Intergenerika: Der steigende Preisdruck des BAG auf Antibiotika macht ihre eigene Antibiotikaresistenzen-Strategie zur Farce

Intergenerika: Der steigende Preisdruck des BAG auf Antibiotika macht ihre eigene Antibiotikaresistenzen-Strategie zur Farce
Dr. Lucas Schalch, Geschäftsführer Intergenerika. (Bild: Intergenerika)

Von Dr. Lucas Schalch, Geschäftsführer Intergenerika

Das passt nicht zusammen und es ist mehr als zynisch, wenn die gleiche Bundesbehörde Initiativen gegen die Bildung von Antibiotikaresistenzen fördert und gleichzeitig den Preisdruck auf bewährte alte Antibiotika kontinuierlich erhöht und damit Versorgungsengpässe weiter verschärft.

In der Mitteilung vom 13.11. schreibt das BAG:„Antibiotikaresistenzen sind eine stille Pandemie. Die Wirksamkeit von Antibiotika für die Gesundheit von Mensch und Tier langfristig erhalten: Das ist das Hauptziel der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen StAR. Seit 2016 wird diese Strategie vom Bund gemeinsam mit den Kantonen und anderen Akteuren wie Ärzten, Apothekerinnen, Tierärztinnen und Landwirten umgesetzt. Die Strategie StAR umfasst zahlreiche Massnahmen. Die Prävention und die Bekämpfung von Resistenzen sind die wichtigsten Handlungsfelder dieser Strategie.“

Nachgewiesener Zusammenhang zwischen Preisdumping und Versorgungssicherheit
Diese Aussage wirft ernsthafte Zweifel auf, ob beim BAG die rechte Hand weiss, was die linke macht. In Tat und Wahrheit operiert die Behörde fern der Realität – und diese ist besorgniserregend. Nachgewiesenermassen besteht nämlich ein direkter Zusammenhang zwischen tiefen Arzneimittel-Preisen und Versorgungsengpässen (IQVIA-Bericht 2023). Unbeeindruckt davon ignoriert die Bundesbehörde diesen Zusammenhang geflissentlich – mit absurden und existenzgefährdenden Konsequenzen für die Anbieter. So wurde einer Firma in diesem Zusammenhang mitgeteilt, dass sie mit ihrem Co-Amoxicillin in den höheren Selbstbehalt rutscht. Das BAG war aber sehr grosszügig und teilte der Firma mit, dass sie vom höheren Selbstbehalt befreit werden könne, wenn sie den Preis um 10% senkt. Die Firma kann dieser Preissenkung jedoch nicht nachkommen, da ihr Lieferant im letzten Sommer den Preis für dieses Medikament massiv erhöht hat. Die Konsequenz ist, dass die Firma vom BAG gezwungen wird das Präparat vom Markt zu nehmen. Die Folge solcher Massnahmen ist, dass günstige Antibiotika vom Markt verschwinden und die Leistungserbringer gezwungen werden, auf kostbare Reserveantibiotika auszuweichen. Das Resultat: Die Resistenzen werden behördlich gefördert.

Prekäre internationale Versorgungssituation bei essenziellen Medikamenten
Dabei wird die Versorgungslage bei Medikamenten der Grundversorgung europaweit immer prekärer, worauf das renommierte Wirtschaftsmagazin „The Economist“ wie auch der Verband „Medicines for Europe“ hinweisen: Verursacht durch behördlich erzwungene Dumpingpreise sind von allen, vor 10 Jahren erhältlichen Generika im Durchschnitt 26 % verschwunden; bei Antibiotika sind es 33 % und bei den Krebsmedikamenten gar 40%. Für 56% der Antibiotika gibt es heute weltweit gerade noch zwei Hersteller. Diese alarmierende Entwicklung findet beim BAG offensichtlich kein Gehör, was äusserst besorgniserregend ist.

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