Johnson droht mit hartem Bruch nach Brexit-Übergangsphase

Johnson droht mit hartem Bruch nach Brexit-Übergangsphase
Boris Johnson. (Foto: UK Government / Flickr)

London – Kurz vor der nächsten Gesprächsrunde über ein Brexit-Anschlussabkommen hat der britische Premier Boris Johnson von der EU mehr Tempo und Entgegenkommen gefordert. Man müsse sich bis Mitte Oktober einigen, damit ein solcher Deal noch ratifiziert werden könne. Ansonsten werde es kein freies Handelsabkommen zwischen Grossbritannien und der Europäischen Union geben, teilte Johnson am Sonntagabend in London mit.

Stattdessen setze London dann auf eine Vereinbarung mit der EU nach australischem Vorbild. Die EU hat mit dem fünften Kontinent bisher nur ein Rahmenabkommen, das unter anderem technische Hürden betrifft. Im Grossen und Ganzen findet der Handel zwischen Europa und Australien auf Grundlage der Welthandelsorganisation WTO statt. Auf Grossbritannien übertragen wäre das dann der gefürchtete No Deal.

Chef-Unterhändler gibt sich selbstsicher
Noch schärfer im Ton war am Sonntag der britische Chef-Unterhändler David Frost: Er sei sich völlig einig mit Johnson, dass Grossbritannien von einem No-Deal-Brexit nichts zu befürchten habe, sagte er der «Mail on Sunday». «Ich glaube nicht, dass uns das in irgendeiner Weise Angst einjagt», sagte Frost in einem Interview.

Am Dienstag wird EU-Unterhändler Michel Barnier in London erwartet. Grossbritannien war Ende Januar aus der EU ausgetreten. In einer Übergangsphase bis zum Jahresende gehört das Land aber noch zum EU-Binnenmarkt und zur Zollunion, so dass sich im Alltag fast noch nichts geändert hat. Gelingt kein Vertrag über die künftigen Beziehungen, könnte es Anfang 2021 zum harten wirtschaftlichen Bruch mit Zöllen und anderen Handelshemmnissen kommen.

EU befürchtet No-Deal nach dem Brexit
Die Europäische Union sieht die Aussichten auf ein Handelsabkommen mit Grossbritannien nach der Brexit-Übergangsfrist ab 1. Januar zunehmend düster. «Es hat in den Verhandlungen bisher absolut keine Bewegung der britischen Seite gegeben», sagte ein EU-Diplomat am Montag in Brüssel. «Wenn sich dies nicht schnell ändert, werden wir auf dem Weg zu einem No-Deal sein, mit allen negativen Konsequenzen.» (awp/mc/pg)

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