REYL Market Insight: Das sind die wichtigsten Trends für Asien 2024

REYL Market Insight: Das sind die wichtigsten Trends für Asien 2024
Luca Castoldi, Senior Portfolio Manager, Reyl & Cie. (Bild: REYL)

Marktbericht von Luca Castoldi, Senior Portfolio Manager, REYL Singapore

Genf / Zürich – Was geschah 2023? Historisch gesehen hat Asien von Chinas starkem Wachstum und der lockeren Fed-Politik profitiert. 2023 entwickelten sich beide in die entgegengesetzte Richtung. Chinas Aufschwung war binnenmarktorientiert und dienstleistungsbezogen. Die scheinbar starke, aufgestaute Nachfrage nach der Abriegelung liess recht schnell nach und schlug sich nicht in einem positiven Wachstum für die meisten Länder der Region nieder.

Länder wie Taiwan und Korea schnitten relativ besser ab, weil sie sich in der Vergangenheit eng an der US-Performance orientiert haben. Dies dank ihres Engagements in der Technologie und insbesondere in der KI-Lieferkette. Alle von Rohstoffen oder China abhängigen Länder litten unterdessen alle. Indien blieb aufgrund seiner strukturellen Wachstumsstory ein relativer Lichtblick und profitierte davon, dass sich die Schwellenländerströme von China weg verlagerten, da das Land in den Mittelpunkt geopolitischer Risikoüberlegungen rückte.

Generell haben sich die Bedingungen für das verarbeitende Gewerbe und den Welthandel verschlechtert und müssen sich erst noch erholen. Die globalen Finanzbedingungen waren ebenfalls schwierig, da höhere US-Zinsen und ein stärkerer Dollar die Geldpolitik weltweit beeinflussten.

Was erwartet Asien 2024?
Asien hat die ihr eigenen Geschichten, bleibt aber an die globalen Exporte, die globalen PMIs und die globalen Finanzbedingungen gebunden. Trotz einer Reihe von Unwägbarkeiten besteht viel viel Hoffnung für 2024. Es gibt die Besorgnis über die allgemeine Wachstumsabschwächung und die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf den politischen Ansatz der Länder. Hinzu kommen die Wahlrisiken: Taiwan beginnt im Januar, gefolgt von Indonesien im Februar, Korea im April, Indien im Mai und den USA im November. Dann gibt es anhaltende Sorgen über die geopolitische Lage in China, die schwachen Wachstumsaussichten und die Zahlungsausfälle im Immobiliensektor.

Wird 2024 ein Makro- oder Bottom-up-Markt?
Die Marktvolatilität wird auch 2024 anhalten: Die Erwartungen werden sich weiterhin mit den Daten ändern. Dies genau wie in der zweiten Hälfte 2023. Dabei verschiebt sich die allgemeine Sichtweise von «länger höher» über «weiche Landung» bis hin zu «keine Landung».

Das Basisszenario für Asien ist, dass die insgesamt höheren Zinssätze an die Volkswirtschaften weitergegeben werden und sich in schwächeren Erträgen 2024 niederschlagen. Das verarbeitende Gewerbe bleibt weltweit schwach. Es besteht die Gefahr, dass dies auch auf den Dienstleistungssektor übergreift, der in den meisten Teilen der Welt den Hauptbeitrag zum BIP leistet.

Die gute Nachricht ist, dass die Bilanzen in Asien jetzt viel gesünder sind als vor Covid. Dies mit konservativeren Haushalts- und Leistungsbilanzdefiziten, die dazu beitragen, die Volatilität der Währungen und der Auslandsströme zu verringern. Das verleiht der Region mehr Stabilität.

Im besten Fall lässt die Inflation in Asien nach, was eine rasche Verbesserung der finanziellen Bedingungen und die Wiederherstellung des Wachstums ermöglicht. In solchen Märkten sollte man sich auf einen fundamentalen Ansatz konzentrieren und die Stärke jedes einzelnen Landes und Unternehmens bewerten.

Der schlimmste Fall ist, dass die Inflation stärker als erwartet ausfällt. Dadurch sind die Zentralbanken gezwungen, die Zinsen hochzuhalten und die Finanzpolitik wie in den 1970er Jahren in den USA insgesamt zu straffen.

Top-Länderauswahl in Asien 2024
China hat 2023 enttäuscht. Auch für 2024 bestehen noch Unsicherheiten. Eine Kombination aus der Positionierung der Anleger und dem Eingeständnis der Regierung, dass die Wirtschaft schwach ist, sollte für 2024 Rückenwind für zusätzliche Anreize und besser als erwartete Erträge liefern. Das Hauptrisiko ist hier die geopolitische Konfrontation mit dem Westen, insbesondere mit Blick auf die Wahlen in den USA sowie anhaltende Abflüsse in andere Schwellenländer. Der Immobiliensektor erhält mehr Unterstützung von der Regierung, was sich in einem besseren Konsumentenvertrauen und höheren Ausgaben niederschlagen könnte.

Indien bleibt eine strukturelle Wachstumsstory mit starker Demografie, Reformdynamik und einer anhaltenden Verlagerung der Geldströme von China nach Indien. Die aussenwirtschaftliche Stabilität Indiens, seine Aufnahme in den globalen Anleihen-Index und seine Attraktivität für ausländische Direktinvestitionen haben sich in den letzten Jahren weiter verbessert. Es bleibt eine langfristige strukturelle Wachstumsstory. Kurzfristig sind aber die meisten dieser positiven Faktoren bereits eingepreist. Das Hauptrisiko besteht darin, dass sich dieser Status quo umkehrt oder die politischen Unsicherheiten angesichts der anstehenden Wahlen in Indien zunehmen. Das könnte zu relativen Umschichtungen der ausländischen Kapitalströme zurück nach China führen.

Ähnlich umfangreiche Reformen und das Bevölkerungswachstum treiben ausländische Investitionen in Indonesien an. Aber wie in Indien könnten die bevorstehenden Wahlen im Jahr 2024 zu zusätzlicher Volatilität führen.

Taiwan und Korea sind stärker von Exporten abhängig, insbesondere im Technologiebereich, wo wir für 2024 keinen grossen Aufschwung erwarten. Nach einer starken Performance im Jahr 2023 besteht unserer Meinung nach ein gewisses Abwärtsrisiko für die aktuellen Schätzungen. (REYL/mc/ps)

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