Telekom will mit Milliarden-Einsparungen künftige Gewinne absichern

Vorstandschef Kai-Uwe Ricke kündigte dazu am Donnerstag in Bonn ein neues Sparprogramm an : «Das Gesamtvolumen unseres Strukturkostenprogramms beträgt 2010 jährlich rund fünf Milliarden Euro». Sinken sollen die Ausgaben in den Bereichen Vertrieb und Marketing sowie im Netzbetrieb, den die Telekom durch die Aufrüstung um rund ein Drittel günstiger machen will. Auf einen weiteren Personalabbau über die bislang bekannten 32.000 hinaus will Ricke verzichten. «Für 2009 und 2010 gibt es keinen neuen Abbauplan.»

Sistema-Einstieg: «Spielregeln der Telekom»
Mit Blick auf ein Interesse des russischen Mischkonzerns Sistema an einem Einstieg bei der Telekom sagte Ricke am Rande der Pressekonferenz, es werde nicht Monopoly gespielt. Bei einem solchen Ansinnen werde nach den Spielregeln der Telekom gespielt. Laut Angaben aus Kreisen von Sistema und der Branche strebt der Konzern im Tausch für seine Mobilfunktochter MTS eine Beteiligung von bis zu 25 Prozent an Europas grösstem Telekomkonzern an. Sistema ist deutlich kleiner als die Telekom, die auf eine Marktkapitalisierung von 60 Milliarden Euro kommt.

Ergebniseinbussen im dritten Quartal
Wegen des harten Wettbewerbs auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt verzeichnet die Telekom deutliche Ergebniseinbussen, wie sich erneut im dritten Quartal zeigte. Die Umsätze in allen drei Konzernsparten Mobilfunk, Festnetz und Geschäftskunden sackten weiter ab. Belastet vom Heimatgeschäft fiel der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um 7,3 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich von 15,06 Milliarden auf 15,48 Milliarden Euro, während der Überschuss um 34 Prozent auf 980 Millionen Euro zurückging. Damit erfüllte die Telekom die Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten.

Harter Wettbewerb in Deutschland
Als Begründung für den Rückgang nannte die Telekom den harten Wettbewerb in Deutschland, der nicht durch die zum Teil hohen Zuwächse im Ausland ausgeglichen werden konnte. Das EBITDA sinkt in Deutschland schneller als dieses im Ausland wachse, wie Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick sagte. Da aber bereits für das kommende Jahr Einsparungen von zwei Milliarden Euro geplant sind, bestätigte er die Prognose für 2007.

Prognose im August reduziert
Für das kommende Jahr stellte Eick ein EBITDA von 19,7 bis 20,2 Milliarden Euro in Aussicht. Dazu beitragen soll die polnische Mobilfunktochter PTC, die dann erstmals voll in die Bilanz einfliesst. Für dieses Jahr rechnet die Telekom mit einem EBITDA von 19,2 bis 19,7 Milliarden Euro. Wegen der schwachen Entwicklung in Deutschland hatte die Gesellschaft ihre Prognose im August deutlich reduziert.

Einnahmen für neue Projekte
Der Konzern kündigte zudem an, in den kommenden drei Jahren durch Verkäufe rund drei Milliarden Euro einnehmen zu wollen. Diese Einnahmen sollen in neue Projekte investiert werden. Eine Verkaufsliste gebe es nicht, sagte Ricke auf die Frage nach möglichen Verkaufsobjekten.

Deutschland-Geschäft
Unter Druck stand im dritten Quartal vor allem die Festnetzsparte, die im vergangenen Quartal 538.000 Kunden (Teilnehmeranschlüsse) verlor. Seit Jahresbeginn kehrten damit rund 1,5 Millionen Nutzer T-Com den Rücken. Mit neuen Bündeltarifen von Internet, Telefonie und Medieninhalten will Ricke die Erosion der Kundenbasis stoppen. Seit Vermarktungsstart Mitte September seien 1,8 Millionen Verträge für diese Tarife unterzeichnet worden, sagte Ricke. Dank der neuen Tarife habe sich das Wachstum im DSL-Geschäft im bisherigen Quartalsverlauf beschleunigt.

Zahl der Breitbandkunden erhöht
Im abgelaufenen Quartal erhöhte die Telekom die Zahl ihrer Breitbandkunden in Deutschland um 439.000, davon wurden knapp zwei Drittel über Konkurrenten wie United Internet und freenet gewonnen. Der Anteil der Wettbewerber sei indes im Oktober deutlich gesunken, sagte Finanzvorstand Eick. Die Telekom ist mit 9,4 Millionen DSL-Kunden Ende September Deutschlands führender Anbieter auf dem Markt für schnelle Internetzugänge.

Zuwächse bei US-Mobilfunktochter
Deutliche Zuwächse wies die US-Mobilfunktochter aus, die ihre Kundenbasis um 802.000 erhöhte, damit aber hinter der Prognose der Analysten und dem selbst gesteckten Ziel von einer Million Neukunden pro Quartal zurückblieb. T-Mobile USA gilt als der grösste Wachstumstreiber des Konzerns und soll durch Milliarden-Investitionen weiter ausgebaut werden. Insgesamt erhöhte T-Mobile die Kundenbasis um 1,3 Millionen auf 91,6 Millionen.

Aktien: Kaum reagiert
Aktien der Deutschen Telekom haben am Donnerstag kaum auf die Zahlenvorlage reagiert und schwankten um ihren Vortagesschluss. Gewinnmitnahmen und die «solide» Bilanz neutralisieren sich laut Händlern. (awp/mc/ar)

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