Hays: Lohnstagnation verstärkt Fachkräftemangel

Hays: Lohnstagnation verstärkt Fachkräftemangel
(Bild: Swico / AdobeStock)

Zürich – Die achte Ausgabe des Hays Global Skills Index („Index“) dokumentiert eine weltweite Lohnstagnation. Der Report wurde diese Woche vom internationalen Personaldienstleister Hays in Zusammenarbeit mit Oxford Economics veröffentlicht. Seit einigen Jahren lässt sich global ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen beobachten. Unerklärlich ist für Ökonomen jedoch, dass der damit üblicherweise einhergehende Anstieg der Löhne bislang ausblieb.

Der aktuelle Report mit dem Titel „The Global Skills Dilemma: How Can Supply Keep Up With Demand?“ hat 34 professionelle Arbeitsmärkte untersucht und die Makrotrends sowie die Herausforderungen und Chancen für Arbeitskräfte weltweit ermittelt. Im Mittelpunkt der Studie stehen die Lohnstagnation und die strukturellen Änderungen auf dem Arbeitsmarkt. Ausserdem befasst sich der Bericht mit dem technologischen Wandel und der Automatisierung.

Unveränderter Gesamtindexwert
Der Gesamtindexwert liegt wie schon 2018 unverändert bei 5,4 – trotz zunehmender geopolitischer Unsicherheit auf den weltweiten Märkten. Dieser Wert setzt sich aus sieben Hauptindikatoren zusammen, die für alle 34 untersuchten Märkte ermittelt wurden. Die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Arbeitskräfte haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Trends wie die Lohnstagnation, die Unterbeschäftigung von Erwerbstätigen, die gerne eine Vollzeitbeschäftigung ausüben würden, aber keine finden, und der Fachkräftemangel in verschiedenen Regionen der Welt tragen zu den regional unterschiedlich ausfallenden Indexwerten bei.

„Talent Mismatch Indicator“ gestiegen
Der „Talent Mismatch Indicator“ – eine Kennzahl zur Bemessung des Fachkräftemangels – stieg 2019 im Vorjahresvergleich von 6,6 auf 6,7 und somit auf den höchsten Stand seit seiner Einführung im Jahr 2012. Dieser besorgniserregende Trend führt zu einer wachsenden Lohnungleichheit zwischen hoch- und geringqualifizierten Arbeitskräften, insbesondere in der Region Asien-Pazifik. Darüber hinaus ist das Angebot an den meistgesuchten Fachkräften weltweit gering, was vor allem in Nordamerika zu einer rückläufigen Erwerbsquote führt und die Unterbeschäftigung weiter in die Höhe treibt.

Der diesjährige Index identifiziert die rasante technologische Entwicklung als einen der Hauptfaktoren für die Verschärfung von Unterbeschäftigung und Fachkräftemangel, da Arbeitgeber Schwierigkeiten haben, freie Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen. Er rät Regierungen und Unternehmen, sicherzustellen, dass Erwerbstätige auf die Automatisierung vorbereitet werden – und zwar durch Schulung und gezielte Weiterbildung in ihren aktuellen Berufen. Dies betrifft insbesondere Kompetenzen, die weniger einfach ausgelagert oder automatisiert werden können, wie zum Beispiel kreatives und kritisches Denken.

Auch der technologische Fortschritt trägt laut dem Report zur globalen Lohnstagnation bei – selbst in den führenden Industriestaaten. Studien des Internationalen Währungsfonds (IWF) führen den Rückgang der Lohnquote zur Hälfte auf technologische Verbesserungen zurück. Die aktuelle Lohnstagnation zeigt, dass ein hoher Beschäftigungsgrad nicht mehr mit steigenden Löhnen einhergeht und stattdessen auf strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zurückzuführen ist.

Schliesslich analysiert der Bericht die potenziellen Auswirkungen der Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt auf Arbeitsplätze und Löhne. Immer mehr Studien zeigen, dass die Löhne in typischen Frauenberufen niedriger sind und diese Berufe zudem einem stärkeren Einfluss durch Globalisierung und Automatisierung unterliegen. Der hohe Anteil an Frauen in bestimmten Routineberufen erklärt beinahe fünf Prozent des sogenannten „Gender Pay Gap“. Zudem sind diese Berufe leichter zu automatisieren. Gleichzeitig könnte die berufliche Geschlechtersegregation Frauen in Entwicklungsländern daran hindern, von den Vorteilen der Globalisierung zu profitieren.

Vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit und des kontinuierlichen technologischen Fortschritts müssen Arbeitgeber in die langfristige Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, Unterbeschäftigung durch strategische Aufteilung von Humankapital minimieren und Mitarbeiter in die Lage versetzen, auch unter sich verändernden Arbeitsbedingungen weiterhin beruflich erfolgreich zu sein. (Hays/mc)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert