Zugang zu Rechenleistung wird entscheidender Erfolgsfaktor im KI-Wettbewerb
Von Christian Rom, Portfoliomanager bei DNB Asset Management
Der globale Markt für Erneuerbare Energien erlebt derzeit eine deutliche Wiederbelebung. Nach Jahren der Seitwärtsbewegung rückt der Sektor durch den rasant wachsenden Energiebedarf von Rechenzentren, getrieben durch Künstliche Intelligenz (KI), sowie zunehmende politische Klarheit in den USA wieder stärker in den Fokus von Investoren und Energieversorgern.
Der Boom der KI-Anwendungen hat den Energieverbrauch massiv angekurbelt. Nach einer Dekade nahezu stagnierender Stromnachfrage in den USA zeigt sich nun eine klare Trendwende: Der Ausbau von Rechenzentren, die Elektrifizierung des Verkehrs sowie der zunehmende Einsatz elektrischer Heizsysteme treiben den Energiebedarf deutlich nach oben. Prognosen zufolge werden Rechenzentren bis 2035 rund 10 Prozent der gesamten installierten Stromkapazität in den USA beanspruchen – ein Wachstumsschub, der auch international für Bewegung sorgt.
Steigende PPA-Preise und neue Dynamik im US-Markt
Diese Entwicklung wirkt sich deutlich auf die Preise für langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) aus. Grosse Hyperscaler wie Amazon, Microsoft oder Google stellen zunehmend die Verfügbarkeit von Energie über den reinen Preis – denn im globalen KI-Wettlauf gilt der Zugang zu Rechenleistung als entscheidender Erfolgsfaktor. Damit steigt der Druck, schnell neue Kapazitäten bereitzustellen, was wiederum die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien weiter ankurbelt und die PPA-Preise nach oben treibt.
Steigende PPA-Preise in den USA

Hyperscaler-Investitionen im Vergleich zum Anteil der Rechenzentren am gesamten Strombedarf

Zugleich sorgt politische Klarheit im Bereich der Erneuerbaren Energien in den USA für neues Vertrauen. Die Kombination aus wachsender Stromnachfrage durch KI und einem stabileren politischen Rahmen stärkt die Überzeugung, dass Erneuerbare Energien eine Schlüsselrolle bei der Schliessung der entstehenden Stromlücke spielen müssen. Sie sind die am schnellsten einsetzbare Energiequelle, während die Verfügbarkeit von Gasturbinen aufgrund voller Auftragsbücher kurz- bis mittelfristig begrenzt ist und neue Kernkraftwerke vor allem als Option für die Zeit nach 2030 gelten.
Auch wirtschaftlich schneiden Erneuerbare Energien überzeugend ab: Selbst unter Einbeziehung signifikanter Batteriespeicher zur Überbrückung von Erzeugungsschwankungen bleiben sie kosteneffizienter als Gas oder Kernkraft. Zwar haben politische Aussagen – etwa jüngste kritische Äusserungen der US-Regierung zu grünen Energien – zeitweise für Unsicherheit gesorgt, doch Infrastrukturinvestoren bleiben aktiv. Dies zeigt sich an den fortgeschrittenen Gesprächen von BlackRock GIP über den Erwerb von AES1, ebenso wie an den deutlich gestiegenen PPA-Preisen, die mittlerweile mehr als doppelt so hoch liegen wie 2020/2021.
Wachstumschancen in Europa und im Portfolio
Auch Europa profitiert von diesen Entwicklungen. Hier spielt Energiesicherheit eine entscheidende Rolle beim weiteren Ausbau Erneuerbarer Energien. So war die jüngste Windauktion in Deutschland im September erneut überzeichnet und schloss bei 66 EUR/MWh ab – deutlich unter dem Preishoch von vor 18 Monaten. Stabilere Zinssätze unterstützen diese Entwicklung zusätzlich und geben dem Sektor weiteren Rückenwind.
Der DNB Fund Renewable Energy profitiert von dieser Dynamik. Viele der im Fonds enthaltenen Unternehmen haben direkte oder indirekte Verbindungen zum Rechenzentrums- und Energiesektor – etwa über Halbleiter, Komponentenfertigung, Strominfrastruktur oder Cloud-Services. Das Wachstum der Rechenzentren wirkt als struktureller Rückenwind für zahlreiche Unternehmen im Portfolio und entlang der Wertschöpfungskette der Erneuerbaren Energien. (DNB Asset Management/mc/ps)