Public Eye Awards: Gap und Gazprom erhalten den Schmähpreis

Public Eye Awards: Gap und Gazprom erhalten den Schmähpreis

Gap weigert sich, ein rechtlich verbindliches Abkommen zum Schutz der Arbeitnehmenden in Bangladesch zu unterzeichnen. (Foto: Public Eye Awards)

Davos – Die Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace Schweiz vergeben heute in Davos während des Weltwirtschaftsforums (WEF) die gefürchteten Public Eye Awards. Den Jury-Preis erhält der amerikanische Textilgigant Gap, der sich nach Ansicht der Initianten wirksamen Reformen in der Textilindustrie in den Weg stellt. Für den Publikumspreis haben dieses Jahr über 280’000 Online-Voter abgestimmt. Er geht mit grossem Vorsprung an den Ölkonzern Gazprom. Die Gazprom-Pläne, in der Arktis nach Öl zu bohren, seien ebenfalls ein exemplarisches Beispiel für rücksichtsloses Geschäftsgebaren auf Kosten von Mensch und Umwelt, heisst es in der «Würdigung».

Der Public Eye Jury Award geht an Gap
Trotz des schwersten Industrieunglücks des Landes, dem Einsturz der Rana Plaza Fabrik, mit über 1’100 Opfern und unzähligen Verletzten, weigert sich der US-Textilgigant Gap bis heute, das rechtlich verbindliche Abkommen «Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh» zu unterzeichnen. Stattdessen unterminiere das Unternehmen mit einem Pseudo-Abkommen aktiv die Bemühungen für wirksame Reformen in der Textilindustrie, hält die Jury fest. «Gap weigert sich weiterhin, sich vertraglich dazu zu verpflichten, gemeinsam mit ihren Zulieferern und lokalen wie internationalen Gewerkschaften sicherzustellen, dass die Sicherheitsmängel in den Fabriken behoben werden und die Arbeitnehmenden das Recht haben, ihre Arbeit unter gefährlichen Bedingungen zu verweigern», sagte Kalpona Akter, Arbeitsrechts-Aktivistin aus Bangladesch.

Sie ist Geschäftsleiterin des Bangladesch Center for Workers Solidarity und war früher selbst Kinderarbeiterin in der Textilindustrie. Heute ist sie eine international anerkannte Arbeitsrechts-Aktivistin. An der Pressekonferenz gab sie einen Einblick in die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Bangladesch.

The Public Eye People’s Award – Gazprom
In Verbindung mit der Festnahme der Arctic 30 sei Gazprom, der grösste Konzern Russlands, mittlerweile zu einem Begriff geworden, der für die Ausbeutung der Arktis stehe, heisst es weiter. Auf der ganzen Welt wurde über die risikoreichen Ölbohrungen von Gazprom in der Arktis berichtet, die dadurch aus gutem Grund der Öffentlichkeit bekannt wurden: Aufgrund der extremen Bedingungen, wie Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius, Eisbedeckung, heftiger Stürme und Dunkelheit, sind Ölbohrungen in der Arktis besonders riskant. Diesen Herausforderungen begegne Gazprom mit einem völlig unzureichenden Notfallplan und setze zudem auf völlig veraltete Technik: Die für das Arktisabenteuer verwendete Plattform Prirazlomnaya besteht teilweise aus Komponenten stillgelegter Plattformen aus der Nordsee und rostete jahrelang in einer Werft in Murmansk vor sich hin.

Im Dezember 2011 starben 53 Mitarbeiter, als die Gazprom Bohrinsel Kolskaya kenterte. Im selben Jahr habe Gazprom allein an Land 872 Ölunfälle verursacht – mehr als jeder andere Ölkonzern der Welt. «Gazprom ist das erste Unternehmen auf der Erde, dass Öl aus den eisigen arktischen Gewässern pumpt, obwohl ihre Sicherheitsbilanz an Land entsetzlich ist. Mittlerweile verurteilen die Menschen Gazprom stark wegen ihrer schlechten Bilanz auf Sicherheit, Umwelt und Transparenz, so dass es den Preis für die schlechteste Unternehmen 2014 erhielt. Eine wachsende Bewegung von mehr als 5 Millionen Menschen hat sich für das Schutzgebiet im hohen Norden stark gemacht und möchte vermeiden, dass rücksichtslose Unternehmen wie Gazprom und Shell aus den fragilen arktischen Gewässern Profit schlagen», meint Kumi Naidoo, Executive Director von Greenpeace International.

Auf verlorengegangene Werte aufmerksam machen
«Wir müssen sicherstellen, dass unser Wirtschaftsmodell mit unserem Wertesystem kompatibel ist und nicht, dass die Märkte es uns vordiktieren. Die Public Eye Awards machen auf unsere verlorengegangenen Werte aufmerksam», argumentiert Star-Ökonom Tomáš Sedláček aus Tschechien, Hauptredner an der diesjährigen Pressekonferenz der Public Eye Awards. Während am WEF die grossen Wirtschaftsführer über zukünftige Herausforderungen diskutieren, macht die internationale Kampagne The Public Eye Awards auf die aktuellen und gravierendsten Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltsünden aufmerksam. Die Public Eye Awards fordern eine kritische Auseinandersetzung mit unserem gegenwärtigen Wirtschaftsmodell, konkrete Massnahmen und rechtlich verbindliche Regulierungen von Staat und Konzernen. (Public Eye Award/mc/pg)

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