Europa-Verlauf: Deutliche Verluste – Bankaktien unter Druck

Europa-Verlauf: Deutliche Verluste – Bankaktien unter Druck
(Adobe Stock)

Paris / London – Die europäischen Aktienmärkte haben am Montag wieder nach unten gedreht und kräftige Verluste erlitten. Die verschärften Sanktionen gegen Russland und die wirtschaftlichen Folgen liessen den EuroStoxx 50 gegen Mittag um 3,28 Prozent auf 3840,47 Punkte fallen.

Der französische Cac 40 verlor mit 3,12 Prozent auf 6541,44 Punkte ebenfalls deutlich. Der britische FTSE 100 gab dagegen nur um 1,49 Prozent auf 7377,74 Punkte nach. Hier stabilisierten erneut die vergleichsweise soliden Rohstofftitel.

«Nach Russlands Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen fliehen Anleger aus Risikopapieren», beschrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets, die Stimmung an den Märkten. Die konjunkturellen Auswirkungen der Sanktionen unterlassen unterdessen Fragezeichen und sorgen so für grosse Unsicherheit. «Die Marktteilnehmer versuchen auszuloten, welche Folgen die avisierten Sanktionen gegen Russland für die europäischen Unternehmen haben könnten», stellte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect fest. «Es ist bei vielen Investoren eine absolute Ratlosigkeit zu sehen.»

Auch die Konsequenzen für Geldpolitik sind noch unklar. «Die indirekten Folgen auf die weitere Inflationsentwicklung durch die stark angestiegenen Energieträgerpreise und die weitere Zins- und Geldpolitik von FED, EZB und Co. sind kaum übersehbar», so Lipkow. Es sei daher mit weiterhin starken Schwankungen zu rechnen.

Der Bankensektor litt unter dem Ausschluss vieler russischen Banken aus dem Swift-Zahlungssystem. Diese Finanzinstitute könnten ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen, erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Die absoluten höchsten Forderungen hätten französische, italienische und österreichische Banken. Dabei treffe es den österreichischen Finanzsektor am stärksten. Die Papiere der österreichischen Raiffeisen Bank International und der Erste Group Bank brachen um jeweils über zehn Prozent ein.

Wegen der konjunkturellen Unwägbarkeiten und der gestiegenen Energiepreise standen auch zyklische Sektoren wie die Autowerte unter Druck. Besser hielten sich dagegen defensive Branchen, allen voran die Versorger. So stieg die Aktie des Schwergewichts Iberdrola zuletzt um ein Prozent. Die Abhängigkeit von russischem Erdgas und die stark gestiegenen Preise für fossile Energien hatten am Wochenende Diskussionen über die Versorgungssicherheit verstärkt. So könnten Laufzeiten für Kohlekraftwerke verlängert werden.

Ölwerte tendierten dagegen trotz des Ölpreisanstiegs schwächer. Hier belasteten die Verluste des Schwergewichts BP , das um 5,9 Prozent nachgab. Der Konzern trennt sich von seinen Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft , was angesichts des Einbruchs der russischen Börse zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt geschieht. BP hatte seit 2013 einen Anteil von 19,75 Prozent der Rosneft-Aktien gehalten. Britischen Medienberichten zufolge gab BP mit dem Schritt Druck aus der Regierung in London nach. (awp/mc/pg)

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