Wirtschaftsverbände schweigen zu Austausch mit Bund wegen Zöllen

Wirtschaftsverbände schweigen zu Austausch mit Bund wegen Zöllen
Seco-Chefin Helene Budliger Artieda. (Foto: Seco)

Bern – Die Schweizer Wirtschaftsverbände hüllen sich zu ihrem Austausch mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) vom Vortag zur US-Zollthematik in Schweigen. Die Zusammenarbeit sei aber sehr gut, teilte etwa der Dachverband der Schweizer Tech-Industrie (Swissmem) auf Anfrage von Keystone-SDA mit.

«Der Austausch des Seco mit der Wirtschaft ist vertraulich, wir können dazu keine Auskunft geben», hiess es am Dienstag. Man halte jedoch fest, dass die Zusammenarbeit «sehr gut ist und die Tech-Industrie das unermüdliche Engagement von Bundesrat und Bundesverwaltung sehr schätzt», so Swissmem.

Seit Anfang April engagiere sich der Verband in dem Thema «ohne Unterbruch» für die Mitgliedsfirmen. Dies mit Kontakten im Bundesrat, mit den Bundesbehörden und in der Politik, mit Webinaren und mit individueller Expertenberatung sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Ein Zoll von 39 Prozent hätte für die Unternehmen der Tech-Industrie dramatische Auswirkungen, wiederholte der Verband auf Anfrage: «Der US-Markt wäre für die meisten verloren. Insofern arbeitet der Verband seit April im Krisenmodus.»

13 Prozent der Unternehmen hätten in einer Umfrage angegeben, dass die Zölle zu einem totalen Geschäftsabbruch in den USA führen würden. Die Umfrage wurde laut dem Verband durchgeführt, als noch 31 Prozent Zölle drohten.

Lösung des Zollstreits von «zentraler Bedeutung»
Die Rechtssicherheit sieht Swissmem mit Bezug auf die Zollpolitik der USA derweil als verloren an: «Selbst wenn – wie wir hoffen – doch noch eine Einigung erzielt wird: Seit dem 1. August wissen wir, dass es keine Rechtssicherheit geben wird und wir unsere Standortbedingungen zwingend verbessern müssen.»

Swissmem veröffentlichte denn auch einen Forderungskatalog an die Politik mit zehn Massnahmen – darunter die Erhöhung der maximalen Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate, keinen weiteren Ausbau der Sozialausgaben oder keine weitere Verschärfung der Klimapolitik.

Auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sieht die Politik in der Pflicht: «Bundesrat und Wirtschaftsdiplomatie sind nun gefordert, möglichst rasch mit US-Präsident Trump eine Lösung zu finden», sagt Jan Atteslander, Bereichsleiter Aussenwirtschaft und Mitglied der Geschäftsleitung, am Dienstag auf Anfrage von Keystone-SDA.

Für Schweizer Unternehmen seien eine vorteilhafte Lösung des Zollstreits und verlässliche Beziehungen mit dem wichtigsten Exportmarkt USA «von zentraler Bedeutung». Ein geeintes Vorgehen ist in dieser Phase zentral. Economiesuisse begrüsse den Entscheid des Bundesrats, weitere Verhandlungen mit den USA aufzunehmen, und unterstütze ihn in seinen Bemühungen, eine Lösung im Zollstreit zu finden.

Unruhe in Schweizer Industrie
Insbesondere in der Schweizer Industrie hatte der Zollentscheid Trumps vom 1. August für Unruhe gesorgt. Laut dem Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), Urs Furrer, stehen nach dem Zollentscheid Zehntausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel.

Die US-Importzölle würden unter anderem die Stahl- und Aluminiumindustrie der Schweiz «ins Mark» treffen. Sie seien ein massiver Wettbewerbsnachteil für die Industrie, die bereits unter hohen Energiepreisen und globalen Marktverwerfungen leide, schrieb der Dachverband Metal Suisse. Die Lage sei prekär.

Der Verband Handel Schweiz forderte die Politik derweil dazu auf, die «drohende Handelskatastrophe mit allen Mitteln abzuwenden.» (awp/mc/ps)

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