Arzneimittelversorgung: Intergenerika ruft vor Macron-Besuch zu gemeinsamem Handeln auf

Arzneimittelversorgung: Intergenerika ruft vor Macron-Besuch zu gemeinsamem Handeln auf
Dr. Lucas Schalch, Geschäftsführer Intergenerika. (Bild: Intergenerika)

Pratteln – Ungeachtet der Tatsache, dass die Schweizer Anbieter von Generika und Biosimilars als zentrale Pfeiler der Arzneimittelgrundversorgung seit Jahren hochstehende Medikamente zu attraktiven Preisen bieten, stehen die patentfreien Medikamente seitens EDI/BAG unter einem permanenten und ruinösen Preisdruck, der die Versorgungslage gefährdet und die Attraktivität der Schweiz als Abnehmerland zunehmend schmälert.

„Jahr für Jahr leisten Generika und Biosimilars wachsende Sparbeiträge, welche unser Gesundheitssystem entlasten“, sagt Intergenerika Geschäftsführer Dr. Lucas Schalch. „Generika und Biosimilars sind keine Kostentreiber. Es gilt, dieser Preisdumping-Politik endlich Einhalt zu gebieten. Wir schlagen deshalb einen runden Tisch mit den zentralen Akteuren des Gesundheitssystems aus Wirtschaft, Politik und Behörden vor, um die gefährdete Arzneimittelversorgung langfristig sicherzustellen.

Nur gemeinsam können wir dieser Herausforderung von nationaler Bedeutung begegnen. Denn schon heute fehlen in der Schweiz hunderte, teilweise lebensnotwendige Medikamente. Tendenz steigend. Darüber hinaus ist die Schweiz auf eine internationale Kooperation angewiesen. Der Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron könnte hier als perfekter Auftakt dienen.“

Frankreich ist in Europa Vorreiter in Sachen Versorgungssicherheit und will im Kampf gegen Medikamentenengpässe verstärkt auf eine Produktion im eigenen Land setzen. Für etwa 50 essenzielle Medikamente, bei denen man stark von Importen aus nicht-europäischen Ländern abhängt, will man die Herstellung des pharmazeutischen Rohstoffs oder des Endproduktes nach Frankreich verlegen.

Vor diesem Hintergrund empfiehlt Intergenerika eine Reihe von Massnahmen zur gemeinsamen Sicherung und Stabilisierung der Medikamentengrundversorgung und der Reduktion der Abhängigkeit von internationalen Lieferanten, wie beispielsweise:

  • Die Ausweitung der Arzneimittelliste mit Pflichtlagerhaltung und eine Optimierung
    der Mengen in den Pflichtlagern
  • Befreiung der Arzneimittel mit Pflichtlager von den regelmässigen Preisüberprüfungen
  • Die Einführung eines unteren Preises, ab welchem ein Arzneimittel als wirtschaftlich
    gilt und keinen weiteren Preissenkungen ausgesetzt ist.
  • Zumindest im Tiefpreissegment die Möglichkeit von ökonomisch begründbaren
    Preiserhöhungen angesichts hoher Inflation und Währungsschwankungen. Hier
    braucht es einen neuen nachvollziehbaren Prozess.
  • Als präventive Massnahme ein Monitoring System zur frühen Erkennung von Lieferengpässen
  • Eine Zusammenarbeit im Verbund mit dem nahen Ausland, um mittel- bis langfristig
    zumindest Teile der Produktion tiefpreisiger, aber essenzieller Arzneimittel
    wieder nach Kontinentaleuropa zu holen
  • Beteiligung der Schweiz an Gesprächen mit Europa hinsichtlich regulatorischer
    Vorgaben für ein redundantes Produktionskonzept – von Rohstoffen, Wirkstoffen
    bis hin zur finalen Konditionierung

Im Vergleich zur EU droht die Schweiz bei der Gewährleistung einer nachhaltigen Versorgung von lebenswichtigen Medikamenten ins Hintertreffen zu gelangen. Im Rahmen des „European Medicines Security Act“ des europäischen Dachverbands Medicines for Europe machen sich die Hersteller patentfreier Arzneimittel in der EU konzertiert für einen gleichberechtigten Zugang zu lebenswichtigen Arzneimitteln in Europa und für günstige und nachhaltige politische Rahmenbedingungen stark. In einer Medienmitteilung vom 24. Oktober lässt sich der Verband wie folgt zitieren:„Medicines for Europe setzt sich dafür ein, mit der EU zusammenzuarbeiten, um die Versorgung mit lebenswichtigen und kritischen Arzneimitteln für die öffentliche Gesundheit sicherzustellen.“

„Genau eine solche, Interessensgruppen und Partikularinteressen übergreifende Zusammenarbeit brauchen wir hier in der Schweiz“ sagt Lucas Schalch. „Einmal mehr bekräftigen wir bei Intergenerika unsere uneingeschränkte Bereitschaft zur fairen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit angesichts dieser Herausforderungen von nationaler Tragweite. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit den neu zuständigen Personen in den politischen Gremien und zuständigen Behörden gemeinsam zeitnah und zielführend Vorschläge und Lösungen zu erarbeiten. Die Zeit drängt.“ (Intergenerika/mc)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert