Robert Frank im Robert Walser-Zentrum

Robert Frank im Robert Walser-Zentrum

Bern – Am 30. März eröffnet das Robert Walser-Zentrum in Bern eine Foto-Ausstellung von Robert Frank. Der in New York lebende Künstler von Weltrang hat die Ausstellung eigens für das Robert Walser-Zentrum gestaltet. Franks Ausstellung ist eine Hommage für den von ihm bewunderten Schriftsteller Robert Walser.

Sie verdeutlicht die hohe Bedeutung, die Walser für die bildende Kunst hat. Zu sehen sind Originalabzüge aus allen Werkphasen von Frank. Viele der Fotografien werden erstmals öffentlich gezeigt. An der Eröffnung sprechen Paul Nizon und Alexander Tschäppät. Im April zeigt das Kino Kunstmuseum in Bern ein Spezialprogramm mit Filmen von Robert Frank. Am 27. April 2012 erhält Robert Frank den Swiss Press Photo Lifetime Achievement Award der Fondation Reinhardt von Graffenried.

Ausstellung
Die Ausstellung »Robert Frank: Ferne Nähe/Distant Closeness. Hommage für/A Tribute to Robert Walser« umfasst 21 Originalfotografien (Vintage-Prints) von Robert Frank. Die Ausstellung wurde von Robert Frank in Zusammenarbeit mit Reto Sorg, dem Leiter des Robert Walser-Zentrums konzipiert und stellt eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk Robert Walsers dar, dem Frank sich als Künstler verbunden fühlt und dessen Werk ihn seit Jahren begleitet. Da Robert Frank seit langem keine unbekannten und unveröffentlichten Bilder mehr zeigt, stellt die Ausstellung im Robert Walser- Zentrum eine kleine Sensation dar. Frank versteht sie als Zeichen der Wertschätzung für einen Künstler, den er bewundert, und als Unterstützung für das Robert Walser-Zentrum, dessen Forschungs- und Vermittlungsarbeit ihm am Herzen liegt.

Überraschende, tiefe innere Verwandtschaft
Der Titel der Ausstellung ›Ferne Nähe‹ bezeichnet nicht nur das Verhältnis der beiden Künstler, sondern ist auch das leitende ästhetische Prinzip, das ihrer künstlerischen Haltung zu Grunde liegt. Walser und Frank entfalten in ihren Werken eine besondere Atmosphäre, die das Dargestellte poetisch entrückt und verfremdet. Was ein Kunstwerk einfängt und dem Betrachter nahe bringt, erscheint in medialer Distanz – der fotografischen Aufnahme oder des literarischen Textes. Alle in der Berner Ausstellung gezeigten Fotografien thematisieren die Wahrnehmung und den Akt der Darstellung. Das breite Spektrum von Repräsentationen des Sehens und Gesehen-Werdens, das Franks Werk auszeichnet, korrespondiert mit Walsers literarisch gestaltetem Bewusstsein, für das der Blick auf die Dinge das Entscheidende ist. Frank und Walser sind durch Welten getrennt, doch darin entdeckt man eine überraschende, tiefe innere Verwandtschaft.

Stellenwert Walser’s in der bildenden Kunst
Die Ausstellung markiert indirekt, aber sehr anschaulich den Stellenwert, den Walsers Werk im Bereich der bildenden Kunst hat. Robert Walser wurde durch seinen älteren Bruder Karl früh für die Malerei sensibilisiert. Sein Schreiben ist eine große Auseinandersetzung mit den Bedingungen der Wahrnehmung und den Fragen der Darstellung in einer bereits damals vom Medienwandel geprägten Welt. Nachdem Robert Walser 2011 an der Biennale in Venedig im spanischen Pavillon ein Thema war, finden aktuell in Chicago und Newcastle Ausstellungen statt, in denen Künstler wie Fischli/Weiß, Thomas Schütte und Rosemarie Trockel Werke zeigen, die ›In the Spirit of Robert Walser‹ entstanden sind. Weitere Veranstaltungen unter anderem in New York und im Kunsthaus Aarau sind in Vorbereitung. (RWZ/mc/hfu)

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