Professor Greg J. Duncan erhält Klaus J. Jacobs Research Prize 2013

Professor Greg J. Duncan erhält Klaus J. Jacobs Research Prize 2013

Preisträger Greg J. Duncan. (Bild: Jacobs Foundation)

Zürich – Die in Zürich ansässige Jacobs Foundation, eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung, hat die diesjährigen Preisträger der Klaus J. Jacobs Awards bekannt gegeben. Der mit 1 Million Schweizer Franken dotierte Research Prize geht an den Ökonomen Greg J. Duncan, den mit 200’000 Schweizer Franken ausgestatteten Best Practice Prize erhält die ELTERN-AG aus Deutschland. Die Klaus J. Jacobs Awards werden am 6. Dezember 2013 im Rahmen einer Festveranstaltung an der Universität Zürich verliehen.

Langfristige Folgen – Frühkindliche Armut beeinträchtigt die Lebenschancen
Der amerikanische Ökonom Professor Greg J. Duncan forscht seit über 30 Jahren zu den Auswirkungen von Armut auf die Entwicklung von Kindern. Seine Hauptforschungsinteressen liegen in Fragen der Einkommensverteilung, Armut und dem Kindeswohl. Duncan hat Volkswirtschaft studiert, jedoch stets einen interdisziplinären Ansatz verfolgt, der sich der komplexen Dynamik der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen widmet. Dabei verknüpft er ökonomische, psychologische, soziologische, neurowissenschaftliche und epidemologische Ansätze miteinander.

Duncan hat 25 Jahre lang massgeblich an der Panel Study of Income Dynamics (PSID) mitgearbeitet, einer der längsten und einflussreichsten Studien zur menschlichen Entwicklung. Die Studie beobachtet seit 1968 einen repräsentativen Querschnitt US-amerikanischer Familien und ihrer Kinder bis zu ihrem vierten Lebensjahrzehnt. Aus dieser Studie konnten Duncan und Kollegen Beziehungen zwischen dem Einkommen im frühen Leben und den Lebensumständen als Erwachsener herstellen: Kinder aus armen Familien schliessen in geringerem Masse die Schulausbildung ab, arbeiten weniger und verdienen weniger. Duncan zeigte zudem, dass ein niedriges Familieneinkommen für Kinder während ihrer ersten fünf Lebensjahre den grössten Einfluss auf ihre späteren Lebensumstände als Erwachsene hat.

«Die Auszeichnung mit dem Klaus J. Jacobs Research Prize ehrt mich sehr und kommt zugleich zu einem idealen Zeitpunkt», freut sich Duncan, denn zur Zeit setzt er eine neue interdisziplinäre Studie in Zusammenarbeit mit führenden Neurowissenschaftlern und Entwicklungspsychologen auf. Dabei werden 1000 junge Mütter mit Neugeborenen, die nur über ein sehr geringes Einkommen verfügen, stichprobenartig ausgewählt. Eine Gruppe erhält 4000 Dollar in Barzahlungen pro Jahr während der ersten drei Lebensjahre ihrer Kinder, eine Kontrollgruppe erhält hingegen wesentlich weniger Zahlungen. «Damit möchten wir überprüfen, ob sich ein direkter Zusammenhang zwischen Armutsreduktion und der Gehirnentwicklung bei sehr jungen Kindern nachweisen lässt».

Eltern fördern, um die Chancen ihrer Kinder zu verbessern
Die ELTERN-AG in Deutschland unterstützt seit fast zehn Jahren Familien in belastenden Lebensumständen. Was im Jahr 2004 im Rahmen eines Hochschulprojektes in Magdeburg von Meinrad Armbruster, Professor für pädagogische Psychologie und Kinder- und Jugendtherapeut, und seinen StudentInnen initiiert wurde, ist heute ein deutschlandweites, sehr erfolgreiches und gut evaluiertes Interventionsprogramm: Ein Elternkurs mit Selbsthilfecharakter.

«Die Familien, die wir erreichen wollen, stehen nicht auf der Sonnenseite des Lebens», schildert Sozialpädagogin Janet Thiemann, damals Studentin bei Armbruster und heute Geschäftsführerin der ELTERN-AG. Alleinerziehendenstatus, niedriger Bildungsabschluss, Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund sind einige Umstände, die Familien an den gesellschaftlichen Rand und in soziale Isolation treiben. «Wir wollen die Lebenschancen der Kinder verbessern und tun dies, indem wir bei ihren Eltern ansetzen.»

Damit gehen die 16 MitarbeiterInnen der ELTERN-AG und 196 ausgebildete MentorInnen die als Voraussetzung bereits über einen pädagogischen Abschluss verfügen müssen, einen anderen Weg als die meisten Angebote zur frühkindlichen Bildung. Ganz bewusst sehen sie das positive Potenzial in den Eltern, die von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind, und agieren mit ihnen auf Augenhöhe: Die MentorInnen gehen im direkten Lebensumfeld der Familien von sich aus auf die Eltern zu und laden sie ein, sich einmal pro Woche zu treffen und ihre Alltagserlebnisse, Freuden und Sorgen mitzuteilen. In insgesamt 20 Treffen geht es um Erfahrungsaustausch, die Verbesserung der Frustrationstoleranz und den Aufbau eines sozialen Netzwerkes.

Bereits über 1600 Eltern und 3800 Kinder konnten bisher erreicht werden. Heute wird das Programm mit mehr als 50 Partnern in 13 Bundesländern angeboten und weitere Städte sollen folgen; auch aus der Schweiz und Österreich gibt es bereits Anfragen. Mit dem Preisgeld möchte die ELTERN-AG weitere Standorte erschliessen und ihr Programm somit noch mehr Familien zugänglich machen. (Jacobs Foundation/mc/ps)

Klaus J. Jacobs Awards
Zur Ehren ihres Stiftungsgründers vergibt die Jacobs Foundation seit 2009 jährlich zwei Awards für herausragende Leistungen aus Forschung und Praxis in der Kinder- und Jugendentwicklung:
Der Klaus J. Jacobs Research Prize honoriert wissenschaftliche Arbeiten mit hoher gesellschaftlicher Relevanz für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Jacobs Foundation legt grossen Wert darauf, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus interdisziplinär angelegter Forschung in die Praxis einfliessen. Der Klaus J. Jacobs Research Prize ist mit 1 Million Schweizer Franken dotiert.
Der Klaus J. Jacobs Best Practice Prize zeichnet aussergewöhnliches Engagement von Institutionen oder Persönlichkeiten aus, die innovative Lösungen für die Kinder- und Jugendentwicklung praktisch umsetzen. Der Best Practice Prize ist mit 200’000 Schweizer Franken dotiert.

Hintergrund Jacobs Foundation
Die Jacobs Foundation ist eine weltweit tätige Stiftung im Bereich der Kinder- und Jugendentwicklung. Der Unternehmer Klaus J. Jacobs gründete die Stiftung 1989 in Zürich. Die Jacobs Foundation fördert Forschungsprojekte, Interventionsprogramme und wissenschaftliche Institutionen mit einem Jahresbudget von rund 40 Millionen Schweizer Franken. Dabei ist die Stiftung in besonderem Masse der wissenschaftlichen Exzellenz und Evidenz verpflichtet. Mit ihrer Investition von 200 Millionen Euro in die Jacobs University Bremen (2006) setzte die Jacobs Foundation neue Massstäbe im Bereich der privaten Förderung.

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