AXA Crashtests: Autonomes Fahren polarisiert

AXA Crashtests: Autonomes Fahren polarisiert
(Bild: Melanie Duchene / EQ Images / AXA)

Winterthur – Das vollautomatisierte Fahrzeug wird die Verkehrssicherheit erhöhen, davon sind die Unfallforscher der AXA überzeugt. Dennoch wird es auch in Zukunft Unfälle geben. An ihren Crashtests in Dübendorf zeigt die AXA mit drei Crashversuchen, welche neuen Risiken entstehen und welche Unfälle sich auch mit der besten Technik nicht vermeiden lassen. Gleichzeitig präsentiert sie die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage. Diese zeigt: In der Bevölkerung herrschen noch einige Vorbehalte gegenüber dem automatisierten Auto.

Das automatisierte Fahrzeug wird den Strassenverkehr deutlich verändern. Welche Risiken neu entstehen können und welche Unfälle sich auch künftig nicht vermeiden lassen, zeigt die AXA Winterthur an ihren Crashtests in Dübendorf. Gleichzeitig präsentiert sie die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, welche aufzeigt, dass das Thema polarisiert: Rund jeder vierte der befragten Schweizer würde in Zukunft gerne oder sehr gerne ein autonomes Fahrzeug nutzen – rund die Hälfte der Befragten möchte dies hingegen nicht oder sogar auf keinen Fall. In Deutschland würde immerhin rund jeder dritte Befragte gern oder sehr gern ein autonomes Auto nutzen wollen, doch auch hier gaben mehr als 40 Prozent der Befragten an, dass sie dies lieber nicht möchten.

Technik unterstützt den Menschen
Aus einer Sicherheitsperspektive unterstützen die Unfallforscher der AXA den technologischen Fortschritt hin zum vollautomatisierten Fahren. Bereits heute lässt sich nachweisen, dass manche Fahrerassistenzsysteme die Sicherheit deutlich erhöhen. So belegen Studien der AXA Unfallforschung, dass Personenwagen mit Notbremsassistenzsystemen je nach untersuchtem Fahrzeugmodell zwischen 30 und 69 Prozent weniger Auffahrkollisionen verursachen. Und ESP (Electronic Stability Program), das gezielt einzelne Räder abbremst, um ein Schleudern zu verhindern, führt gemäss AXA zu mehr als 40 Prozent weniger Selbst- und Schleuderunfällen.

Da die AXA Winterthur vom Potenzial solcher Systeme überzeugt ist, will sie in Zukunft die Sicherheitsausstattung eines Fahrzeugs bei der Tarifierung noch stärker berücksichtigen als dies heute schon der Fall ist. Als erster Schritt in diese Richtung offeriert sie von Januar bis März 2018 Kunden, die ein Auto mit Notbremsassistent erwerben, einen einmaligen Prämienrabatt.

«Über 90 Prozent aller Unfälle werden heute nach wie vor vom Menschen verursacht. Mit einer verbesserten Technik, ausgereifteren Sensoren und weiterentwickelten Systemen bin ich überzeugt, dass das automatisierte Fahrzeug die Sicherheit deutlich erhöhen wird», erklärt Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung & Prävention bei der AXA Winterthur.

Zahlreiche Fragen in Bezug auf die Einführung der automatisierten Fahrzeuge sind derweil noch offen, unter anderem, wie gross die Akzeptanz der Autofahrerinnen und Autofahrer sein wird. Wie die Umfrage der AXA aufzeigt, ist das Vertrauen in die Technik noch eher verhalten: Rund die Hälfte der befragten Schweizer und Deutschen gab an, dass sie es einem Computer nicht zutrauen, dass er zuverlässig steuern kann und sich im Verkehr richtig verhält. Aber auch die Freude am Fahren kommt zur Geltung: Mehr als 60 Prozent der befragten Männer und Frauen in Deutschland und der Schweiz gaben an, dass sie Freude am Autofahren haben und nicht darauf verzichten möchten.

Trotz gewisser Vorbehalte glaubt immerhin jeder dritte Befragte in der Schweiz und jeder vierte in Deutschland, dass autonome Autos künftig sicherer fahren werden als der Mensch. Auffällig ist, dass Frauen und Männer in der Schweiz dies sehr unterschiedlich beurteilen: So sind 47 Prozent der Schweizer Männer der Meinung, dass autonome Autos in Zukunft sicherer fahren werden als der Mensch, von den Frauen denken dies nur gerade 22 Prozent. Männer und Jüngere zeigen sich insgesamt offener fürs autonome Fahren als Frauen und ältere Personen. Von den 18-34-Jährigen sagt fast die Hälfte der Befragten in der Schweiz, dass sie die Zeit der Autofahrt gerne für andere Tätigkeiten wie arbeiten, lesen, schlafen oder anderes nutzen würden, von den über 35-Jährigen sagt dies rund jeder Dritte. Ähnlich verhält es sich auch in Deutschland.

Die Umfrage zeigt zudem auf, dass der Anspruch an die Sicherheit von automatisierten Fahrzeugen seitens der Befragten äusserst hoch ist: Rund 40 Prozent aller Befragten in Deutschland und der Schweiz sind der Meinung, dass autonome Fahrzeuge nicht nur weniger Unfälle verursachen sollten als herkömmliche, sondern dass sie gar keine Unfälle verursachen dürfen, um als sicher zu gelten.

Neue und bestehende Risiken im Crashtest
Die Vision, dass es in Zukunft gar keine Unfälle mehr geben wird, ist aus heutiger Sicht jedoch noch unrealistisch. «Durch softwarebasierte Lösungen entstehen neue Risiken, die heute noch nicht beziffert werden können, wie etwa technische Mängel oder auch Hackerangriffe, deren Risiko durch vernetzte Fahrzeuge zunehmen wird», so die Unfallforschungsexpertin Zahnd. Was dabei passieren kann, zeigt die AXA heute in einem Crash, bei dem die Fahrzeugbremse manipuliert wird, so dass das Auto mit voller Motorleistung beschleunigt anstatt zu bremsen. Daneben gibt es bestehende Risiken, die sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen. Dazu gehören beispielsweise Naturereignisse oder Glasschäden. Welche Schäden etwa ein Steinschlag am Fahrzeug verursachen kann, zeigt die AXA in einem weiteren Crashversuch.

Eine Unfallbilanz von null Toten und Verletzten ist auch deshalb noch in weiter Ferne, weil Personenwagen nur bei einem Teil der Unfälle involviert sind und sich durch das automatisierte Fahren nur diese Unfälle vermeiden lassen könnten. Andere Unfälle, wie etwa Selbstunfälle von Velofahrern oder Motorradfahrern, werden die Unfallbilanz weiterhin belasten. «Es ist zudem denkbar, dass in einer Übergangsphase, in der automatisierte, teilautomatisierte und herkömmliche Autos sowie andere Verkehrsteilnehmer gleichzeitig im Verkehr anzutreffen sind, die Unfallquote ansteigen wird, da der Mischverkehr neue Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich bringt», erklärt Bettina Zahnd.

Für Unfallopfer ist auch in Zukunft gesorgt
Fest steht, dass die AXA Winterthur weiterhin für sämtliche Schäden gegenüber Dritten aufkommen wird, die durch ein bei ihr versichertes Fahrzeug entstehen, unabhängig davon, ob es sich um ein automatisiertes oder herkömmliches Fahrzeug handelt. «Anschliessend werden wir prüfen, wer die Verantwortung für den Unfall trägt und ob beispielsweise ein technisches Versagen zum Unfall geführt hat. Um solche Fragen müssen sich unsere Versicherten und die Geschädigten aber nicht kümmern – das übernehmen wir als Versicherer und für die Leistungen im Schadenfall ist in jedem Fall gesorgt», so Zahnd.

Da bisher noch kaum ein Auto vollautomatisiert im Verkehr fährt, liegen noch keine Erfahrungen zur Unfallwahrscheinlichkeit oder möglichen Ursachen vor. In der Unfallrekonstruktion sowie in der Unfallursachenforschung war bisher die Analyse von Bremsspuren und Beschädigungen am Fahrzeug entscheidend. Mit der zunehmenden Vernetzung der Fahrzeuge werden jedoch die Daten, welche das Fahrzeug aufzeichnet, immer wichtiger, um den Unfallhergang genau zu rekonstruieren. «Ohne Zugang zu unfallrelevanten Fahrzeugdaten wird es in Zukunft nicht mehr möglich sein, einen Unfall eindeutig aufzuklären», betont Bettina Zahnd.

Fahrzeugdaten sind für die Unfallrekonstruktion unerlässlich
Schon heute werden bei neueren Fahrzeugen zahlreiche Daten aufgezeichnet und automatisch an den Fahrzeughersteller übermittelt. Autofahrer sind sich jedoch oftmals nicht bewusst, welche Daten dies sind. Bisher ist die Frage, wem die Hoheit über die Daten zukommt, noch nicht geklärt. Die Unfallforscher der AXA fordern Transparenz und Entscheidungsrechte für die Fahrzeughalter. «Der Fahrzeughalter muss selber bestimmen können, welche Daten übermittelt werden, wer auf seine Fahrzeugdaten zugreifen kann und für welchen Zweck diese verwendet werden. Im Falle eines Unfalls muss zudem geklärt sein, in welcher Form die Daten für die Unfallanalyse herangezogen werden können», erklärt Bettina Zahnd.

Wie die Umfrage der AXA zeigt, sind rund 80 Prozent aller Befragten der Meinung, dass die Daten, welche das Fahrzeug aufzeichnet, dem Fahrzeughalter oder dem jeweiligen Fahrer gehören. Nur 6 Prozent sind der Meinung, dass diese Daten dem Fahrzeughersteller gehören. Auch ist die Zustimmung der Befragten, dass Daten wie ständige GPS-Position oder Ziel des Navigationsgeräts automatisch an den Fahrzeughersteller übermittelt werden, relativ gering. Höher ist die Zustimmung für einen automatischen Datentransfer, wenn es um technische Angaben wie Öldruck, Treibstoffverbrauch oder Reifendruck geht. Generell sind jüngere Personen eher bereit, Daten mit dem Hersteller oder anderen Stellen zu teilen als ältere Personen. Am höchsten ist die Bereitschaft, Daten zu teilen, wenn es um Ferndiagnosen des Fahrzeugs oder Unfallforschungszwecke geht.

Forderungen der Abteilung Unfallforschung & Prävention der AXA Winterthur

  • Transparenz über den automatischen Transfer von Fahrzeugdaten: Autohalter müssen darüber informiert werden, welche Daten von ihrem Fahrzeug automatisch aufgezeichnet und übermittelt werden
  • Datensouveränität: Autobesitzer müssen selber über die Verwendung und Nutzung der Fahrzeugdaten bestimmen können
  • Unfallanalyse: Im Falle eines Unfalls müssen unabhängige Stellen wie Polizei und der betroffene Versicherer Zugriff auf die unfallrelevanten Daten erhalten, um die Unfallursache eindeutig ermitteln zu können

(AXA/mc)

AXA Winterthur

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