Glencore-GV: Kritiker nutzen Podium

Glencore-GV: Kritiker nutzen Podium

Zug – Der Rohstoffkonzern Glencore hat knapp ein Jahr nach dem Börsengang in Zug seine erste Generalversammlung abgehalten. Hilfswerke, Entwicklungsorganisationen und Politaktivisten warfen dem Multi Korruption, Steuerflucht und Missachtung von Menschen- und Umweltrechten vor.

Vertreter der Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien, der Erklärung von Bern, von Brot für alle, Fastenopfer und Swissaid zogen in einer Medienmitteilung eine «ernüchternde Bilanz». Als Einzelaktionäre forderten sie in Auskunftsbegehren mehr Transparenz und von der politischen Schweiz eine bessere Regulation des Rohstoffsektors. Dabei gehe es etwa um die Offenlegung der Steuer- und Abgabezahlungen in den Förderländern, sagte der Rohstoff-Experte von Swissaid, Lorenz Kummer, auf Anfrage. In den USA und der EU würde Gesetzen vorbereitet, die eine länderweise Publikation vorschreiben. Andere Bergbaukonzerne wie Rio Tinto erfüllten dies bereits.

Schärfere Transparenz- und Sorgfaltsstandards für den Sektor fordert auch die NGO-Kampagne «Recht ohne Grenzen». Kummer zeigte sich nach der nur 40 Minuten dauernden GV von Glencore ernüchtert darüber, dass alle Anträge des Verwaltungsrates mit über 99 Prozent angenommen worden seien. Am Rande der GV demonstrierten Aktivisten der JUSO Schweiz mit Transparenten und zwei Vampir-Schauspielern gegen «die Blutsauger von Glencore».

Schwere Vorwürfe
Die britische Nichtregierungsorganisation Global Witness publizierte für die GV einen Bericht über das Geschäftsgebaren des Konzerns in Kongo. Demnach soll Kongos Regierung unter Präsident Joseph Kabila Kupfer- und Kobaltminen weit unter Marktwert verkauft haben, viele davon an den Mittelsmann Dan Gertler. Dadurch könnten Kongos Bevölkerung Einnahmen von über 5 Mrd. Dollar entgangen sein, hiess es. Zudem gebe es Berichte über Kinderarbeit und massive Gewässerverschmutzung. In Kolumbien laufe eine Untersuchung des Rechnungsprüfungshofes, wonach Glencore den Staat bei Bergbau-Lizenzen übervorteilt habe.

Glencore-Sprecher Simon Buerk wies die Vorwürfe, die nicht neu seien, zurück. Glencore habe an der GV die Auskunftsbegehren beantwortet, Fragen seien keine gestellt worden. Die erwähnte Flussverschmutzung etwa habe seit 50 Jahren bestanden. Glencore habe nach der Übernahme der fraglichen Anlage im Jahr 2009 investiert und das Problem gelöst. Konzernchef Ivan Glasenberg habe bereits in einem BBC-Interview erklärt, dass Kinderarbeit nicht toleriert werde und Glencore sei auch nicht am kritisierten Kabila-Deal beteiligt.

Gute Geschäfte
Mit dem Geschäftsgang zeigte sich Glencore zufrieden. In den ersten drei Monaten 2012 habe sich der Handel in allen Segmenten gut entwickelt. Aus der im Februar angekündigten Fusion mit dem britisch-schweizerischen Bergbauunternehmen Xstrata seien vorsteuerliche Synergieeffekte von mindestens 500 Mio. Dollar zu erwarten. Auch an der Generalversammlung von Xstrata haben diverse Organisationen Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen kritisiert.

Die in Baar im Tiefsteuer-Kanton Zug ansässige Glencore war im Mai 2011 an die Börsen von London und Hongkong gegangen. Dabei wurden einige Manager, darunter Konzernchef Ivan Glasenberg, zu Milliardären. Das Unternehmen erzielte 2011 bei einem Umsatz von 186,2 Mrd USD einen Gewinn von 4,3 Mrd USD. (awp/mc/upd/ps)

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