Descartes Finance: Too Big to Fail 2.0 – Die Stromindustrie stellt die Rettung der UBS in den Schatten. Und es regt kaum jemanden auf

Descartes Finance: Too Big to Fail 2.0 – Die Stromindustrie stellt die Rettung der UBS in den Schatten. Und es regt kaum jemanden auf
Adriano Lucatelli, Mitgründer & CEO Descartes Finance AG. (Foto: Descartes Finance AG)

Vor 14 Jahren wurde offenkundig, dass sich die Grossbank UBS verspekuliert hatte. Ihr Engagement in amerikanischen Hypotheken der untersten Güteklasse (Subprime) hatte ein Loch von fast 70 Milliarden Franken in die Bilanz gerissen. Der Bundesrat unterstützte die UBS per Notrecht mit einer Kapitalspritze (Pflichtwandelanleihe) im Umfang von 6 Milliarden Franken. Zudem bündelte die Nationalbank damals illiquide amerikanische Hypothekenverschreibungen mit einem Risiko von maximal 62 Milliarden Franken in einer Bad Bank, dem sogenannten Stabilisierungsfonds, den die USB im Oktober 2013 zurück kaufte. Die Nationalbank realisierte einen Gewinn von 3,4 Milliarden Franken, der Bund verdiente an der Anleihe 1,2 Milliarden Franken.

Kommentar von Adriano Lucatelli

Jetzt feiern wir ein Déjà-Vu. Der Bundesrat spricht dem Stromkonzern Axpo Group eine Kreditlinie von bis zu 4 Milliarden Franken zu. Und der Nationalrat spannt über der schweizerischen Energiewirtschaft einen Rettungsschirm von (vorerst) 10 Milliarden Franken auf.

Erstaunlicherweise regt es kaum jemanden auf. Wir erinnern uns: Bei der UBS-Rettung gab es einen Aufschrei: Der allmächtig scheinende Präsident Marcel Ospel musste den Hut nehmen. Er konnte sich in der Kronenhalle nicht mehr sehen lassen, wurde mit Schimpf und Schande davongejagt. Der Gesetzgeber versuchte, mit Regulierungen die «Too Big To Fail»-Problematik bei den Grossbanken zu entschärfen.

Too Big To Fail: Das Muster wiederholt sich in der Energiewirtschaft. Manager haben die Risiken nicht im Griff, verspekulieren sich um Milliarden. Am Ende springt der Steuerzahler ein. Diesmal mit bis zu 10 Milliarden Franken. Aber im Unterschied zur UBS-Rettung wird es mit einem gleichgültigen Schulterzucken zur Kenntnis genommen.

Im Unterschied zur UBS-Rettung wird es mit einem gleichgültigen Schulterzucken zur Kenntnis genommen.

2008 war es noch ein grosses Reputationsproblem für ein Unternehmen, Zuflucht bei der öffentlichen Hand zu suchen. Heute ist «Too Big To Fail» offenbar ein anerkanntes wirtschaftspolitisches Konzept: Der Konkurs droht nur kleinen und mittleren Unternehmen, die Grossen rettet der Staat. Marktwirtschaft ad absurdum.


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