Cognizant: Wie Banken zukunftssicher werden

Cognizant: Wie Banken zukunftssicher werden

Von Thomas Gassenbauer, Country Manager Switzerland & Head of BFSI Central Europe, Cognizant

Die Welt sieht sich mit dem Klimawandel und rasant steigenden Preisen konfrontiert, aber auch Unternehmen müssen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen auseinandersetzen. Diese reichen vom permanenten, beschleunigten technologischen Wandel über die Suche nach Talenten bis hin zur Einhaltung der ESG-Vorgaben, die ihre Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, die Gesellschaft und zunehmend auch die Regulierungsbehörden von ihnen verlangen.

Die von Cognizant in Auftrag gegebene Studie Future Ready Business von Economist Impact untersucht, wie Organisationen in diesem Umfeld erfolgreich bleiben können. Laut der Studie ist die Banken- und Kapitalmarktbranche beim Faktor Zukunftsfähigkeit an fünfter Stelle von acht untersuchten Branchen. Das zeigt: Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre müssen Modernisierung und Personalisierung vorantreiben und ihre Betriebsmodelle überdenken.

Zusätzlich zum Druck, der auf der gesamten Wirtschaft lastet, sehen sich die Finanzdienstleister:innen mit einer strengeren Regulierung ihrer Aktivitäten und einem anhaltenden Reputationsschaden konfrontiert. Gründe dafür sind die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008-2009 sowie der zunehmende Wettbewerb durch technikaffine, kundenorientierte FinTechs. Verschiedene Player der Branche haben bei der Modernisierung ihres Kerngeschäfts, der Personalisierung ihrer Dienstleistungen und der Entwicklung verbesserter Betriebsmodelle bereits bemerkenswerte Fortschritte erzielt. Nun gilt es allerdings auf diesen Erfolgen aufzubauen, um effizienter und umweltfreundlicher zu werden.

Langsame Fortschritte in der Banken- und Kapitalmarktbranche
Banken, Vermögensverwaltungen und Finanzintermediäre wissen durchaus, was moderne Unternehmen ausmacht. So halten 93 Prozent die Fähigkeit zur Anpassung an ein sich veränderndes Geschäftsumfeld für „etwas“ oder „sehr“ wichtig. Allerdings sehen nur 41 Prozent der Befragten aus der Branche, dass Modernisierungsbemühungen von der obersten Führungsebene nachdrücklich unterstützt werden. Führungskräfte müssen diese Einstellungen überdenken, wenn ihre Organisation in den kommenden Jahrzehnten florieren sollen.

Technologische Aspekte
Während der Pandemie erkannten viele Banken und Finanzdienstleister:innen ihre Defizite beim Thema Digitalisierung. Eine persönliche Beratung, wie sie viele der etablierten Banken in der Schweiz praktizierten, war nicht mehr möglich. Digitale und dezentrale Lösungen mussten schnell implementiert werden und interne Abläufe erwiesen sich als weniger reibungslos als gewünscht.

Digitale Lösungen sind der Schlüssel für die nötige Modernisierung. Ein Beispiel dafür ist Cloud-Technologie, bei der erhebliche Fortschritte erzielt wurden. Obwohl Cloud-Migration ein komplexes Unterfangen ist, das massgeschneiderte Lösungen erfordert, profitieren Banken dadurch erheblich.
Zu den Vorteilen zählen mehr betriebliche Effizienz, Kostensenkungen, KI-Befähigung, eine gesteigerte Nutzererfahrung der Mitarbeitenden sowie integrierte Möglichkeiten zur Automatisierung, die zu einer kürzeren Markteinführungszeit führen.

Für eine vollständige Modernisierung ist der Wechsel von „monolithischen» Systemen, die alle Kernfunktionen der Branche bedienen, zu flexibleren, cloud-basierten Infrastrukturen nötig, da die alten Systeme Funktionen wie Kundenstammdatenmanagement, Liquiditätsmanagement sowie Zahlungsauslösung und -ausführung separat abwickeln. Dieser Wandel ist hochkomplex, weshalb die Führungsebene diese umfassend und langfristig unterstützen muss, und auch eine tiefgreifende Abstimmung im gesamten Unternehmen nötig ist. Allerdings ist dies häufig nicht der Fall.
Nur 43,6 Prozent der befragten leitenden Angestellten im Bank- und Kapitalmarktbereich sind der Meinung, dass die Führungsebene in ihrer Organisation die Modernisierung nachdrücklich unterstützt.

ESG
Die direkten Auswirkungen von Banken und Finanzdienstleisterinnen und -leistern auf das Klima durch ihren Bürobetrieb, die Nutzung von Rechenzentren und Geschäftsreisen sind gering. Der Einfluss geht aufgrund des Anlage- und/oder Kreditportfolio weit über die verursachten Emissionen hinaus.

Dem Future Ready Business Benchmark zufolge halten über 87 Prozent der Banken und Kapitalmarktunternehmen ökologische Nachhaltigkeit für „einigermassen“ oder „sehr wichtig“ für ein modernes Unternehmen. Doch der Ehrgeiz bleibt manchmal auf der Strecke: Nur ein Drittel der Banken verfügt über engagierte Mitarbeitende und Ressourcen, und weniger als die Hälfte führt entsprechende Weiterbildungsmassnahmen durch.

Unternehmen der Finanzbranche können und müssen insbesondere bei der Bewertung der Auswirkungen ihrer Kredite und Investitionen in Sachen Nachhaltigkeit aktiver werden. Ebenso benötigt es mehr und bessere Anreize für ihre Kund:innen, umweltfreundlichere Produkte anzunehmen – etwa durch vergünstigte Kreditzinsen.

Human Resources
Unternehmen haben branchenübergreifend Schwierigkeiten, die von ihnen benötigten Arbeitskräfte zu finden. Da die Attraktivität von Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre für hochqualifizierte Fachkräfte immer noch unter den Reputationsschäden der Finanzkrise leidet, stellen die Gewinnung und Bindung von Talenten eine enorme Herausforderung für die Branche dar. Firmen sollten deshalb ihre Defizite in Bezug auf ihre Umweltauswirkungen sowie auf Diversity und Integration angehen. Das wird sie für jüngere Talente attraktiver machen – aber ist nur der erste Schritt.

Engagierte, motivierte und zufriedene Mitarbeitende sind entscheidend, um ein Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Führungskräfte sollten deshalb verstärkt den tatsächlichen Wert, den Mitarbeitende für das Unternehmen darstellen, anerkennen. Zudem sollten sie mittels geeigneter Technologie das Arbeitsumfeld verbessern, um die User Experience der Mitarbeiter:innen zu steigern. Viele Bank- und Kapitalmarktinstitute haben dies erkannt und entsprechend gehandelt.
54 Prozent der Befragten gaben an, dass die Bemühungen ihres Unternehmens zur Modernisierung der Technologie im vergangenen Jahr einen signifikanten positiven Einfluss auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden hatten. Letztendlich gibt es keinen geschäftlichen Erfolg ohne motiviertes Personal.

Der Weg nach vorne
Banken, Vermögensverwaltungsunternehmen und Finanzintermediäre haben bemerkenswerte Stärken. Ihre bestehenden Prozesse sind effizient und widerstandsfähig. Mehr als neun von zehn Befragten aus der Branche sind der Meinung, dass ihr Unternehmen die Geschäftskontinuität im Falle erheblicher IT-Störungen aufrechterhalten kann – ein wichtiger Punkt angesichts des regulatorischen Drucks auf eine Branche, die nicht offline gehen darf. Betriebsmodelle, die Unternehmen bei der Umsetzung von Veränderungen bremsen, eine schwache Innovationsbilanz und mangelnde Bemühungen zur Modernisierung des Kerngeschäfts spiegeln jedoch die Defizite in den entscheidenden Bereichen Technologie, ESG und Human Resources wider und verstärken diese. Fortschritte an all diesen Fronten sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Branche auf alle Eventualitäten vorbereitet ist.

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