Artur P. Schmidt: Das Ponzi-Schema der Notenbanken

Artur P. Schmidt: Das Ponzi-Schema der Notenbanken

Von Artur P. Schmidt

Der Cantillon-Effekt
Geld ist, was wir für die Dinge, die wir wollen, bezahlen müssen. Mit Geld können wir angeblich messen, was wir «wert» sind. Wenn zu viel Geld gedruckt wird, ist die wichtigste Frage, wo der Geldfluss hingeht. Fliesst das Geld nicht in Innovationen, sondern in Rettungspakete für die Banken, ist es für alle Zeiten für die Gesellschaft verloren, weil der einzige Zweck, den es hierbei erfüllt, ist die Reichen noch reicher zu machen. Es ist ein interessanter Effekt, dieser sogenannte «Cantillon-Effekt», der beschreibt, was geschieht, wenn neues Geld politisch begünstigten Gruppen zugeschanzt wird. Expansive Geldpolitik stellt einen Transfer der Kaufkraft dar: weg von denen, die altes Geld halten, hin zu denen, die neues Geld bekommen. Cantillon zeigte, dass Veränderungen der Geldmenge und Kredite wichtige Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, indem sie die relativen Preise zueinander  verändern. Dass die FED ihren Fokus einzig auf den Finanzsektor legt, ist wohl der Hauptgrund für die tiefen Wachstumsraten und die immer noch hohe  Arbeitslosigkeit in den USA. Kein Wunder dass die industrielle Produktion schwach und Amerikas Finanzsektor eine Brutmaschine für Betrug, und Korruption bleibt. Wenn die Wallstreet-Banken routinemässig mit dem Geld der Steuerzahler spekulieren, kann keine Wirtschaft in der Welt wirklich gesund gedeihen. Die wichtigsten Profiteure der rekordtiefen Zinsen sind die Bankster, die alle Blasen, die sie selbst erschaffen, mit einer noch grösseren Blase bekämpfen können. Manche nennen dies Geldpolitik, aber es könnte besser beschrieben werden mit dem Wort Ponzi-Schema.

Chales Ponzi (Wikipedia)

Wo die Gerechtigkeit aufhört
Zentralbanken geben das billigste Geld immer den Banken, was später zu künstlich aufgeblähten Asset-Preisen führt. Diese inflationären Preissteigerungen machen ein paar reiche Investoren und Insider noch reicher. So ist es kaum verwunderlich, dass eine kleine Minderheit die Mehrheit der Aktiva in den USA besitzt. Die Banken als Insider sind hierbei die Hauptprofiteure des Gelddruck-Perpetum-Mobiles der FED. Anstatt Optionen und Boni hätten viele Banker ins Gefängnis gehört, doch Gerechtigkeit hört dort auf, wo ein Banker den Raum betritt. Korrupte Banken wie Goldman Sachs haben hierbei nicht nur gegen ihre eigenen Kunden gewettet, sondern auch Wetten gegen grosse Nationalstaaten wie Griechenland, Portugal und Spanien durchgeführt. Während 99% der Amerikaner ihre Vermögenswerte schrumpfen sehen, werden Amerikas Top 1% mit jedem Tag wohlhabender. Mit anderen Worten: die FED steht für eine neue Art von Geldkannibalismus, wo der reiche Mann das Vermögen des armen Mannes  auffrisst. Wenn wir wirklich unsere Volkswirtschaften wieder zu nachhaltigem Wachstum bringen und neue Arbeitsplätze schaffen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass das neu gedruckte Geld Unternehmern direkt zugänglich gemacht wird. Hier liegt die Quelle, die neue Arbeitsplätze schafft. Der letzte Sektor, der einen Schub in der Kaufkraft verdient, ist der korrupte Bankster-Sektor.

Wehe wenn der Anleihebubble platzt
Wir sollten erkennen, dass die florierende Babyboomer-Wirtschaft in immer mehr überalternden Industriestaaten endgültig tot ist. Diese schuf das grösste Ponzi-Schema in der Geschichte, die mit dem Platzen der grössten Blase aller Zeiten enden wird: der Anleihen-Blase. Wenn diese Blase platzt ist es wirklich Zeit, um die FED zu schliessen, weil dann eine globale Währungsreform unvermeidbar sein wird. Anstatt fällig werdende Schulden mit Kreditoren aus dem Finanzsektor zu begleichen, ist die FED zum Hauptakteur bei den Anleihekäufen aufgestiegen und ertrinkt in den von ihr gekauften Papieren. Um diesen neuen Super-Bubble zu schaffen hat die FED eine magische Gelddruckformel, bekannt als «Quantitative Lockerung (QE)», erfunden. Damit kann sie zwar Symptome, nicht jedoch die Ursachen von Blasen bekämpfen. Mit QE kauft die FED finanzielle Vermögenswerte von Banken und anderen privaten Institutionen mit neu geschaffenem Geld, um eine vorbestimmte Menge an Junkie-Geld in die Hände der Banker zu injizieren, dem ineffektivsten Bereich der Wirtschaft für die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Doch die Wirtschaftsgeschichte hat schon viele Male bewiesen, dass das Ergebnis des billigen Geldes mittel- bis langfristig immer einen Zusammenbruch des Finanzsystems zur Folge hat.

Europa vor dem Scheideweg
Auch in Europa hat EZB-Chef Draghi längst ein Ponzi-Schema lanciert, als er Ende 2011 bzw. Anfang 2012 Europas Banken mit einem Billigzins von einem Prozent etwa 1 Billion Euro zur Verfügung stellte um eine Kreditklemme zu verhindern. Schon jetzt scheint sicher, dass die Rückzahlung dieser Kredite, die 2014 bzw. 2015 fällig werden, die Weltwirtschaft extrem belasten dürfte. Eine Freakwelle rast in Form einer riesigen Schuldenwand auf die Weltwirtschaft zu. Was Frau Merkel nicht begreift, ist dass die Strukturreformen in Europa sehr schnell kommen müssen, wenn sie nicht einen Austritt Grossbritanniens aus der EU und einen Zerfall des Euroraumes riskieren will. Ein Referendum über den Austritt Grossbritanniens wäre wohl der Super-Gau für die europäische Idee, insbesondere da die aktuellen EU-Gegner auf der Insel in der Mehrheit sind. Die Krise im Euroraum bleibt somit die grösste Bedrohung für die Weltwirtschaft und so wird wohl die EZB um weitere Zinssenkungen nicht herumkommen. Möglicherweise wird Draghi noch zu weit grösseren inflationären Massnahmen greifen müssen als aktuell die FED, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern. Doch auch der europäische Anleihebubble wird platzen, und dann wird es finster in Europa und um Frau Merkel, die wir dann in Angela Bruening umbenennen dürfen, da dann der Vernichtung des Sparvermögens durch inflationäre Enteignung  und anschliessender deflationärer Bereinigung Tür und Tor geöffnet ist. Angela Merkels Sparpolitik hat nicht nur Griechenland buchstäblich verbrannt, sondern gleichzeitig Draghi zum europäischen Pendant des Ponzi-Schema der FED gezwungen.

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Über Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit  der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag erschienen ist, heisst  «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com, www.wallstreetcockpit.com, www.futurescockpit.com und www.optioncockpit.com sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH. Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.

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