Heinrich Leuthard, Vorsitzender der Geschäftsleitung der NKB, im Interview

Heinrich Leuthard, Vorsitzender der Geschäftsleitung der NKB, im Interview
Heinrich Leuthard, Vorsitzender der Geschäftsleitung der NKB. (Foto: NKB)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Leuthard, mit Funders bietet die NKB eine Crowdfunding-Plattform. Wie stark wird diese genutzt?

Heinrich Leuthard: Die Plattform hat in wenigen Monaten bereits einen beachtlichen Erfolg erzielt. Seit Juni 2016 haben über 1‘600 Funder insgesamt über 30 Projekte finanziert, was mehr als CHF 366‘000 generierte. Die NKB startete im Februar 2017 mit drei Projekten, wobei eines bereits in Kürze vor der erfolgreichen Finanzierung steht. Funders ist eine Internetplattform für Erfinder, Kreative, Start-ups, KMU, Vereine, Veranstalter und gemeinnützige Organisationen, die mit zahlreichen Funders (Unterstützern) Projekte realisieren möchten. Seit Februar 2017 präsentiert sich die Nidwaldner Kantonalbank (NKB) auch auf dieser Plattform. Lokale Projektinitianten erhalten somit Möglichkeit, ihre Projekte online einem grossen Publikum zu präsentieren und zusammen mit vielen Unterstützern zu finanzieren.

Wer hatte denn die Idee?

Die Luzerner Kantonalbank (LUKB) brachte die Crowdfunding-Plattform im Juni 2016 auf den Markt. Mit unserer Kooperation erweitert die Plattform die Reichweite für Projektinitianten und potenzielle Finanzierer. Die NKB hat schon immer einzigartige und kreative Vorhaben im Rahmen von Sponsorings unterstützt – nun bieten wir diese Möglichkeit auch online.

Geht es darum, vor allem junge Kunden früh an die Bank zu binden?

Nein, Funders ist altersunabhängig. Projektinitianten müssen nicht zwingend Kunden der NKB sein. Die Eingabe eines Projektes auf Funders ist zudem kostenlos.

«Unser Claim «Mehr vom Leben» bringt in nur drei Worten auf den Punkt, wofür wir uns tagtäglich einsetzen: Wir schaffen Möglichkeiten im Leben unserer Kundinnen und Kunden.»
Heinrich Leuthard, Vorsitzender der Geschäftsleitung der NKB

Nidwalden ist ein reicher Kanton. Das macht das Geschäft sicher einfacher, oder?

Die NKB ist wie andere Banken dem Wettbewerb ausgesetzt. Wir positionieren uns als lokale, aktive und moderne Bank. Unser Claim «Mehr vom Leben» bringt in nur drei Worten auf den Punkt, wofür wir uns tagtäglich einsetzen: Wir schaffen Möglichkeiten im Leben unserer Kundinnen und Kunden. Professionelle Dienstleistungen, moderne Produkte sowie intelligente Lösungen sind Erfolgsfaktoren, um gemeinsam zu wachsen. Der umfassende Kundenservice sowie die persönliche und bedürfnisorientierte Beratung stehen dabei im Vordergrund. Wir sind eine äusserst sichere und zuverlässige Partnerin. Wir übernehmen Mitverantwortung zur volkswirtschaftlichen Weiterentwicklung – sei es als Anbieterin von Bankdienstleistungen, als Arbeitgeberin, als Sponsoringpartnerin oder mittels der jährlichen Ausschüttung an den Kanton Nidwalden.

Müssen Sie bei den Hypotheken auch sicherheitshalber verstärkt auf Amortisationen achten?

Wir halten uns an gesetzliche Richtlinien. Es gelten für unterschiedliche Objekte bestimmte Belehnungssätze. Beim Wohnbau sind dies 80 Prozent des Verkehrswerts – hier wird innert 15 Jahren die Amortisationen bis auf zwei Drittel getätigt. Wir wenden bei allen Objekten Amortisationsrichtlinien an. Das gibt Sicherheit zum Beispiel bei sinkenden Immobilienpreisen oder massgebenden demographischen Veränderungen.

In Nidwalden ist der PS-Handel stark eingeschränkt. Wieso?

Beim Partizipationsschein (PS) der NKB handelt es sich um eine attraktive und rentable Geldanlage. Der Handel ist aufgrund der hohen Nachfrage eingeschränkt und es gibt für den NKB-PS eine Warteliste genau wie im Kanton Obwalden auch.

Bei der Raiffeisen-Gruppe haben viele Genossenschaftsbanken die Zahl der Anteilscheine stark erhöht, dafür aber die Dividende gesenkt. Wäre das eine Möglichkeit, oder braucht die NKB kein Deckungskapital?

Die NKB sucht keine Emissionen in Sachen Eigenkapital. Wir übertreffen die Eigenkapitalanforderungen der FINMA bereits deutlich. Zudem bildet die NKB jährlich Eigenkapital aus dem erwirtschafteten Gewinn.

Die Bilanz der NKB ist halt extrem solide. Das Eigenkapital liegt bei rund 400 Millionen. Nach der Emission Ihrer 10jährigen Anleihe zu 0,25% und dem Verkauf zahlreicher Kassenobligationen haben Sie ebenso hohe flüssige Mittel. Was wird Spannendes damit geschehen?

Die flüssigen Mittel benötigen wir aufgrund der vorgegebenen Liquiditätsvorschriften – dem Liquidity Coverage Ratio (LCR).

«Die NKB sucht keine Emissionen in Sachen Eigenkapital. Wir übertreffen die Eigenkapitalanforderungen der FINMA bereits deutlich.»

Der Kanton Nidwalden stellt 84,2% des Kapitals zur Verfügung besitzt aber 100% der Stimmrechte. Bei dieser Konstellation wäre es ein leichtes, die Stimmrechtsbeschränkung aufzuheben. Ich nehme aber an, dass so etwas nicht geplant ist?

Der Kanton Nidwalden ist Eigner der NKB und beansprucht 100 Prozent der Stimmrechte. Partizipationsscheine besitzen kein Stimmrecht. Eine Publikumsöffnung für Stimmrechte ist nicht vorgesehen. Obwohl die Inhaber von Partizipationsscheinen kein Stimmrecht haben, ist die Nachfrage nach unserem Titel enorm hoch. Die grosse Verbundenheit zur NKB zeigt auch die beachtliche Teilnehmerzahl von bis zu 1‘500 Personen an der jährlichen PS-Versammlung. Wir können uns an solchen Anlässen sehr gut der breiten Bevölkerung präsentieren. Die Volksnähe ist uns dabei sehr wichtig.

Nach Kantonalbankgesetz NKBG könnten Sie nicht nur in Nachbarkantonen sondern auch im Ausland geschäften…

Die NKB will sich mit ihren Dienstleistungen innerhalb des Kantons fokussieren. Im Ausland sind wir nicht aktiv und akquirieren auch keine Neukunden. Wir halten uns an unsere Crossborder-Richtlinien.

Im letzten Jahr sind die Preise für Einfamilienhäuser in Nidwalden um 2,6 Prozent gefallen. Was bedeutet das?

Aktuell stellen wir fest, dass die Preise nicht mehr so stark steigen wie in den Vorjahren. Die Preise stagnieren bei den Eigentumswohnungen. Das zeigt, dass wir in Nidwalden keine Immobilienblase haben. Die Preise entwickeln sich im gesamtschweizerischen Vergleich moderat. Wir bieten der Nidwaldner Bevölkerung mit der halbjährlichen Publikation des Eigenheimindexes eine transparente Übersicht über die Immobilienpreise im Kanton Nidwalden. Der NKB-Eigenheimindex wird in enger Zusammenarbeit mit dem Informations- und Ausbildungszentrum für Immobilien IAZI, erarbeitet. Der Preisindex wird auf der Basis von effektiv erzielten Verkaufspreisen ermittelt, der hedonischen Methode. Die Zahlen basieren nicht auf Angebotspreisen in Inseraten, sondern auf effektiv im Markt beobachteten Freihandtransaktionen. Der Index erscheint jeweils im Frühling und im Herbst.

Der Anteil von Pensionierten liegt in Nidwalden höher als im Bundesdurchschnitt. Wie wirkt sich das auf Ihr Dienstleistungsangebot aus?

Uns sind alle Kundinnen und Kunden wichtig – unabhängig der Altersklassen. Wir legen Wert auf eine lebensphasen-orientierte Beratung und richten unsere Produkte entsprechend aus. Ältere Personen tätigen ihre Transaktionen am liebsten am Schalter. Dies haben wir bei der Ausgestaltung unserer Produktewelt im Bereich Zahlen berücksichtigt.

Zur Gesprächspartner:
Heinrich Leuthard verbrachte einen Teil seiner Jugendzeit in Stansstad NW. Seine berufliche Karriere startete mit einer Berufslehre und führte ihn unter anderem in die Treuhand- und Beratungsbranche. Weiterbildungen im Bankfach sowie im Bereich Unternehmensführung folgten.1989 wechselte er in die Bankbranche. Der eidgenössisch diplomierte Bankfach- und Finanzplanungsexperte verfügt über langjährige Erfahrung in der Führung von verschiedenen Bankeinheiten. Seit März 2013 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank.

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