Stefan P. Butz, CEO DKSH, im Interview

Stefan P. Butz, CEO DKSH, im Interview
Stefan P. Butz, CEO DKSH. (Foto: DKSH)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Butz, DKSH hat in der ersten Jahreshälfte den Umsatz um 7,4% gesteigert, Wechselkurseffekte und Übernahmen herausgerechnet waren es 3,7%. Der Reingewinn legte zu, der Betriebsgewinn verharrte auf Vorjahresniveau. Sind Sie mit dem Resultat zufrieden?

Stefan P. Butz: Insgesamt konnten wir im ersten Halbjahr 2018 ein gutes Wachstum vorlegen und haben unseren strategischen Fokus weiter verstärkt. Die Geschäftseinheiten Healthcare, Spezialrohstoffe und Technologie lieferten gute Resultate. Bei der Geschäftseinheit Konsumgüter konnten wir nach mehreren Jahren mit rückläufigen Erlösen mit gezielten Investitionen und Initiativen wieder ein solides Wachstum erzeugen. Insgesamt ist der Nachsteuergewinn von DKSH um 4.5% gewachsen.

DKSH unterstützt Unternehmen bei deren Expansion in Asien. In welchen Ländern lief das Geschäft besonders gut, in welchen weniger?

Besonders hervorheben möchte ich das starke Wachstum in den CLVM-Ländern – also in Kambodscha, Laos, Vietnam und Myanmar. Mittlerweile beschäftigen wir dort weit über 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Konsumnachfrage ist in diesen Märkten derzeit äusserst dynamisch, und DKSH hat es geschafft, sehr gute Positionen zu erarbeiten.

Über die Entwicklung in den anderen Ländern sind wir insgesamt zufrieden, wenngleich wir in China mit dem angekündigten Verkauf des Healthcare-Geschäft vor einer Veränderung stehen.

«Mit über 11’000 Mitarbeitenden ist und bleibt Thailand der wichtigste DKSH-Markt.»
Stefan P. Butz, CEO DKSH

Rund ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet DKSH in Thailand. Seit der Machtübernahme durch das Militär 2014 hat sich die politische Lage beruhigt und das Land ist für Investitionen wieder attraktiv geworden. Spüren Sie das auch in Ihrem Geschäft?

Mit über 11’000 Mitarbeitenden ist und bleibt Thailand der wichtigste DKSH-Markt. Im ersten Halbjahr 2018 war die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen im Bereich Healthcare – also der Vertrieb von Medikamenten, Consumer Health und Medizintechnologie – weiter solide. Im Konsumgüterbereich konnten wir die Nachfrage wieder steigern. In den beiden anderen Geschäftseinheiten Spezialrohstoffe und Technologie schliesslich verzeichneten ebenfalls solide Zuwächse.

Die Healthcare-Sparte steuert mittlerweile über die Hälfte zum Umsatz bei. In China zieht sich DSKH nun aber mit dem Verkauf der Sparte an Warburg Pincus aus dem Geschäft zurück. Weshalb?

Mit dem Transfer des Healthcare-Geschäfts unterstreichen wir unsere verstärkte strategische Fokussierung. In China verfolgten wir seit vielen Jahren eine Nischenstrategie im Bereich Healthcare. Die erweiterte Marktabdeckung hätte eine signifikante Skalierung vorausgesetzt. Im Zuge der regelmässigen Überprüfung unseres Portfolios haben wir mit Warburg Pincus nun den idealen Partner gefunden, der mit seiner Grösse und Erfahrung das Geschäftspotenzial in China bestens ausschöpfen und weiter ausbauen kann. Zudem möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass wir mit den anderen Geschäftseinheiten in China präsent bleiben.

«Es besteht noch viel Potenzial: In Myanmar beispielsweise liegen die jährlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf bei rund 60 US-Dollar.» 

Wie beurteilen Sie die Wachstumsmöglichkeiten der Healthcare-Sparte im asiatischen Raum ohne China?

Mit dem Wachstum der asiatischen Mittelschicht bekommen immer mehr Leute in der Region Zugang zu moderner medizinischen Versorgung – gerade in Staaten wie Myanmar oder Kambodscha. Es besteht noch viel Potenzial: In Myanmar beispielsweise liegen die jährlichen Gesundheitsausgaben pro Kopf bei rund 60 US-Dollar – in der Schweiz sind es knapp 10’000 US-Dollar.

Im Konsumgüter-Bereich fällt im 1. Halbjahr das gegenüber der Vorjahresperiode deutliche Umsatzwachstum auf, aber auch der tiefere Betriebsgewinn. Welchen Faktoren ist dieser geschuldet?

DKSH konnte den Nettoumsatz im Konsumgüterbereich dank der wachsenden Nachfrage in Ländern wie Vietnam und Thailand – aber vor allem auch durch gezielt veranlasste Initiativen – nach mehreren Jahren erstmals wieder steigern. Teil dieser Initiativen ist, zum einen, dass wir das Business Development und das Key-Account-Management sowie die «Route-to-Market» strategisch ausgebaut und erweitert haben. Hinter dem Begriff verstehen wir die Stärkung unseres kapillaren Distributionsnetzwerks in Südostasien.

Zum anderen haben wir Investitionen in unser Geschäft in Indonesien als auch in den Digitalbereich getätigt. Mithilfe dieser gezielten Investitionen, die kurzfristig das Ergebnis belastet haben, konnten wir ein solides Wachstum erzeugen.

Wo sehen Sie im Konsumgüter-Bereich die aktuell grössten Herausforderungen?

Da die Konsumnachfrage – gerade in den ländlicheren Regionen – kontinuierlich steigt, mussten wir hier weitere Investitionen tätigen. Internationale Hersteller waren schon immer das Rückgrat von DKSH. Zudem setzen wir gezielt auf asiatische Marken – die sogenannten «Asian Local Heroes» – und stellen sicher, dass diese in unserem Herstellerportfolio gut vertreten sind. Solche Hersteller sind in der Regel volumenmässig kleiner, aber bergen insgesamt grosses Potenzial.

Ausgehend von den USA verschärfen sich die Handelskonflikte und die Verunsicherung greift spürbar um sich. Vor allem zwischen den USA und China scheint ein Handelskrieg kaum abwendbar. Welche negativen Effekte befürchten Sie für Ihr Geschäft?

Unser Fokus liegt auf Healthcare und Konsumgüter – das sind Sektoren, die derzeit kaum Gegenstand dieser Diskussionen sind. In China verfolgen wir zudem eine auf bestimmte Marktsegmente ausgerichtete Nischenstrategie. Somit erwarten wir also keine grösseren Auswirkungen dieser Spannungen – zumindest solange es nicht zu einer starken Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums führt.

Wenn weniger chinesische Produkte in den USA oder umgekehrt abgesetzt werden, kann das auch eine Chance für uns darstellen. Denn es ist nicht auszuschliessen, dass damit die innerasiatischen Handelsströme gestärkt werden.

Zur Person:
Stefan Butz ist seit Januar 2017 Mitglied der Geschäftsleitung von DKSH und wurde im März 2017 zum CEO ernannt. Zuvor war Stefan Butz Chief Executive Industry & COO Europe/China bei der Intertek Group Plc in London. Das Unternehmen zählt zu den führenden Unternehmen der weltweiten Qualitätssicherungsbranche. Butz hat an der Universität Bayreuth Betriebswirtschaft studiert (Dipl.-Kfm) sowie diverse Executive-Programme absolviert, unter anderem an den Universitäten in Harvard und Wharton.

Zum Unternehmen:
DKSH ist das führende Unternehmen im Bereich Marktexpansionsdienstleistungen mit Schwerpunkt Asien. Wie der Begriff „Marktexpansionsdienstleistungen“ sagt, ist DKSH ein Dienstleister, der anderen Unternehmen und Marken dabei hilft, in neue oder bereits existierende Märkte zu expandieren. DKSH, seit 2012 an der SIX Swiss Exchange kotiert, ist weltweit tätig und hat den Hauptsitz in Zürich. Mit 825 Niederlassungen in 37 Ländern – 800 davon in Asien – und 31,970 Mitarbeitern hat DKSH im Geschäftsjahr 2017 einen Nettoumsatz von CHF 11.0 Milliarden erwirtschaftet. DKSH wurde 1865 gegründet. Als Schweizer Unternehmen ist DKSH aufgrund der langen Firmentradition tief im asiatischen Raum verwurzelt.

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