Florian Dillinger, VR-Präsident Matador Partners Group, im Interview

Florian Dillinger, VR-Präsident Matador Partners Group, im Interview
Florian Dillinger, VR-Präsident Matador Partners Group. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Dillinger, im Moment unternehmen einige Private Equity Firmen grosse Anstrengungen, auch vermehrt Privatanleger und Kleinanleger in diese Anlageklasse zu locken. Müssen Sie auch sehr viel Aufklärungsarbeit leisten oder wissen Ihre potenziellen Kunden bereits ganz gut Bescheid?

Florian Dillinger: „Locken“ ist in diesem Zusammenhang wohl der falsche Begriff. Vielmehr steigt die Nachfrage nach Private Equity von Seiten verschiedener Anlegergruppen, vor allem aufgrund einer hervorragenden und stabilen Performance dieser Anlageklasse in den vergangenen Jahren. Grundsätzlich ist es aber richtig: Vor allem bei manch‘ einem Privatinvestoren ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten – die Debatte über vermeintliche Heuschrecken hat ein verzerrtes Bild von Private Equity gezeigt.

Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es allerorts Schwanengesänge über Privat Equity für Privatanleger. Es hiess, die Idee, diesen Markt auch für den Kleinanleger handelbar zu machen, sei gescheitert…

…wir sind der naheliegende Beweis dafür, dass dies ganz und gar nicht so ist. Mit der Matador Partners Group zeigen wir ja eindrucksvoll, welche interessanten und erfolgreichen Möglichkeiten sich auch dem Privatanleger eröffnen, um über die Börse und unternehmerisch in Private Equity zu investieren und zugleich mit Hilfe einer breiten Streuung auch Risiken zu minimieren.

Sie kaufen Private Equity-Anlagen über den Zweitmarkt. Das bedeutet, wenn die Unternehmen bereits eine „Geschichte“ haben. Wie muss diese aussehen?

Bei den „Secondaries“ handelt es sich um Fonds, die ihr Kapital schon investiert haben. Für Anleger ist das doppelt vorteilhaft. Sie kaufen mit dem Fonds keine Blackbox, die sich ihre Investments erst aussuchen muss, sondern wissen genau, wo der Fondsmanager Chancen ergriffen hat. Und das Ganze hat auch eine gerade für Investoren sehr attraktive zeitliche Komponente: Wenn wir einsteigen, ist der Fonds bereits in der Ausschüttungsphase. Anleger müssen also nicht jahrelang auf Ausschüttungen warten, wie bei Fonds, die gerade erst aufgelegt werden.

Vielmehr fliessen die ersten Rückzahlungen und Gewinne oft bereits nach ganz kurzer Zeit. Das Universum für Secondaries ist dabei riesig und sehr chancenreich: Global existieren mehrere Tausend Private Equity Fonds, in denen grösstenteils institutionelle Anleger investiert sind. Durch ihre Laufzeit von mindestens 10 Jahren ist ein vorzeitiger Verkauf wegen Umstrukturierung oder Liquiditätsallokation nur über den Zweitmarkt möglich. Wir suchen in aller Ruhe aus und treffen unsere Investmententscheidungen erst nach detaillierter Prüfung und fundamentaler Bewertung des Zielobjekts.

«Das Universum für Secondaries ist riesig und sehr chancenreich.»
Florian Dillinger, VRP Matador Partners Group

Aber wie verhindern Sie, dass sie für diese Firmen zu viel bezahlen? Andere Private Equity Firmen haben ja bereits vorher mit den Early Stage-Gesellschaften, die sie als Matador Partners Group dann kaufen, gutes Geld verdient…

Das Problem gibt es systembedingt nicht. Matador investiert nur in Secondary Private Equity, und die wird in aller Regel nur mit Abschlägen verkauft und von uns dann gekauft. Bei zu hohen Preisvorstellungen kommt kein Geschäft zustande.

Wer stösst denn dann die „Secondaries“ ab und warum?

Die Gründe für einen Verkauf können aus den verschiedensten strategischen Überlegungen heraus resultieren und kommen von allen Investoren. Das kann Rückzug aus der Anlageklasse aus regulatorischen Gründen sein, etwa wegen der Volcker-Rule bei den US-Banken oder Solvency II bei den Versicherungen. Manche wollen die Anzahl der Manager-Beziehungen wegen der Betreuungsintensität und dem Kommunikationsaufwand reduzieren. Erbschaftssteuerthemen stehen bei Family Offices im Brennpunkt. Und dann gibt es schlicht und ergreifend auch Notverkäufe, da die Capital Calls nicht bedient werden können.

Die Motive für einen Verkauf resultieren also keineswegs nur aus Unzufriedenheit mit der Rendite?

Nein, ganz im Gegenteil. Private Equity war in den letzten Jahren die erfolgreichste Anlageklasse, so dass einige Investoren sogar verkaufen müssen, da eine Übergewichtung im Gesamtportfolio zu Stande gekommen ist. Zudem werden rege Handelsaktivitäten auf einem stetig wachsenden Markt verzeichnet, was sich klar positiv auf die Liquidität und Fungibilität auswirkt: Mittlerweile machen Secondary Private Equity Aktivitäten 10% des gesamten Private Equity Marktes aus – entsprechend 240 Milliarden Dollar in 2017.

Das Problem bei PE-Anlagen, die brutto ja deutlich über 10% bringen, bleiben die hohen Verwaltungskosten. Wie wollen Sie diese tief halten?

Dazu nur so viel: Mit unter einem Prozent hat Matador die niedrigste Verwaltungskostenquote aller börsennotierten Private-Equity-Beteiligungsgesellschaften – und dafür bieten wir eine breite Diversifikation mir optimalem Chance/Risiko-Verhältnis über alle Regionen und Branchen.

«Private Equity war in den letzten Jahren die erfolgreichste Anlageklasse, so dass einige Investoren sogar verkaufen müssen, da eine Übergewichtung im Gesamtportfolio zu Stande gekommen ist.»

Aber Sie kaufen sich doch in eine Dachfondskonstruktion ein. Die Verwaltungskosten fallen da ja gleich zweimal an…

Dazu kommt aber, wie Sie ja wohl wissen, dass die Renditen bei Private Equity 3-6% höher als bei kotierten Aktien sind – insbesondere, wenn man die Reifephasen gut reitet.

Das Zeitfenster für „Secondary Private Equity“, also jene Unterklasse von Private Equity, auf die Sie sich spezialisieren, reicht von zweieinhalb bis sechseinhalb Jahre nach der jeweiligen Firmengründung. Gibt es innerhalb dieses Zeitfensters noch einmal Besonderheiten?

Nein. Matador investiert grundsätzlich in der rentablen Phase von Beteiligungen, also in der Phase, in der möglichst sofort Ausschüttungen generiert werden.

Bei einem Anlagevermögen von rund 30 Millionen, die Sie im Moment nur haben, braucht es meines Erachtens noch Einiges an Kapital, um eine wirklich kritische Masse zu erreichen…

…da trifft es sich gut, dass wir bereits in diesem Jahr auf 50 Millionen wachsen werden – und das Ziel haben, in drei Jahren 100 Millionen zu erreichen.

In Ihrem Portfolio befindet sich fast alles, was in der PE-Fondsbranche Rang und Namen hat, beispielsweise Alpha Associates. Was ist denn da Matador Partners Group‘s USP?

Unsere Konzentration auf Secondary Private Equity ist in dieser Form einzigartig. Ausserdem haben wir durch unser Netzwerk Zugang zu den Top-Fonds der Branche, in die man im Normalfall nur viel höhere Multimillionensummen investieren kann. Mit anderen Worten: Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir uns ganz klar die Rosinen der Private Equity Fonds weltweit herauspicken können.

Welche Zielgrösse soll Ihre Bilanzsumme in 10 Jahren einmal haben?

Wir peilen ein Volumen von 250 bis 500 Millionen an.

Zum Gesprächspartner:
Der 42jährige Nürnberger Florian Dillinger machte sein Fachabitur im Bayerischen Traunstein und studierte Feinwerk- & Mikrotechnik an der Fachhochschule München. An der Technischen Universität München bildete er sich zum Diplom-Wirtschaftsingenieur, Master of Science weiter und promovierte an der FU Berlin im Jahr 2002. Von Juli 2000 bis Juni 2003 war er bei der Neue Vermögen AG Manager des Aktienfonds AAM Vision Zukunft 2010 Universal und entwickelte die Investitions- und Absicherungsstrategie. Von 09/2005 bis 4/2018 war er bei Matador Private Equity AG Präsident des Verwaltungsrates. Er ist zusätzlich Geschäftsführer der Corporate Finance & Investment GmbH sowie der ELF Partners Group GmbH und hat verschiedene Verwaltungsratsmandate inne. Seit 2005 ist er Präsident des Verwaltungsrates der fusionierten Matador Partners Group AG.

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