EU-Schluss: Schwach – Swiss Re heizt Krisensorgen an

Eine hohe Abschreibung der Swiss Re hat laut Börsianern ebenso für Katerstimmung gesorgt, wie schwache US-Börsen infolge negativer Kommentare eines Goldman Sachs-Analysten zur Citigroup und einigen anderen grossen Investmentbanken. «Es setzt sich die Auffassung durch, dass uns das Schlimmste noch bevorsteht», so ein Experte mit Blick auf die Kreditkrisen.


Der europäische Leitindex EuroSTOXX 50 verlor 1,30 Prozent auf 4.226,70 Zähler – den tiefsten Stand seit Mitte September. Der auch die sehr schwachen Schweizer und britischen Werte umfassende STOXX 50 rutschte um 1,84 Prozent auf 3.592,79 Punkte ab. Der Euronext 100 sank um 1,61 Prozent auf 964,09 Zähler. In Paris verlor der CAC 40 1,65 Prozent auf 5.432,57 Punkte, für den Londoner Leitindex FTSE 100 ging es belastet durch hohe Verluste der schwer gewichteten Minenwerte um 2,71 Prozent auf 6.120,80 Zähler nach unten.

Aktien der Swiss Re gerieten in Zürich unter Druck und verloren 6,36 Prozent auf 91,35 Franken. Der Rückversicherer hat zwei Engagements in «Credit Default Swaps» über 1,2 Milliarden Franken im Zusammenhang mit dem Subprime-Markt abgeschrieben. Daraus resultiere ein Verlust nach Steuern in Höhe von 981 Millionen Franken. Ein Züricher Händler sagte, den Markt habe die Nachricht als «wahrer Schock» getroffen. Ein anderer Börsianer gab sich zuversichtlicher: Das Ausmass der Abschreibungen sei überraschend hoch, aber für den Rückversicherer gut zu verkraften. WestLB-Analyst Thomas Noack setzte nach den «schlechten Neuigkeiten» die bisher auf «Add» lautende Empfehlung unter Beobachtung, da er von einer Anpassung der Gewinnschätzung ausgeht. Die Unicredit revidierte ihre Kaufempfehlung auf «Hold».

Auch im EuroSTOXX gehörten Banken und Versicherer zu den schwächsten Titeln. So rutschten Fortis nach einer Abstufung von Petercam von «Add» auf «Hold» mit minus 4,88 Prozent auf 17,15 Euro an das Indexende. Credit Agricole verloren 4,51 Prozent auf 22,22 Euro. Die französische Grossbank hat ihren Anteil an der spanischen Bankinter um 14,99 Prozent erhöht. Wie das französische Geldinstitut mitteilte, lag der Preis für den Anteil bei 809 Millionen Euro. Bankinter sanken in Madrid um 3,57 Prozent auf 11,62 Euro.

Gegen den schwachen Trend des Gesamtmarktes stemmten sich die Telekomtitel: So kletterten France Telecom um 2,58 Prozent auf 26,61 Euro und profitierten dabei neben einem positiven Kommentar von ING auch von der freundlichen Aufnahme der Mehrheitsübernahme von Telekom Kenya. Die Experten von ING hoben ihr Kursziel von 25 auf 29,50 Euro und bestätigten ihre Kaufempfehlung. Der Telekomkonzern weise im Vergleich zu Wettbewerbern einen nicht gerechtfertigten Bewertungsabschlag auf, hiess es. Neben der ebenfalls sehr festen Deutschen Telekom verteuerten sich Telecom Italia im Leitindex um 0,41 Prozent auf 2,1790 Euro.

In London rutschten die Aktien der wegen der Kreditkrise in Bedrängnis geratene Hypothekenbank Northern Rock um 21,42 Prozent auf 104,20 Pence ab. Mögliche Käufer wollen das Unternehmen nur mit einem deutlichen Abschlag auf den Börsenkurs übernehmen. Die eingegangenen Gebote bewerteten Northern Rock mit «deutlich weniger» als der Ende der vergangenen Woche erreichten Marktkapitalisierung von 559 Millionen Pfund (784 Millionen Euro).

Aktien von SABMiller verloren 2,83 Prozent auf 1.306 Pence. Der britische Braukonzern will seinen niederländischen Branchenkollegen Grolsch für 48,25 Euro je Anteilschein in bar übernehmen. Unter Hinzurechnung eines zu schaffenden Arbeitnehmerfonds hat das Angebot ein Volumen von etwa 824 Millionen Euro. Das Management und der Aufsichtsrat von Grolsch unterstützen das Übernahmeangebot. Grolsch schossen um 75,65 Prozent auf 47,25 Euro in die Höhe.

Die Minenwerte litten neben sinkenden Rohstoffnotierungen insbesondere unter verhaltenen Analystenkommentaren. So senkte Kepler Papiere von BHP Billiton von «Buy» auf «Reduce» – die Aktie rutschte um 5,18 Prozent auf 1.519 Pence. Das Angebot für Rio Tinto habe das kurzfristige Potenzial aufgesogen und werde sich vermutlich als zu teuer erweisen, so die Experten. Rio Tinto rutschten um 6,08 Prozent auf 5.053 Pence ab. Anglo American und Lonmin verzeichneten nach Kurszielsenkungen der Deutschen Bank Abschläge von 7,26 Prozent auf 2.862 Pence und 7,68 Prozent auf 2.859 Pence. (awp/mc/gh)

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