GRIMALDI & PARTNERS AG: Finanzmärkte nach der Winterpause, wie weiter?

GRIMALDI & PARTNERS AG: Finanzmärkte nach der Winterpause, wie weiter?
Drei von vier Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz leben im städtischen Raum wie z.B. in Zürich. (Photo by Henrique Ferreira on Unsplash)

Zürich – Rückblick zum 2023 und Ausblick zum neuen Börsenjahr 2024. Wird dieses Jahr geprägt von den US-Präsidentschaftswahlen positiv auslaufen? Welche Risiken und Chancen sollten die Anleger dieses Jahr beachten? Silvano Grimaldi, CEO der unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners AG, gibt Ihnen Antwort auf diese Fragen.

Geduldige Aktienanleger wurden 2023 belohnt
Die von den Notenbanken Fed, EZB und SNB mehrfach gemachten Aussagen, dass die Leitzinssätze noch längere Zeit hoch bleiben werden, führten zu Kursverlusten von Aktien und zu steigenden Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen. Anleger reagierten auf die gestiegenen Renditen mit einer höheren Gewichtung von Staats- und Unternehmensanleihen in ihren Portfolios. Um höhere Renditen zu erzielen, entschieden sich viele Anleger aufgrund des relativ kleinen Marktes für in CHF denominierte Anleihen auch für Anleihen in US-Dollar oder Euro.

Der anhaltende Rückgang der Teuerungsraten und die darauf basierenden Markterwartungen auf baldige Senkungen der Leitzinssätze der Notenbanken Fed, EZB und SNB, haben jedoch in den letzten Wochen zu deutlichen Kursgewinnen von Aktien und Anleihen geführt. Die Renditenvorteile von Aktien im Vergleich mit den Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sind deshalb wieder deutlich grösser geworden.

Für ruhig gebliebene Anleger, die entgegen der langen Zeit vorherrschenden Anlageempfehlungen ihre Aktienquoten nicht reduzierten, zahlte sich dies am Ende des Jahres auch aus.

Mit welchen Entwicklungen ist in den ersten Monaten 2024 zu rechnen?
Die Notenbanken sind über die weiteren Entwicklungen von Konjunktur und Teuerung offensichtlich noch etwas unsicher. Die Leitzinssatzerhöhungen der Notenbanken scheinen bislang die realwirtschaftlichen Entwicklungen nur in einzelnen Bereichen spürbar beeinträchtigt zu haben. Insbesondere die privaten Konsumausgaben und die Arbeitsmärkte zeigten bis dato noch kaum Auswirkungen der gestiegenen Zinsen. Sorgen bereiten den Notenbanken vor allem die aus einem weiter anhaltenden Wachstum der Löhne eventuell noch kommenden Teuerungsimpulse. Solange die Konsumentenpreisindizes im Vorjahresvergleich in den USA, in der Eurozone und in der Schweiz ihre Zielgrössen nicht erreicht haben, beschränken sich Fed, EZB und SNB deshalb noch auf Verlängerungen der Zinspausen.

Die für 2024 erwarteten Reduktionen der Leitzinssätze haben die Märkte überwiegend bereits eingepreist. Insbesondere die Aktienkurse werden deshalb zunächst kaum grosse Sprünge machen. Erst nach den ersten und möglicherweise schon recht früh im Jahr kommenden Leitzinssatzsenkungen und einer wachsenden Konsumentenzuversicht in Bezug auf die konjunkturellen Entwicklungen werden die Aktienkurse weiter ansteigen.

Für bald beginnende Leitzinssatzsenkungen sprechen die zunehmenden Anzeichen für spürbare Abschwächungen der gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Fed geht deshalb nun von deutlicheren Leitzinssenkungen in 2024 als bisher angenommen aus. Es wird aktuell ein mittlerer Leitzinssatz von 4.6 Prozent erwartet. Auch in der Euro-Zone und selbst in der Schweiz zeichnen sich merkliche konjunkturelle Abschwächungen immer deutlicher ab. Es ist deshalb auch in diesen beiden Währungsräumen mit Senkungen der Leitzinssätze im Laufe des Jahres zu rechnen.

Die sinkenden Zinssätze werden zu einer konjunkturellen Belebung in den USA, der Eurozone und in der Schweiz beitragen. Im Laufe des Jahres ist deshalb in diesen Wirtschaftsräumen mit wieder höheren BIP-Wachstumsraten zu rechnen. Hinzu kommt, dass sich auch die Weltwirtschaft aktuell besser als bisher prognostiziert zu entwickeln scheint. Ein wesentlicher Grund für diese Einschätzung ist, dass die Weltwirtschaft von der sich abzeichnenden Konjunkturbelebungen in China und in den mit diesem Land eng verbundenen Schwellenländern stark profitieren wird.

Auch 2024 sollten sich Anleger für Aktienanlagen entscheiden
Der fallende Renditetrend bei den Anleihen dürfte sich im neuen Jahr fortsetzen. Auch bei weiter sinkenden Teuerungsraten dürften Staatsanleihen aus Renditesicht uninteressant bleiben. Einige Anleger könnten sich aus Diversifikationsüberlegungen trotzdem für Hochzinsanleihen (High-Yield Bonds) von Schuldnern mit einem als gering erachteten Ausfallrisiko entscheiden. Abgesehen von den häufig nicht berüchtigten renditeschmälernden Kosten einer Absicherung von nicht in CHF gehandelten Anleihen gegen Wechselkursverluste sollten Anleger beachten, dass die mit Aktien durch Kursgewinne und Ausschüttungen erzielbaren Renditen in der Regel deutlich über den mit Anleihen liegen.

Anleger, die mit Aktienkäufen zuwarten, bis die konjunkturellen Erholungen auch in den Daten zu erkennen sind, werden mit Sicherheit Chancen verpassen. Neben dem geldpolitischen Rückenwind bestimmen auch 2024 vor allem die Gewinne der Unternehmen die Aktienkurse. Die Schätzungen für 2024 sind mehrheitlich weitgehend unverändert und vielversprechend geblieben.

Positiv dürften sich die erfahrungsgemäss auch die US-Präsidentschaftswahlen auswirken, denn die Regierung vom Präsident Biden dürfte in den USA auf jeden Fall versuchen, einen eventuellen konjunkturellen Einbruch in den ersten Monaten des Jahres zu vermeiden. Wenn Ende 2024 die konjunkturellen Aussichten wieder deutlich besser werden, und nach den Wahlen in den USA auch mehr Klarheit über den Kurs der US-Politik herrscht, dürften die Aktienkurse substanziell höhere Niveaus erreichen. Die zu erwartende hohe Kursanstiege auf den Aktienmärkten gehen dabei auch auf die in den USA, in der Euro-Zone und auch in der Schweiz aktuell noch in kurzfristigen Geldmarktpapieren angelegten hohen Milliardenbeträge zurück, die dann in einem hohen Ausmass wieder neu in Aktien investiert werden.

Fazit:
Für Anleger können selektiv gewählte Aktien von US-Unternehmen trotz des Wechselkursrisikos weiterhin attraktiv sein, insbesondere Titel von prosperierenden Unternehmen aus dem Technologiesektor, wie z.B. Alphabet, Nvidia, usw. Allerdings gibt es auch sehr erfolgreiche europäische Unternehmen aus diesem Bereich, wie z.B. SAP, Siemens, usw.

Aufgrund der niedrigen KGV bieten die europäischen Aktienmärkte grössere Chancen auf Kursgewinne und aufgrund der Risiko-Ertrags-Verhältnisse, insbesondere schweizerische «Qualitätsaktien». Nicht wenige Unternehmen in der Schweiz sind gut diversifiziert und haben oft auch starke Positionen auf ihren Absatzmärkten. Die Weltwirtschaft bestimmt die Entwicklung dieser Unternehmen mehr als die Lage in der heimischen Volkswirtschaft. Für die kommenden Monate sind die Gewinnprognosen für viele dieser Unternehmen ausserordentlich gut, nicht zuletzt aufgrund der starken Margen (Einkaufspreise sind vielfach stärker gesunken als die Verkaufspreise). Hohe Ausschüttungen dürfen deshalb auch im Jahr 2024 erwartet werden. Es gibt in der Schweiz nach wie vor eine grosse Anzahl von Unternehmen, deren Aktien hohe Dividendenrenditen bieten, ohne dass diese Unternehmen durch die Ausschüttungen längerfristig in Probleme gebracht würden. In Aktien solcher Unternehmen sollten die Anleger weiterhin investieren, auch wenn die Kurse in letzter Zeit bereits etwas angestiegen sind. (Grimaldi & Partners/mc/ps)

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