Energie aus Mist und Gülle

Energie aus Mist und Gülle

(Foto: Coop)

Bern – In der Schweizer Landwirtschaft fallen jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Mist und Gülle sowie weitere organische Abfälle und Ernterückstände an, die als Rohstoff für die Gewinnung von Biogas eingesetzt werden können. Ziel des 2005 von Coop und EnergieSchweiz lancierten Public-Private-Partnership-Projekts «Naturafarm_Biogas50» war es, dieses Potenzial auf Coop Naturafarm- und zuliefernden Bio-Betrieben zu erschliessen. Elf Biogas-Anlagen wurden in diesem Rahmen realisiert. Sie produzieren heute genug Energie, um 1’800 Haushalte mit Strom und 1’000 Haushalte mit Wärme zu versorgen.

Die Schlussbilanz des Projektes «Naturafarm_Biogas50» sei eindrücklich, schreibt das Bundesamt für Energie BFE in einer Mitteilung: Die 11 Biogas-Anlagen produzieren rund 6’400 Megawattstunden (MWh) Strom pro Jahr. Um die gleiche Strommenge zu erzeugen, bräuchte es eine Photovoltaik-Anlage mit einer Fläche von 53’700 Quadratmetern oder elf Fussballfeldern. Und dank der Wärmeproduktion von 5’700 MWh sparen die 11 Anlagen jährlich 578’000 Liter Heizöl oder 1’500 Tonnen CO2.

Investitionen von rund 10,5 Mio Franken ausgelöst
Aus dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit stellte Coop pro Anlage bis zu 200’000 Franken als Beitrag zu den Investitionskosten zur Verfügung, insgesamt rund 1,2 Millionen Franken. EnergieSchweiz unterstützte die Beratungsdienstleistungen mit total 72’300 Franken. Insgesamt lösten Coop und EnergieSchweiz so Investitionen von rund 10,5 Millionen Franken aus. Ein Steuerungsausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern von Coop sowie der Bundesämter für Energie (BFE) und Landwirtschaft (BLW) begleitete das Projekt. Die Informationsstelle BiomassEnergie sorgte für die Projektkoordination und stand den beteiligten Landwirten mit Beratungsdienstleistungen zur Verfügung.

Schlussbericht zeigt «Lessons Learnt»
Grundlage für die Zusammenarbeit von Coop und EnergieSchweiz bildete eine Studie, die 2005 zeigte, dass rund 50 Naturafarm-Betriebe für eine Biogas-Anlage sehr gut geeignet wären. Coop wollte deshalb bis 2010 in die Förderung von fünfzig Biogas-Anlagen investieren. Der im April 2012 vorgelegte Schlussbericht des Projektes zeigt nebst Informationen zu den geförderten Anlagen auch die Schwierigkeiten und «Lessons Learnt» auf. So stand die Informationsstelle über die gesamte Projektdauer mit 71 Landwirten in Kontakt. 45 reichten schliesslich einen Antrag ein, davon erfüllten 19 die Förderkriterien. Acht Landwirte gaben ihre Projekte aus verschiedenen Gründen vor der Umsetzung auf, 11 Anlagen wurden gebaut.

Die Hauptschwierigkeiten, die das Erreichen der gesteckten quantitativen Ziele verhindert haben, werden im Schlussbericht wie folgt identifiziert:

  • Das Ziel von 50 geförderten Anlagen stellte sich als zu ambitiös heraus.
  • Ein wirtschaftlicher Betrieb der Anlagen ist trotz der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) nur unter besten Voraussetzungen möglich. Die KEV-Beiträge (zwischen 28 bis 48 Rp./kWh) sind für den wirtschaftlichen Betrieb einer Anlage unerlässlich.
  • Die Investitionskosten moderner überbetrieblicher Biogasanlagen liegen bei rund 1-2 Millionen Franken; die Finanzierung ist oft schwierig.
  • Die anfänglich von Coop geleistete Unterstützung von 50’000 Franken (wurde 2008 auf 200’000 Franken erhöht) bildete einen zu kleinen Anreiz für interessierte Landwirte.
  • Die Realisierung einer Biogasanlage ist komplex und zeitintensiv mit langen Bewilligungsverfahren. Von der Projektidee bis zur Inbetriebnahme einer Anlage können Jahre vergehen.

Ausblick
Die Zusammenarbeit in diesem PPP-Projekt hat sehr gut funktioniert, so dass EnergieSchweiz und Coop weiteren gemeinsamen Projekten offen gegenüber stehen. Coop möchte die Fördermittel aus dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit vermehrt spezifisch für einzelne, rasch realisierbare Massnahmen einsetzen, anstatt in grosse und langwierige Projekte zu investieren. So sieht Coop weiterhin grosse Potenziale für Energieeffizienz- und Klimaschutzmassnahmen in der Landwirtschaft. Erste Gespräche für eine Zusammenarbeit zwischen Coop, EnergieSchweiz und AgroCleanTech, der Energie- und Klimaagentur der Landwirtschaft, haben bereits stattgefunden. (BFE/mc/pg)

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