EU-Verlauf: Verluste von über 4%

EU-Verlauf: Verluste von über 4%

Paris – Kritische Bemerkungen US-Notenbank (Fed) zur Konjunktur in den USA haben den europäischen Aktienmarkt am Donnerstag weiter stark unter Druck gesetzt. Als zusätzlichen Grund für die sehr trübe Stimmung am Markt nannten Händler die Ratingabstufung von sieben italienischen Banken durch Standard & Poor’s und einigen US-Banken durch Moody’s. Der EuroStoxx 50 sackte um 4,14 Prozent ab auf 2.011,68 Punkte, nachdem er bereits zur Wochenmitte um 1,96 Prozent gefallen war.

In Paris verlor der CAC 40 gegen Mittag 4,34 Prozent auf 2.808,45 Punkte. Der Londoner FTSE 100 büsste 4,01 Prozent ein auf 5.076,42 Punkte.

Die Fed hatte am Vorabend wie erwartet die «Operation Twist» angekündigt, bei der sie Anleihen im Gesamtwert von 400 Milliarden US-Dollar von kurzlaufenden in längerlaufende Staatstitel umschichten wird. Die Notenbank begründet ihre zusätzlichen Stützungsmassnahmen vor allem mit «signifikanten Abwärtsrisiken«. Das hatte bereits die Wall Street stark belastet.

Am Donnerstag nun mussten vor allem die französischen Finanzwerte überdurchschnittliche Abschläge hinnehmen. Sie zählen zu den am stärksten engagierten Instituten im von der Schuldenkrise geplagten Griechenland und besitzen auch Töchter in Italien. Analyst Konrad Becker von der Münchener Privatbank Merck Finck bezog sich darüber hinaus auf die Abstufung einiger US-Banken durch Moody’s. Die Nachricht an sich wäre schon schlimm genug. Noch mehr Besorgnis errege aber die Begründung, dass die Agentur an einer neuerlichen Rettung der Banken wie zu Zeiten der Finanzkrise 2008 zweifelt. «Das wäre ein schwerer Schlag, da die Institute landesweit tätig sind.» Bisher seien die Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass systemrelevante Banken auch weiterhin notfalls von der Regierung aufgefangen würden. Nun aber hätten die Anleger die Aussagen von Moody’s sofort auf die europäischen Banken übertragen. Jetzt befürchteten die Investoren, dass eventuell auch diese im schlimmsten Fall nicht gerettet würden.

Insofern brachen die Titel der Societe Generale (SocGen) am EuroStoxx-Ende um 8,51 Prozent auf 15,485 Euro ein. Zudem berichtete die französische Zeitung «Les Echos» ohne Nennung von Quellen, dass die SocGen den Verkauf von Tochterunternehmen plane, um damit 4 Milliarden Euro einzunehmen.

Die Aktien von BNP Paribas verbuchten ein etwas geringeres Minus von 5,07 Prozent auf 23,215 Euro. Hier könnte ein weiterer Pressebericht die Verluste einigermassen in Grenzen gehalten haben. Demnach hofft die vom Absturz der Börsen stark betroffene Grossbank auf frisches Geld aus den reichen Staaten am Persischen Golf.

Viele italienische Finanzwerte aber schlugen sich besser als Markt. Spitzenreiter im EuroStoxx waren sogar die Titel der von S&P abgestuften Bank Intesa SanPaolo, die nur um 0,9 Prozent nachgaben. Zudem verloren die Papiere der ebenfalls abgestraften Mediobanca 1,4 Prozent. Die Unicredit-Titel sanken um 3,0 Prozent. Ein Analyst sagte: Nachdem die Rating-Agentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit Italiens bereits am Dienstag um eine Note von «A+» auf «A» herabgestuft hatte, hätten die Marktteilnehmer bereits damit gerechnet, dass nun früher oder später auch die Bonität der Banken des Landes gesenkt wird.

Ausserhalb des Finanzsektors fielen die Titel von Tui Travel in dem sehr schwachen Markt um 3,74 Prozent auf 149,10 Pence. Europas grösster Reiseveranstalter stellt sich angesichts der Umbrüche in Nordafrika auf eine weitere Zurückhaltung der Urlauber ein.

Die europaweit grössten Abschläge musste derweil der Rohstoffsektor hinnehmen, wie der entsprechende Branchenindex zeigte. So verloren am Ende des britischen «Footsie» die Aktien von Vedanta, Xstrata, Rio Tinto und Kazakhyms mehr als 8 Prozent an Wert. Die Unternehmen würden eine Abschwächung der Konjunktur besonders stark zu spüren bekommen. (awp/mc/ps)

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