SNB geht auf Null – Negativzinsen nur als letztes Mittel

SNB geht auf Null – Negativzinsen nur als letztes Mittel
SNB-Direktionspräsident Martin Schlegel. (Bild: SNB)

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) betritt mit ihrem neuesten Zinsschritt Neuland. Mit der Senkung um weitere 25 Basispunkte liegt der Leitzins nun bei 0 Prozent.

Mit dieser sechsten Zinssenkung in Folge reagiere die Notenbank auf die anhaltend tiefe Inflation, sagte Direktoriums-Präsident Martin Schlegel am Donnerstag vor Journalisten. Der Preisdruck habe sich gegenüber dem Vorquartal abgeschwächt. Im Mai war die Teuerung bekanntlich leicht negativ.

Wie Schlegel weiter sagte, werde die SNB die künftige Entwicklung genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen. Ziel sei es, eine Inflation zu erreichen, die mittelfristig im Bereich der Preisstabilität liege. Das Zielband der SNB für die Teuerungsrate liegt zwischen 0 und 2 Prozent.

Mit dem Schritt um 25 Basispunkte hat die SNB die Zinsen wie erwartet gesenkt. Die Mehrzahl der Ökonomen war von einer solchen Entscheidung ausgegangen. Allerdings hatten einige Experten auch einen grossen Schritt um 50 Basispunkte auf -0,25 Prozent nicht ausgeschlossen.

Negativzinsen weiterhin möglich
Das Thema Negativzinsen beschäftigt auch den SNB-Chef. Mit dem aktuellen Schritt senke die Notenbank den Leitzins an die Grenze zum negativen Bereich, sagte Schlegel. Er betonte zugleich aber, dass er damit eben noch positiv sei.

«Der Negativzins war in der Zeit zwischen 2015 und 2022 ein wichtiges Instrument, um die Preisstabilität in der Schweiz in einer ausserordentlichen Phase zu gewährleisten», so der oberste Schweizer Währungshüter weiter. «Es ist uns aber auch bewusst, dass der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen haben kann und für viele Akteure in der Wirtschaft eine Herausforderung darstellt.»

Während die SNB also nach Möglichkeit Negativzinsen vermeiden will, kann sie sie nicht gänzlich ausschliessen. Dies liegt vor allem an dem Umfeld, in dem sich die Notenbank befindet. Denn wie Direktoriumsmitglied Petra Tschudin sagt, hat sich «der Ausblick für die Weltwirtschaft wegen der Zunahme der handelspolitischen Spannungen eingetrübt.» Das Wachstum der Weltwirtschaft dürfte sich über die nächsten Quartale abschwächen – und das spricht gegen eine höhere Inflation.

Hohe Unsicherheit
Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die Zollpolitik der US-Regierung. Sie dürfte den globalen Handel dämpfen. Insgesamt sei die Unsicherheit mit Blick auf die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft weiterhin hoch. Die Entwicklung im Ausland stellt für die Direktoriumsmitglieder denn auch das Hauptrisiko für die Schweizer Wirtschaft dar.

Ein weiteres Risiko mit Blick nach vorne kommt von Devisenseite. Der Franken ist bekanntlich in Zeiten grosser Unsicherheit als sicherer Hafen verstärkt gesucht. SNB-Chef Schlegel hält denn auch daran fest, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren. Auf den Einwand, dass dies gerade mit Blick auf die US-Regierung ein gewisses Risiko darstelle, nachdem die Schweiz auf die Beobachtungsliste für mögliche Währungsmanipulatoren gesetzt wurde, machte Schlegel klar, dass es der SNB nie darum gegangen sei, Schweizer Firmen einen unfairen Vorteil zu verschaffen. «Es ging immer nur darum, unser Ziel der Preisstabilität zu erreichen.»

SNB signalisiert Ruhe
In ihren ersten Reaktionen begrüssen Ökonomen die Entscheidung der SNB, die sie im Tenor als besonnen bezeichnen. «Entgegen dem proaktiven Vorpreschen in den letzten Sitzungen möchte die SNB eine gewisse Ruhe signalisieren», fasst es Philipp Burckhardt von Lombard Odier zusammen.

Wie Fredy Hasenmaile von Raiffeisen ergänzt, habe die SNB die Hürde für das Unterschreiten der Nulllinie beim Leitzins deutlich höher gelegt. «So deutlich wie heute wurde das zuvor nicht kommuniziert.» Daraus lasse sich schliessen, dass hinsichtlich Inflation oder Wirtschaftsabkühlung eine signifikante weitere Verschlechterung eintreten müsse, ehe die SNB eine weitere Leitzinssenkung vornehme. (awp/mc/ps)

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