Avaloq-Studie: Vermögende Schweizer Bankkunden vertrauen ihren Beratern – aber ihre Loyalität schwindet

Zürich – Der diesjährige «Wealth Insights Report» von Avaloq zeigt eine widersprüchliche Entwicklung auf: Einerseits ist das Vertrauen in die Beratung weiterhin stark, andererseits schwindet laut der Studie die Loyalität von Vermögensverwaltungskunden in der Schweiz.
Die Studie von Avaloq bestätigt, dass Vermögensverwaltungskunden ihren Beratern weiterhin grosses Vertrauen entgegenbringen. Vier von fünf Kunden sind der Meinung, dass ihr Berater ihre persönlichen Interessen im Blick hat (79 Prozent). Gleichzeitig zeigt sich aber, dass dieses Vertrauen nicht automatisch in Loyalität mündet: Schweizer Kunden sind im internationalen Vergleich weniger treu – 22 Prozent geben an, noch nie den Berater gewechselt zu haben (gegenüber 31 Prozent weltweit), 11 Prozent haben in den letzten fünf Jahren den Berater gewechselt und 17 Prozent ziehen einen Wechsel in Betracht.
Als Hauptgründe für einen Wechsel werden hohe Kosten und Gebühren (39 Prozent), gefolgt von mangelnder Transparenz (38 Prozent) und einer schwachen Portfolio-Performance (32 Prozent) angegeben. 70 Prozent der Schweizer Kunden gaben an, aufgrund des neuen Wettbewerbs in der Finanzbranche stärker darauf zu achten, wie viel sie für Beratungsgebühren bezahlen.
Steigende Erwartungen an Transparenz und Personalisierung
Diese steigende Sensibilität gegenüber Kosten geht Hand in Hand mit höheren Erwartungen an die Beratung insgesamt. So wird Vertrauen heutzutage auch zunehmend durch den Einsatz technologischer Hilfsmittel beeinflusst. Laut der Studie legen 79 Prozent der Kunden Wert darauf, die Auswirkungen von Entscheidungen auf ihr Portfolio während der Besprechungen in Echtzeit zu sehen, und für 72 Prozent sind Portfolioanalysen und Visualisierungen wichtig. Fast die Hälfte möchte personalisierte Anlageempfehlungen direkt in ihrer E-Banking-Applikation erhalten.
Dabei nimmt auch die Offenheit gegenüber künstlicher Intelligenz zu. In der Schweiz würden 52 Prozent der Kunden eine KI-gestützte Anlageberatung begrüssen, und 46 Prozent wären offen für eine KI-gestützte Portfolioanalyse. Die befragten Fachpersonen sind sich weitgehend einig über das Potenzial von KI: 86 Prozent sagen, dass sie der Branche zugutekommen wird. Die Meinungen gehen aber bei gewissen Fragen weit auseinander: So glauben 31 Prozent, dass Kunden KI-basierten Anlageentscheidungen nicht vertrauen würden. 43 Prozent vertreten exakt die gegenteilige Meinung. Dies deutet darauf hin, dass die Befragten die Offenheit der Kunden gegenüber KI unterschätzen – und zugleich eine gewisse Zurückhaltung innerhalb der Branche selbst besteht.
Technologische Lücken behindern die Personalisierung
Während Kunden mehr Transparenz und Personalisierung fordern, gibt ein Teil der befragten Fachpersonen zu, dass ihre Systeme nicht Schritt halten können. Laut der Studie sehen mehr als ein Drittel der Befragten veraltete Technologie, Zeitmangel und die Schwierigkeit, kleinere Portfolios kosteneffizient zu bedienen, als grosse Hindernisse für die Personalisierung.
Die Komplexität der Systeme ist eine weitere Herausforderung. Die Hälfte der befragten Fachpersonen gab an, dass sie zu viele Systeme benötigen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Selbst bei Kundengesprächen ist die Technologie oft unzureichend, wobei 57 Prozent der Befragten angaben, Beratungssysteme live mit Kunden zu nutzen. Diejenigen, die dies nicht tun, führen meist ein schlechtes Layout der Benutzeroberfläche und zu komplexe Systeme an, die nicht für den Einsatz im Kundenkontakt optimiert sind. Viele sind sich einig, dass für die Portfolioverwaltung zu viele Schritte erforderlich sind (74 Prozent) und dass die Akzeptanzraten von Kunden höher wären, wenn Vorschläge gemeinsam in Echtzeit angepasst werden könnten (65 Prozent).
Georges Roten, Managing Director für die Schweiz und Liechtenstein bei Avaloq, kommentiert: «Kunden legen nach wie vor Wert auf persönliche Beratung, erwarten aber zunehmend mehr Personalisierung, Transparenz und digitale Interaktion als Teil des Gesamtpakets. Unsere Studie zeigt, dass Vermögensverwalter die Kundenbindung erheblich stärken können, wenn sie auf diese Erwartungen eingehen. Die Verbindung von persönlicher Beratungskompetenz mit den richtigen technologischen Werkzeugen ermöglicht es der Branche, die steigenden Erwartungen der Kunden in stärkere Kundenbeziehungen umzumünzen.» (Avaloq/mc)
Schweizer Kunden und Kryptowährungen: zunehmende Akzeptanz, aber weiterhin Hindernisse
Wie die Studie von Avaloq ebenfalls zeigt, nutzen Schweizer Private-Banking-Kunden Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte aktiver als der globale Durchschnitt. 37 Prozent halten derzeit Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte (im Vergleich zu 27 Prozent im Vorjahr und 30 Prozent weltweit). 27 Prozent investieren bereits über ihre eigene Bank oder ihren Vermögensverwalter in Kryptowährungen (weltweit: 24 Prozent), was einen starken Anstieg gegenüber 16 Prozent im Jahr 2024 darstellt. Dennoch dominieren nach wie vor Kryptobörsen: 92 Prozent der befragten Schweizer Vermögensverwaltungskunden, die in digitale Vermögenswerte investieren, nutzen diese Plattformen.
Gleichzeitig bestehen weiterhin Vorbehalte. Unter denjenigen, die nicht investieren, geben 41 Prozent an, dass Kryptowährungen zu volatil sind, 35 Prozent misstrauen Kryptobörsen und 38 Prozent nennen mangelndes Wissen als Grund für ihre Nichtinvestition. Allerdings sagen 44 Prozent derjenigen, die noch nicht investiert haben, dass sie ihre Meinung ändern würden, wenn ihre Hauptbank einen Zugang zu Kryptowährungen anbieten würde (gegenüber 36 Prozent im Jahr 2024).
Auch Berater erkennen die Dynamik. 64 Prozent stimmen zu, dass Investitionen in Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte für die Kundenbindung wichtig sind, gegenüber 41 Prozent im Vorjahr. 83 Prozent geben an, dass die Nachfrage der Kunden nach Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten steigt. 60 Prozent würden solche Vermögenswerte gerne in ihre Anlagevorschläge aufnehmen, aber weniger als die Hälfte (43 Prozent) fühlt sich derzeit inhaltlich sicher genug, um Kunden zu diesem Thema zu beraten.