Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Briefe vom Mars

Von Robert Jakob
Während eines einwöchigen Kongress-Aufenthalts am Massachusetts Institute of Technology lauschte ich einem Vortrag von MIT Media Lab Mitbegründer Nicholas Negroponte. Der visionäre Architekt und IT-Spezialist dozierte nicht nur über Supercomputer, sondern auch über Aufstieg und Fall von Supermächten.
Er schlug den weiten Bogen vom antiken Rom über die Kaiser von China bis zum britischen Empire. Dabei war seine Kardinalaussage, dass die schiere Grösse einer Nation irgendwann einmal zu Korruption, bürokratischer Inkompetenz und inneren Streitigkeiten führt. Kurioserweise hatte er keine Warnung für sein eigenes Land im Gepäck. Der Vortrag ist 20 Jahre her, aber aktueller denn je.
Ein neutraler Beobachter – nehmen wir mal an er sei vom Mars – würde der politischen Landschaft des Planeten Erde ein miserables Zeugnis ausstellen. Er sähe ein Imperium, das die Welt seit einem vollen Jahrhundert wie einst die Briten dominiert, aber sich in voller Degeneration befindet. Was Negroponte bei seinem Vortrag in Cambridge ansprach, nämlich Korruption, Inkompetenz und Streitereien trifft in exzessivem Masse auf sein eigenes Land zu. Die USA sind zum «negative role model» geworden.
Der Bewohner des roten Planeten schüttelt verwundert den Kopf und konstatiert, dass der reichste Staat dieses blauen Planeten nicht in der Lage ist, eine genügende Zahl an Mitbewohnern an seinem Reichtum teilhaben zu lassen und von internen Querelen derart zerrissen ist, dass im Schnitt jeden Tag zwei Massacker (mit mindestens vier Toten – so die Definition) verübt werden, weil die Bewohner eine Milliarde Handfeuerwaffen daheim horten, als handele es sich um den allerkostbarsten Schatz.
Montesquieu lässt grüssen
1776 wurde die amerikanische Verfassung im Geiste des Philosophen Charles de Montesquieu geschrieben. Die Gründerväter waren auch grosse Denker. Ganz im Gegensatz zu ihren Nachfahren genau ein Vierteljahrtausend später.
Der Baron de Montesquieu hat Thomas Jefferson insbesondere für den Text der Declaration of Independence beeinflusst. Der Gleichheitsbegriff, und damit indirekt die Verachtung der Sklaverei, standen an oberster Stelle. Die Unabhängigkeitserklärung, der jeden 4. Juli in den Vereinigten Staaten am Nationalfeiertag gedacht wird, ist in ihrem zweiten Teil ein einziges Lob der klugen Gewaltteilung zwischen Volk, Exekutive und Legislative. Nun wird sie ausgerechnet nicht von der britischen Krone, sondern vom amtierenden US-Präsidenten böswillig ausgehebelt. Die von französischen und britischen (Thomas Hobbes und vor allem John Locke) Sozialphilosophen beeinflusste freiheitlich menschenfreundliche Grundordnung einer Staatsgemeinschaft floss in fast jeden Satz der Declaration of Independence ein. Bei den erwähnten Denkern ist der Staat stets in ein humanistisches Gesamtgefüge eingebettet und nach aussen kooperativ. Montesquieu, Hobbes und Locke hatten bereits den Merkantilismus des 17. Jahrhunderts sowohl aus moralischer als auch aus ökonomischer Klugheit hinter sich gelassen.
Kein Hirn, aber grosse Klappe
Wie traurig, dass die USA nach über 100 Tagen zweiter Amtszeit in den Händen von asozialen Dummköpfen komplett verroht. Drohungen gegen die Presse und gegen Richter gehören eigentlich ins Repertoire von Bananenrepubliken. Aber die neureichen Vetternwirtschaftler im White House ziehen alle Register. Heucheln, Einschüchtern und Erpressen stehen an erster Stelle. Der neutrale Beobachter vom Mars würde feststellen, dass da Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit mit Füssen getreten werden.
Verbrechen scheint sich wieder zu lohnen
Je grösser die Staaten, desto rauer die Sitten – so sähe die weitere, vernichtende Diagnose für den gesamten Planeten Erde aus. Verständnisloses Kopfschütteln würde bei den Marsianern auch über den extrem verbreiteten Sexismus, Rassismus und das viele rechtsextreme Gedankengut herrschen, und darüber, dass noch nicht einmal Polizisten und Richter vor der Gängelung durch machtlüsterne Volkstribune geschützt werden.
«Und dass auf der ganzen Erde immer Krieg herrscht, sei es mit Waffen, sei es mit List und Lüge, das ist doch nicht normal», denken die gutherzigen Leute vom roten Planeten vollkommen zu Recht. Denn seit dem Ende des zweiten Weltkriegs explodierte die Zahl der kriegerischen Auseinandersetzungen «erdweit» von 11 auf 60. Traurig aber war: Da die UNO zurzeit 195 Staaten anerkennt, bedeutet das gleichzeitig, dass fast in jedem dritten von ihnen andauernd Krieg herrscht.
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