die Preise der importierten Markenartikel im Vergleich zum letzten Jahr tatsächlich gesunken sind. Zum Teil fallen die Preisabschläge sogar sehr deutlich aus. Schweizer Produkte hingegen sind teurer geworden. Dies geht aus einer umfassenden Erhebung von Markenartikel-Preisen hervor, die der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch zum dritten Mal durchgeführt hat.

Preisabschläge auf Importwaren bei allen Anbietern
In der Erhebung hat comparis.ch die Preise von Anfang April 2012 mit den Preisen von Mitte Februar 2011 verglichen. Die sechs grossen Detailhändler Aldi, Coop, Denner, Lidl, Migros und Spar lieferten auf Anfrage die Preise, die für die Produkte eines definierten Warenkorbes am 3. April 2012 galten. Diese Angaben überprüfte comparis.ch daraufhin in Stichproben. Unterschiedliche Packungsgrössen wurden umgerechnet, Aktionen flossen nicht in den Vergleich ein. Berücksichtigt wurde eine Auswahl von 177 beliebten Markenartikeln des täglichen Bedarfs. Nicht sämtliche Produkte des Warenkorbs sind bei allen Anbietern im Sortiment. Das heisst, dass die Preiserhebung für jeden Detailhändler auf unterschiedlich vielen Produkten basiert. Aus diesem Grund lassen sich die folgenden Prozentwerte nicht miteinander vergleichen; die Veränderungen werden alphabetisch nach den Anbieternamen sortiert.

Der Preisvergleich zeigt: Die Importprodukte unter den überprüften Markenartikeln sind heute günstiger als noch vor einem Jahr. Bei Aldi beträgt der Preisabschlag 10,8 Prozent. Coop verlangt 6,1 Prozent weniger für die importierten Artikel des Warenkorbs. Bei Denner sind es 8,5 Prozent weniger. Bei Lidl kostet der Comparis-Einkauf 6,1 Prozent weniger. Migros hat die Preise der ausgewählten Importartikel um 13 Prozent gesenkt. Bei Spar kosten die untersuchten Produkte 5,2 Prozent weniger als vor etwas mehr als einem Jahr.

Pampers so günstig wie im Ausland
«Offenbar hat der Druck der Konsumenten gewirkt und die Detailhändler zu Preissenkungen angespornt», sagt Ralf Beyeler, Projektleiter bei comparis.ch für den Warenkorb-Vergleich. Dies zeigt sich unter anderem in der überdurchschnittlichen Preissenkung bei Babywindeln von Pampers, die zu den klassischen Produkten des Einkaufstourismus gehören. Coop verlangt für die Windeln Baby Dry Junior von Pampers heute 19 Prozent weniger als vor einem Jahr, Denner und Migros sogar 35 Prozent und Spar knapp 20 Prozent weniger (Aldi und Lidl führen das Produkt nicht im Sortiment). Damit unterscheiden sich inzwischen die Preise für die Windeln in der Schweiz fast nicht mehr von jenen in Deutschland, wie sich bei einem Stichproben-Kauf in führen-den Supermärkten und Drogeriemärkten bestätigt hat. «Zumindest für die Babywindeln lohnt sich die Fahrt über die Grenze in der Regel nicht mehr», sagt Ralf Beyeler.

Allerdings trifft die gute Nachricht von den Preissenkungen lediglich auf die Importartikel zu. Die Schweizer Produkte sind nämlich teurer geworden. Auch folgende Aufzählung erfolgt alphabetisch: Bei Coop kosten die Schweizer Produkte der Markenartikel-Auswahl 1,7 Prozent mehr, bei Denner 2 Prozent, bei Lidl 2,4 Prozent, bei Migros 1,4 Prozent und bei Spar 2,9 Prozent. Einzig bei Aldi lässt sich auf den von comparis.ch untersuchten Schweizer Produkten ein Preisabschlag von 0,8 Prozent beobachten; Aldi hat jedoch nur wenige Markenartikel im Sortiment, so dass sich dieser Wert lediglich auf drei Produkte bezieht, von denen einzig die Butter (250 Gramm) ein paar Rappen günstiger geworden ist.

Senf und Mayonnaise teurer
Besonders auffällig unter den Schweizer Markenartikeln ist die Preiserhöhung ausgewählter Thomy-Produkte. Der Preis für eine Tube (200 Gramm) Thomy Senf war vor einem Jahr bei den meisten Anbietern auf 1,35 Franken gesenkt worden; inzwischen ist der Preis für den Senf aus dem Nestlé-Konzern auf 1,70 Franken gestiegen, also um über ein Viertel (26 Prozent). «Die Preissenkung war nur von kurzer Dauer; die günstigen Preise haben sich rasch wieder in Luft aufgelöst», sagt Ralf Beyeler. Teurer wurde auch Thomy Mayonnaise; ihr Preis stieg bei den meisten Anbietern von 2,15 Franken auf 2,50 Franken, das heisst um 16 Prozent.

Da jedoch die Verteuerung der überprüften Schweizer Produkte weniger stark ausfällt als die Vergünstigung der Importwaren, wurde der Comparis-Warenkorb insgesamt günstiger, und zwar (in alphabetischer Ordnung) bei Aldi um 8,4 Prozent, bei Coop um 2,3 Prozent, bei Denner um 3,4 Prozent, bei Lidl um 1,6 Prozent, bei Migros um 6,3 Prozent und bei Spar um 0,8 Prozent. (Comparis/mc/pg)

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