Albert Anker. Lesende Mädchen im Kunstmuseum Bern

Albert Anker. Lesende Mädchen im Kunstmuseum Bern
Albert Anker Cécile Anker, 28. September 1886 Blaue Fayencefarbe auf Papier 16,9 x 23,3 cm, Centre Albert Anker, Ins (Foto: © Kunstmuseum Bern)

Bern – Mit Albert Anker. Lesende Mädchen zeigt das Kunstmuseum Bern vom 22.März bis 21. Juli 2024 in seiner Sammlungspräsentation einen einzigartigen Albert Anker-Schwerpunkt. Im Fokus steht Ankers Bestreben um die Bildung von Mädchen. Er setzte sich nicht nur als Politiker für das Recht von Kindern auf Bildung ein, sondern stellte als Maler auch häufig Mädchen und junge Frauen beim Lesen und Schreiben dar.

Albert Anker (1831–1910) gehört zu den bekanntesten Schweizer Künstler:innen und wird für seine detailgetreuen, idealisierenden Darstellungen ursprünglich-bäuerlicher Lebensgemeinschaften geliebt. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit übernahm er aber auch öffentliche Ämter in der Gemeinde und im Kanton. Als Bürger der Bauerngemeinde Ins war er schulpolitisch bis ins hohe Alter aktiv und beschäftigte sich mit Bildungsfragen, etwa mit der Gründung der dortigen Sekundarschule im Jahr 1896. Die Werkschau im Kunstmuseum Bern ordnet das Motiv der lesenden Mädchen in Ankers Weltbild ein und erkennt in seinem Werk einen Beitrag zur Emanzipation der Frauen in der Schweiz.

Die Präsentation basiert auf den eigenen Sammlungsbeständen des Kunstmuseum Bern und lässt diese in einem neuen Licht erscheinen. Ergänzt werden die Bestände durch gezielte Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz. Die konzentrierte Werkschau versammelt 25 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen und unterstreicht die Bedeutung, welche das Motiv der lesenden Mädchen im Denken und Schaffen Ankers eingenommen hat.

Kleine Manifeste für Chancengleichheit
Lesende Mädchen sind damals wie heute ein Zeichen dafür, dass eine Gesellschaft in die Bildung von Frauen investiert. Während Ankers Tätigkeit als Künstler und Berner Politiker im 19. Jh. war der Zugang zu Bildung für Mädchen nicht selbstverständlich. Erst nach der Totalrevision der Schweizer Bundesverfassung 1874 wurde die allgemeine Schulpflicht – für Knaben wie für Mädchen – im ganzen Land durchgesetzt.

In seinen politischen Funktionen hat Anker sich für das Recht auf Bildung von Kindern stark gemacht und sich zum Beispiel für die Einführung des Kindergartens und der Sekundarstufe in Ins eingesetzt. Auch als Künstler hat er das Thema «Bildung» aufgegriffen und es mit Darstellungen von Kindern auf dem Schulweg, während des Schulunterrichts sowie mit einer Vielzahl von Darstellungen lesender Mädchen wiedergegeben. Gerade letztere Werke wirken vor dem Hintergrund seines bildungspolitischen Engagements wie kleine Manifeste für Chancengleichheit.

Lesende Mädchen
Unter Ankers zahlreichen Darstellungen des heimatlichen Dorflebens in Ins sind vor allem seine Kinderporträts von stiller und eindrücklicher Kraft. Die Mädchen und jungen Frauen – stets in ihrer Individualität erfasst – sind vollkommen natürlich in ihre Lektüre und ihr Schreiben versunken. So auch im Aquarell Cécile Anker in blauer Fayencefarbe, das Ankers jüngste Tochter beim Lesen porträtiert.

Lesen beflügelt die Fantasie, ermöglicht Zugang zu Wissen und hilft, das eigene Denken zu schulen. Ankers Darstellungen zeigen uns somit nicht nur genrehafte Kinderporträts, sondern junge Mädchen am Beginn einer geistigen Emanzipation, die sich der Künstler bereits im 19. Jh. für alle Bürger:innen der Schweiz wünschte.

Anlass des Albert Anker-Schwerpunkts in der Sammlungspräsentation des Kunstmuseum Bern ist die Eröffnung des Centre Albert Anker in Ins im Frühsommer 2024. Eröffnung Die Ausstellungseröffnung findet am Donnerstag, 21. März 2024 ab 18:00 Uhr statt. Der Eintritt in die Ausstellung ist an diesem Abend frei. (mc/pg)

Kunstmuseum Bern

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