GRIMALDI & PARTNERS: Einige Fragezeichen, aber kein Grund für Pessimismus

GRIMALDI & PARTNERS: Einige Fragezeichen, aber kein Grund für Pessimismus
Silvano Grimaldi, CEO Grimaldi & Partners. (Bild: zvg)

Zürich – 2022 war ein Krisenjahr. Viele Anleger fragen sich, ob das Schlimmste vorbei ist. Sind Aktien oder Obligationen zu bevorzugen? Wie soll ich als mich Anleger am besten positionieren für das neue Jahr 2023? Silvano Grimaldi, CEO der unabhängigen Vermögensverwaltung Grimaldi & Partners AG, gibt Ihnen Antwort auf diese Fragen.

Enttäuschendes 2022
Generell haben 2022 praktisch alle Anlageformen – Anleihen, Aktien, Immobilien und selbst Gold – den Anlegern wenig Freude bereitet.

Die höheren Leitzinssätze führten zu steigenden Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sowie zu erheblichen Kursverlusten dieser Wertpapiere.

Auch 2023 werden Zinsniveaus und Gewinnerwartungen der Unternehmen nicht nur für die allgemeine Lage auf den Kapitalmärkten entscheidend sein, sondern vor allem für die spezifische Entwicklung der einzelnen Vermögenswerte.

Weltwirtschaft 2023
Das globale Wirtschaftswachstum wird 2023 mit einiger Sicherheit etwas geringer ausfallen als 2022. Die aktuell verfügbaren Daten signalisieren jedoch, dass trotz konjunktureller Schwächephasen weder in den USA noch in der Eurozone und der Schweiz mit einer gesamtwirtschaftlichen Rezession gerechnet werden muss.

Trotz leicht zurückgehenden Auftragseingängen ist aufgrund der Auftragsbestände dennoch von weiterhin zunehmenden Industrieproduktionen auszugehen. Auch in vielen Dienstleistungsbereichen wird die Nachfrage zumindest stabil bleiben.

Fiskal- und geldpolitische Impulse sprechen für ein im Vergleich mit 2022 wieder deutlich höheres BIP-Wachstum im Jahr 2023.

Teuerungsentwicklung und Geldpolitik
Die Teuerungsraten werden 2023 relativ hoch bleiben und auch noch länger über den von den Notenbanken anvisierten Grössenordnungen liegen. Trotz der konjunkturellen Risiken werden die Notenbanken deshalb noch länger restriktiv bleiben.

Für das ganze Jahr 2023 ist weiterhin von relativ hohen Zinsniveaus auszugehen. Auch wenn die Leitzinssätze im Verlauf des Jahres 2023 ihre Höhepunkte erreichen, sollte erst nach einer als sicher erscheinenden Rückkehr zu den von den Notenbanken angestrebten Teuerungsraten mit Zinssatzsenkungen gerechnet werden.

Kurs- und Renditeentwicklung auf den Anleihemärkten
Solange die Leitzinssätze ihre Höhepunkte noch nicht erreicht haben, ist deshalb auch kein Ende der aufwärtsgehenden Anleiherenditen zu erwarten. Aktuell ermöglichen jedoch Anleihen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit von soliden (bonitätsstarken) Unternehmen weiterhin Chancen auf ansprechende Renditen.

Die durchschnittlichen Renditen von Aktien marktstarker Unternehmen liegen jedoch über den mit soliden Staats- und Unternehmensanleihen über die Jahre hinweg erzielbaren Renditen. Solche

Aktienmärkte
Deutlich konjunkturelle Abschwächungen in den kommenden Monaten scheinen für viele Analysten unausweichlich zu sein. Die Angst vor gravierenden konjunkturellen Einbrüchen nimmt jedoch zu Recht zusehends ab

2023 wird es noch wichtiger werden, die Potenziale der börsenkotierten Unternehmen genauer zu bewerten und selektiv zu investieren.

Angesichts der hohen Bewertungen sind wegen den konjunkturellen Unsicherheiten weitere Kursrückschläge bei den Aktienindizes sicher nicht auszuschliessen. Viele der zurzeit belastenden Faktoren sind bereits eingepreist, aber erfahrungsgemäss dauert es meist recht lange, bis alle Anleger die Chancen von Titeln mit tiefen Bewertungen, hohen Cashflows und Dividenden sehen.

Marktstarke Unternehmen mit Preissetzungsmacht können sich auch in einem Umfeld mit hohen Teuerungsraten und konjunkturellen Schwierigkeiten behaupten.

Fazit
Die Aussicht auf sichere Dividenden bleibt auch künftig ein wichtiger Faktor für den Anlageentscheid. Nach Beginn der im zweiten Halbjahr zu erwartenden konjunkturellen Erholung können die Anleger auch noch mit Kapitalgewinnen durch die wieder steigenden Aktienkurse dieser Unternehmen rechnen.

Zwar wird der 2023 in Kraft tretende «Digital Markets Act» der EU viele Tech-Unternehmen – vor allem US-Unternehmen – zu einem Umdenken der Geschäftsmodelle zwingen. Langfristig sollten die Technologieunternehmen dennoch wieder besser abschneiden als der Gesamtmarkt. Aktienmärkte antizipieren kommende Abschwünge meist früher als die Realwirtschaft. Anleger sollten deshalb auf der Hut sein und rechtzeitig sich bietende Chancen, z.B. im Telekom- und Halbleiterbereich, wahrnehmen. Aber auch Aktien von Unternehmen aus dem Nahrungs- und Gesundheitssektor sowie aus der mit einem grossen Nachholbedarf konfrontierten Automobil- und Zulieferindustrie haben aufgrund der aktuell noch niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) ein erhebliches Aufholpotenzial. (Grimaldi & Partners/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert