Kunstmuseum Bern: Geheimnisvolles und Unheimliches

Kunstmuseum Bern: Geheimnisvolles und Unheimliches

Carlos Schwabe, La vague, 1907, Öl auf Leinwand, 196 x 116 cm. (© Musée d’art et d’histoire, Ville de Genève. Photo : Bettina Jacot-Descombes)

Bern – Die Ausstellung Mythos und Geheimnis. Der Symbolismus und die Schweizer Künstler beleuchtet mit rund 200 Werken, von denen viele Schlüsselwerke der Epoche sind, erstmals die wichtige Rolle der Schweizer Künstler im internationalen Kontext des Symbolismus.

Grosse Schweizer Maler, Plastiker, Grafiker und Fotografen werden in Verbindung gesetzt zu den symbolistischen Künstlern der Nachbarländer. Ein Drittel der ausgestellten Werke stammen aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern. Sie werden ergänzt durch Leihgaben aus Schweizer Museen und herausragenden Sammlungen des Auslandes. Die Ausstellung bietet so eine seltene und vielseitige Übersicht über den Symbolismus.

Werke, die der sichtbaren Realität zuwiderlaufen
Entstanden ist der Symbolismus in der Kunst in Paris um 1890, wobei Schweizer Künstler wie Ferdinand Hodler, Carlos Schwabe und Félix Vallotton besonders anregend gewirkt haben. Die symbolistische Kunst umfasst Werke, die der sichtbaren Realität zuwiderlaufen. Sie zeigen Wirklichkeiten, die naturwissenschaftlich nicht gesichert sind, aber in den Vorstellungen existieren. Neben zentralen Werken von Ferdinand Hodler, Félix Vallotton, Arnold Böcklin, Carlos Schwabe und Giovanni Segantini werden in der Ausstellung unter anderen Meisterwerke von Gustav Klimt, Fernand Khnopff, Franz von Stuck, Gaetano Previati, William Degouve de Nuncques und Hans Thoma gezeigt. Die Ausstellung umfasst Gemälde, Zeichnungen, Fotos, Drucke, Bücher, Plakate und Skulpturen und ist nach Themen gegliedert.

Sehnsuchtsorte und Sphären des Erahnbaren
Der Symbolismus ist nicht ein Stil, sondern bezeichnet eine Haltung. Ziel der internationalen Bewegung um 1890 ist die Abkehr von der profanen Realität im industriellen Zeitalter, das von Technik, Verstädterung und Anonymität der Massengesellschaft geprägt war. Die Symbolisten entlarven die rationale Seite der Welt als kalt-erstarrte Oberfläche, hinter der das wahre Leben, das Geheimnisvolle und Wunderbare locken, aber ebenso das Unheimliche und Triebhafte lauern. Den Künstlern kommt die Rolle zu, das Verlorene, das Geheimnis, die Schönheit und die Wahrheit erfahrbar zu machen. Der Symbolismus hat sich unterschiedliche künstlerische Strömungen einverleibt und daraus Neues geschaffen. Er wird geprägt von der Trauer über ein Ende und von der Hoffnung nach einem Neubeginn und ist damit auch der jetzigen Epoche vertraut. Nicht nur die Grenzen zwischen den Künsten lösen sich auf, auch die Haltung des Menschen gegenüber der Natur verändert sich. Der Mensch, der durch die heftigen Stürme der Romantik durchgeschüttelt worden war, wendet sich vermehrt wieder spirituellen Werten zu, wobei er sich stärker dem Kosmos als dem Göttlichen annähert. (KMB/mc/hfu)

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