Kunsthaus Zürich stärkt Provenienzforschung

Kunsthaus Zürich stärkt Provenienzforschung
Philipp Hildebrand, Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft. (Foto © Patricia von Ah)

Zürich – Das Kunsthaus Zürich hat eine neue Strategie zur Provenienzforschung ihrer Sammlung veröffentlicht.

Die Merkmale der neuen Strategie des Kunsthauses zur Provenienzforschung sind:

  • Proaktives Vorgehen, professionelle Prüfstandards und Qualitätsstandards .
  • Faire und gerechte Lösungen bei substantiierten Hinweisen auf unrechtmässigen Besitz.
  • Mehr Ressourcen und verbesserte Transparenz.
  • Eine unabhängige internationale Expertenkommission unterstützt die Provenienzforschung.

Da die Zürcher Kunstgesellschaft Eigentümerin der Sammlung ist, steht der Vorstand in der Verantwortung, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und über faire und gerechte Lösungen zu entscheiden. «Wir haben in den letzten Monaten intensiv an einer neuen Ausrichtung der Provenienzforschung gearbeitet, eine der Prioritäten seit Amtsantritt von Ann Demeester und mir. Und ich freue mich, heute im Namen des Vorstands und gemeinsam mit der Direktion eine zeitgemässe und klare Strategie vorzustellen. Unser oberstes Ziel muss immer sein, die Herkunft unserer Werke professionell zu prüfen und faire und gerechte Lösungen zu ermöglichen, falls es substantiierte Hinweise auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut gibt. Wir sind uns bewusst, dass dies ein langwieriger und komplexer Prozess sein wird: Die Geschichte jedes betroffenen Kunstwerks ist letztlich ein Einzelfall. Mit der heutigen Strategie setzen wir der kommenden Herausforderungen einen klaren Rahmen.», so Dr. Philipp M. Hildebrand, Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft.

Proaktiver und transparenter Umgang mit Forschungsergebnissen
In Zukunft wird das Kunsthaus Zürich mit Werken proaktiver umgehen, die nach vertiefter Forschung als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut eingestuft werden könnten. Darunter können unter spezifischen Bedingungen auch Verkäufe von Kunstwerken durch Emigrantinnen und Emigranten in sogenannt sicheren Drittländern ausserhalb des Machtbereichs der Nationalsozialisten fallen, wie der Schweiz. Die Priorität der Provenienzforschung liegt auf der eigenen Sammlung sowie auf Neuzugängen. Die laufende systematische Überprüfung der Sammlungsbestände wird weitergeführt und vertieft. Dabei werden Werke auf ihre Provenienz geprüft, die vor 1945 entstanden sind und in der Zeit von Januar 1933 bis Mai 1945 ihren Besitzer gewechselt haben. Das Kunsthaus Zürich wird die interne und externe Vermittlung schrittweise intensivieren und sich auf fachlicher Ebene noch stärker vernetzen.

«Als Museum tragen wir eine grosse gesellschaftliche Verantwortung», so Direktorin Ann Demeester. «In diesem Zusammenhang halten wir einen proaktiven und möglichst transparenten Umgang mit Provenienzforschung für essenziell. Ebenso wichtig wie die Forschung ist dabei unser Umgang mit möglichen Resultaten. Zugleich müssen wir anerkennen, dass Provenienzforschung komplex ist, weil jeder Fall separat analysiert und beurteilt werden muss. Wir haben aus diesem Grund entschieden, das Team zu verstärken und neue Stellen zu schaffen – auch dank der Unterstützung des Bundesamtes für Kultur und des Kantons Zürich. Dessen Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, das Projekt im Rahmen der Legislatur-Tranche 2019–2023 für die kommenden Jahre mit CHF 1 Mio. zu unterstützen.»

Unabhängige, internationale Kommission
Ausdrücklich unterstützt das Kunsthaus Zürich die Bemühungen, auf nationaler Ebene eine unabhängige Kommission für NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter einzurichten. Bis dieses Gremium gebildet worden ist, wird die Zürcher Kunstgesellschaft eine internationale Expertenkommission etablieren, welche als unabhängige Instanz die Zürcher Kunstgesellschaft bei der Beurteilung von eigenen Forschungsergebnissen unterstützt und berät. Diese Kommission soll bis zum Herbst 2023 eingerichtet sein.

WEITERE INFORMATIONEN ONLINE

(Kunsthaus Zürich/mc/ps)

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