Redwheel: Jetzt setzt China auf Anti-Involutions-Reformen
Von John Malloy, Co-Head Emerging und Frontier Markets bei Redwheel
China macht Schluss mit dem Wettlauf um die niedrigsten Preise. Das Land will den Niedrigpreiswettbewerb eindämmen, den geordneten Abbau veralteter Kapazitäten fördern und eine gesunde industrielle Entwicklung zu fördern.
Chinas Bemühungen um eine Politik gegen die Involution eröffnen neue Wege für ein nachhaltiges, langfristiges Wirtschaftswachstum in technologisch fortgeschritteneren Branchen mit höherer Wertschöpfung. Die Regierung überzeugt Unternehmen davon, ineffiziente Betriebsabläufe zu beseitigen, und unterstützt Konsolidierungen, um stärkere Akteure zu schaffen. Damit bietet sie robusten Unternehmen die Möglichkeit, in einem rationalen Wettbewerbsumfeld zu florieren, und führt China letztendlich zu Präsident Xis Ziel eines einheitlichen nationalen Marktes.
Übermässiges Sparen und Investieren
Warum stehen chinesische Unternehmen unter Druck? China hat eine höhere Spar- und Investitionsrate im Vergleich zu den übrigen Schwellenmärkten, was zu überschüssigen Produktionskapazitäten geführt hat.
Chinesische Investitionen in % gemessen am BIP

Überkapazitäten haben zu einer Überproduktion bei unzureichender Binnennachfrage geführt, was die Kapazitätsauslastung gedrückt hat. Die US-Zölle auf chinesische Waren schränken zudem den Zugang zum weltweit grössten Konsumentenmarkt ein und schwächen die Preisgestaltungsmacht im Export.
Kapazitätsauslastung in China (%)

Die geringere Kapazitätsauslastung hat zu geringerem Wachstum und anhaltender Desinflation geführt, was Chinas Plan für Vollbeschäftigung in margenreichen, wertschöpfenden Branchen gefährdet, die höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bieten als die Fertigungsindustrien, auf die China bisher für seine wirtschaftliche Entwicklung angewiesen war.
Chinesischer Erzeuger- und Konsumentenpreisindex (Veränderung in % im Jahresvergleich)

Die Rentabilität wiederherstellen
Angesichts der Gefahr eines wachstumshemmenden Preiswettbewerbs hat die Zentrale Finanz- und Wirtschaftskommission (CFEAC) beschlossen, den Niedrigpreiswettbewerb einzudämmen, den geordneten Abbau veralteter Kapazitäten zu fördern, den Gesamtmarkt zu verbessern und eine gesunde industrielle Entwicklung zu fördern. Diese Anti-Involution-Politik umfasst wirtschaftspolitische Massnahmen, die übermässigen Wettbewerb eindämmen und ungenutzte Produktionskapazitäten abbauen sollen, um die Rentabilität wiederherzustellen und die Märkte zu stabilisieren. Diese Initiative erinnert an die Angebotsreformen von 2015–2016, als China eine Deflation erlebte und Kohleminen sowie Zement- und Stahlwerke schloss und Subventionen für Branchen mit Überkapazitäten reduzierte.
China hat wiederholt gezeigt, dass es „Zombie-Unternehmen“ vermeiden will, die die Rentabilität der Industrie untergraben könnten, und eine Wiederherstellung der finanziellen Gesundheit des verarbeitenden Gewerbes anstrebt. Eine Rationalisierung der Produktion dürfte zu einer Erholung der Gewinne industrieller Unternehmen führen.
MSCI China Industrials: Gewinn je Aktie (USD)

Die Anti-Involutions-Politik wird wahrscheinlich eine Kombination aus Produktionskürzungen, strengeren Vorschriften – einschliesslich der Festlegung von Preisuntergrenzen –, Fusionen und Übernahmen sowie dem Abbau von Kapazitäten aus Effizienz- und Umweltgründen umfassen. Wie bei den angebotsseitigen Reformen von 2015–2016 dürften die unmittelbarsten Erfolge in staatseigenen Unternehmen (SOEs) mit veralteten Kapazitäten in konzentrierten Märkten sichtbar werden, die zwar subventioniert, aber unrentabel sind. In diesen Branchen – etwa Zement, Kohle und Stahl – kann die Regierung Kapazitäten, Preise und Zusammenschlüsse relativ leicht steuern. Schwieriger ist es, Kontrolle in privat geführten Unternehmen oder fragmentierten Branchen mit neu installierten Produktionskapazitäten auszuüben, wie etwa Photovoltaik (Solar) oder Expresslieferungen im E-Commerce. Die chinesische Regierung hat jedoch Mindestpreise festgelegt und drängt die Unternehmen, Disziplin bei Preisen und Mengen einzuhalten, um die Gewinnmargen zu steigern.
Profiteure der Reformen: Autoindustrie und Basismaterialien
Eine finanzielle Verbesserung ist bereits in der Automobil- und Rohstoffbranche zu beobachten.
MSCI China Automobilindustrie und Basismaterialien: Eigenkapitalrendite (%)

Mehrere chinesische Unternehmen, die Teil unserer Aktienstrategien sind, könnten potenziell von der Anti-Involutionspolitik profitieren. In der Automobilindustrie könnten BYD und Nio bald einen weniger intensiven Preiskampf erleben, was steigende Gewinnmargen ermöglichen würde. Der Zulieferer Ningbo Tuopu könnte folglich einen geringeren Preisdruck durch die Autohersteller spüren. Auch der Batteriehersteller Contemporary Amperex Technology (CATL) könnte auf ähnliche Weise profitieren.
Die Auswirkungen der Anti-Involutionspolitik auf Investitionen
Eine erfolgreiche Reform und Umstrukturierung strategischer Industrien in China könnte dazu beitragen, die Aktienrallye aufrechtzuerhalten.
MSCI China Net Total Return Index

Selbst nach einem Anstieg von 36,4 % seit Jahresbeginn liegt der MSCI China Index immer noch rund 34 % unter seinem Höchststand von Anfang 2021 und mit einem 12-Monats-KGV von 13,9 leicht unter dem MSCI Emerging Markets Index, wobei sich die Fundamentaldaten der Unternehmen weiter verbessern.
Trotz dieses Aufwärtspotenzials halten Manager von Schwellenländerportfolios weiterhin an ihrer langjährigen Untergewichtung gegenüber China fest, die derzeit die grösste aktive Untergewichtung im Schwellenländeruniversum darstellt. Positive Effekte aus den laufenden Reformen könnten daher eine erhebliche Portfolioumschichtung auslösen und die Rallye weiter stützen.
Durchschnittliche Gewichtung in globalen Schwellenländerfonds
