«GUT» Der Anfang ist weisses Gold» – Geschichten der Sanktgaller Tuchherstellung 1250 bis Bignik

«GUT» Der Anfang ist weisses Gold» – Geschichten der Sanktgaller Tuchherstellung 1250 bis Bignik
(Bild: Sammlung Textilmuseum St. Gallen)

St. Gallen kann auf eine viele hundert Jahre währende Textilgeschichte zurückblicken, die ihren Anfang im Mittelalter nimmt. Die hohe Qualität begründet einst den Ruhm der St. Galler Leinwand; als «Weisses Gold» wird sie zu einem Mythos, der bis heute nachwirkt.

Die Konzept- und Aktionskünstler Frank und Patrik Riklin vom St.Galler Atelier für Sonderaufgaben nehmen textile Traditionen auf und verleihen ihnen mit «Bignik», einer jährlich wachsenden sozialen Skulptur, neue Bedeutung. In einer freien künstlerischen Interpretation verbindet Martin Leuthold, selbst Ikone zeitgenössischer Textilgestaltung, textile Vergangenheit und Gegenwart und kreiert eine raumgreifende Installation, die vom 22. April 2022 bis zum 29. Januar 2023 im Textilmuseum St. Gallen zu sehen ist.

Weisses Gold
Seit dem 13. Jahrhundert zählt die Leinwandproduktion zu den wichtigsten Einnahmequellen der Stadt und Region St. Gallen. Zehntausende Menschen beschäftigen sich mit dem Weissen Gold: dem Anbau von Flachs, dem Spinnen von Garn sowie dem Weben, Bleichen und Veredeln der Tücher. Dass die Leinwand über alle Produktionsstufen hinweg den höchsten Ansprüchen genügt, darüber wachen Zünfte und städtische Behörden. Mit einem «G» bezeugen sie die Herkunft («St. Gallen») – in mancher Lesart auch die Qualität («Gut») – der für den Fernhandel bestimmten Textilartikel. Als das Leinwandgewerbe im 18. Jahrhundert unter Druck gerät, beginnt sich die Textilregion St. Gallen neu auszurichten – und bringt zuerst die Baumwollverarbeitung, später dann die Stickerei zur Blüte.

Bignik
Die Leinwand-Zeit hat vor Jahrhunderten ein Ende gefunden und mit ihr sind die zum Bleichen auf den Wiesen ausgelegten Stoffbahnen verschwunden. Und doch sind die Hügel um St. Gallen heute wieder mit Tuch bedeckt – zumindest sporadisch. «Gemeinsam ein riesiges Picknick-Tuch für die ganze Bevölkerung erschaffen, bestehend aus 293‘438 Tüchern, exakt so viele wie die Einwohnerzahl der Region.» Das ist die Vision der Brüder Frank und Patrik Riklin vom Atelier für Sonderaufgaben, die im Jahr 2012 gemeinsam mit der REGIO Appenzell AR-St. Gallen-Bodensee das Projekt «Bignik» ins Leben rufen und seitdem Jahr für Jahr eine Auslegung an unterschiedlichen Orten in der Region initiieren.
Nach 10 Jahren Sammeln und Nähen wird die Stadt St. Gallen 2022 zum Auslegungsort: Weiss stösst auf Rot, Wirtschaft auf Kultur, Geschichte auf Leben. Aus diesem Anlass zeigt das Textilmuseum St. Gallen die Ausstellung «GUT» Der Anfang ist weisses Gold», in der sich textile Vergangenheit und Gegenwart zu einem visuellen Gesamtkunstwerk verbinden. (Textilmuseum St. Gallen/mc/ps)

Textilmuseum St. Gallen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert