Kunsthaus Zürich: Jeffrey Gibson – Ein neuer Treffpunkt für Zürich

Zürich – Ab dem 13. Juni 2025 verwandelt der US-amerikanische Künstler Jeffrey Gibson das Foyer des Chipperfield-Baus in eine monumentale Installation – frei zugänglich, farbenfroh, einladend. Mit diesem ersten Auftrag an einen Künstler, ein neues Werk speziell für die Eingangshalle zu schaffen, macht das Kunsthaus den Eingangsbereich zu einem vollwertigen Kunstraum – offen für alle und kostenlos zugänglich. Damit erfüllt sich Chipperfields Idee eines öffentlichen Raums unter Dach: ein Ort der Begegnung, der Kunst und der Stadtgesellschaft.
Jeffrey Gibson verbindet westliche Stileinflüsse mit nordamerikanischen indigenen Traditionen und entwickelt daraus eine eigenständige Ästhetik, die kulturelle Grenzen hinterfragt und tradierte Denkmuster aufbricht. Für das Foyer des Chipperfield-Baus schafft der Künstler nun sein erstes Werk in situ – eine ortsspezifische Installation, die den öffentlichen Raum mit seiner künstlerischen Sprache neu definiert. Seit über zwei Jahrzehnten arbeitet Gibson an der Schnittstelle von Malerei, Installation, Video und Performance. Leuchtende Farben, komplexe Muster, Texte, gefundene Objekte und Klang verschmelzen dabei zu vielschichtigen Kompositionen, die globale Historien aufgreifen und zugleich die Grenzen zwischen Kunsthandwerk und bildender Kunst bewusst verwischen.
EINE INSTALLATION FÜR DAS FOYER HAEFNER
Für Gibsons erste Ausstellung in einem kontinentaleuropäischen Museum – nach der gefeierten Einzelausstellung für den US-Pavillon bei der 60. Biennale von Venedig 2024 und vor der Enthüllung eines neues Fassadenbildes am Metropolitan Museum in New York im September 2025 – entwickelt der Künstler nun eine eigens auf das Foyer Haefner des Chipperfield-Baus zugeschnittene Installation, «BOSHULLICHI / INLƲCHI – WE WILL CONTINUE TO CHANGE». Seine Raumgestaltung vereint Malerei, Skulptur, Siebdruck, Perlenstickerei, Keramik und Textilien zu einem Ensemble – ein immersives Gesamtkunstwerk, das auch performativ aktiviert werden kann. Mit seinem Formenrepertoire und den Materialien, die er verwendet, bezieht sich Gibson auf nordamerikanische indigene Traditionen: von der Weberei und Perlenstickerei bis hin zu Keramik und Korbflechterei. Sein Interesse an Schmuck und Kleidung als skulpturale Objekte zeigt sich im Einsatz von Fransen, Bändern und Schellen, die auf die historische und zeitgenössische Ästhetik von Tänzen der indigenen Bevölkerung Nordamerikas oder von Powwow-Regalien verweisen. Diese Materialien werden auf bemalten Leinwänden, Skulpturen und ganzen Gebäuden aufgeschichtet. In der dichten Interaktion von Mustern, Farben und Texten lotet Gibson die formalen Möglichkeiten geometrischer und gestischer Abstraktion aus. In diesem Zusammenspiel tritt Gibsons Kunst in Dialog mit Künstlerinnen und Künstlern wie Kasimir Malewitsch, Anni Albers, Corita Kent und Jaune Quick-to-See Smith. Indem er solch unterschiedliche Referenzen verwebt, lässt Gibson die Grenzen zwischen Kitsch und bildender Kunst, zwischen Populärkultur und Avantgarde verschwimmen – und eröffnet neue Perspektiven auf indigene Gegenwartskunst jenseits herkömmlicher Kategorien. Sich immer mit dem jeweiligen Ort seiner Installationen auseinandersetzend, erkundet Gibson in Zürich Schweizer Masken- und Fastnachtstraditionen, die Zürcher Konkreten und die performative Kunstgeschichte der Stadt wie Dada.
BOSHULLICHI / INLƲCHI – WE WILL CONTINUE TO CHANGE
Der Titel «BOSHULLICHI / INLƲCHI – WE WILL CONTINUE TO CHANGE» enthält zwei Choctaw-Wörter, die beide Veränderung bedeuten. «Boshullichi» bedeutet, etwas in Stücke zu zerbrechen, etwas abzubauen und zu verändern. «Inlʋchi» bedeutet, etwas anders zu machen, etwas wiederherzustellen und neu aufzubauen.
Diese Begriffe bieten vielfältige Möglichkeiten, darüber nachzudenken, wie Menschen mit Absicht leben und Entscheidungen in einer sich schnell verändernden und überwältigenden Welt treffen können. Veränderung ist konstant und unvermeidlich, sowohl in der natürlichen als auch in der konstruierten Umwelt. Durch seine Arbeit versucht Gibson, einen kollektiven Dialog anzuregen, der an einen gemeinsamen Tisch einlädt und zu einer menschlicheren Zukunft beiträgt, die auf dieser Verbundenheit beruht.
KUNST FÜR ALLE
Der Zugang zum Foyer Haefner und zur Installation von Jeffrey Gibson ist kostenlos – damit löst das Kunsthaus Zürich ein Versprechen ein, welches mit dem neuen Kunsthaus verbunden ist: Ein «Stadtplatz», auf dem sich Menschen aus der ganzen Stadt treffen und kostenlos Kunst geniessen können. Eine monumentale, farbenfrohe Umgebung, in der jeder willkommen ist. Die Installation wird voraussichtlich bis Ende 2026 zu sehen sein.
JEFFREY GIBSON
Jeffrey Gibson (geb. 1972 in Colorado Springs, CO, lebt und arbeitet in New York) ist Künstler, Kurator und Pädagoge. Er wuchs in grossen urbanen Zentren der Vereinigten Staaten, Deutschlands, Koreas und Grossbritanniens auf. Er gehört der Mississippi Band of Choctaw Indians an und stammt von Cherokees ab. 1995 absolvierte Gibson seinen Bachelor of Fine Arts in Malerei an der School of the Art Institute of Chicago, und 1998 seinen Master of Arts in Malerei am Royal College of Art, London.
Die Präsentation im Kunsthaus Zürich wird von Abigail Winograd kuratiert, einer unabhängigen Kuratorin und Autorin, die zurzeit als Co-Direktorin und Chefkuratorin der Pueblo Unido Gallery tätig ist. Sie hat Jeffrey Gibsons Ausstellung für den US-Pavillon an der 60. Biennale von Venedig 2024 cokuratiert. Winograd hat weltweit Ausstellungen kuratiert und Positionen am Gray Center for Arts and Inquiry, am Smart Museum of Art, am Frans Hals Museum, am Museum of Contemporary Art Chicago, am Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, am Blanton Museum of Art und am Art Institute of Chicago innegehabt.
Die Präsentation des Werks von Jeffrey Gibson wurde von einer Zürcher Kulturstiftung ermöglicht. Die Aktivierung des Werks erfolgt durch Zuwendungen des Gateway Funds, eines Fonds zur Unterstützung öffentlicher Kunstinstallationen im Kunsthaus Zürich