Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Credit Suisse als Pennystock?

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Credit Suisse als Pennystock?
Muss sich die CS - nach dem Verkauf des Hotels Savoy - auch noch von ihrem Hauptsitz am Paradeplatz trennen?

Von Robert Jakob

Es ist billig, sich über die CS lustig zu machen. Die Attribute reichen von Zockerbude, über Katarrh Swiss Group bis Casino Suisse. Leider aber hat sie all’ die schönen Namen verdient.

„The Group’s actual results will depend on a number of factors including the Investment Bank’s performance for the remainder of the quarter, the continued exit of non-core positions, any goodwill impairments, and the outcome of certain other actions, including potential real estate sales.“ Wer solche Schwurbelsätze für die Investoren ins Netz wirft, der leistet einen Offenbarungseid in Form einer Nebelkerze. Irgendwann werden auch der CS die Luxusimmobilienlagen mitten in Zürich ausgehen. Verscherbel’, was du kannst! So heisst leider schon länger die Devise der einst so stolzen Schweizer Bank. Mit dem obigen Bandwurmsatz will das Management die Anleger auf den anstehenden Verlust im Jahresendquartal einstimmen. Dazu passt, dass sich die Kosten für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle der Credit Suisse seit Jahresanfang versiebenfacht haben.

Kleinanleger dürfen jetzt auf einmal die Bank retten
In ihrer Not hat die Credit Suisse plötzlich die Kleinanleger entdeckt. Aber hier, das muss man sagen, hat sie clever gehandelt. Nach dem unterzeichneten Einstieg der Saudi National Bank zu 3,82 CHF pro CS-Aktie werden die Kleinanleger und die Minderheitsaktionäre neue Aktien zu 2,52 beziehen können. Saudi-Arabien zahlt also einen gewaltigen Aufschlag für seinen Paketdeal. Die anderen strategischen Investoren sowie die breite Masse werden ob des tiefen Einstiegspreise der CS die Treue halten und bei der Kapitalerhöhung mitziehen. Am Mittwoch sackten die Titel aber erst einmal auf das neue Rekordtief von 2,843 Franken ab.

Von den anfänglich rund dreissig Prozent Discount für die Kleinaktionäre ist nun fast nichts mehr übrig.

Bewertungstechnisch klarer Kauf
Der GAU bei der jetzt laufenden Kapitalerhöhung von zwei neuen für sieben alte Aktien wäre für die Verantwortlichen, dass der Aktienkurs noch vor dem 9. Dezember (dem ersten Handelstag der jungen Aktien) auf unter 2,52 CHF sinkt. Das wären allerdings fette Einstiegskurse. Denn der harte Buchwert pro CS-Aktie lag vor der Kapitalerhöhung bei 15,22 CHF. Selbst wenn dem CFO gewisse Freiheiten in der Bewertung beim «tangible book value» zustehen, so ist der pure Liquidationswert der Credit Suisse deutlich höher als die momentan traurige Börsenbewertung. Und das auch dann, wenn man einen weiteren Milliardenverlust auf Ende Jahr bereits im Hinterkopf hat. Die CS müsste noch viele Quartale lang Milliarden verbrennen. Das dürfte selbst die grösste Gurkentruppe nicht zu Wege bringen. Immerhin verdient die CS in der Schweiz Geld.

Auflaufender Jahresverlust könnte dem Preis der neuen Aktien entsprechen
Eine, wie auch immer im Detail aussehende Restrukturierung wäre für kompetente Manager kein Problem. Das Hauptproblem der CS ist die komplett aus dem Ruder gelaufene Kosten/Einnahmen-Quote. Sie stieg im Jahresvergleich von 70,8 auf 116,6 Prozent oder 2,24 CHF pro Aktie. Dagegen ist der Kundengeldabfluss von unter einem Prozent (80 Milliarden Franken) ein Klacks. Durch den gigantischen strukturellen Unfug, den sich die CS leistet, wird der bald einmal zu kommunizierende Jahresreinverlust wohl ganz hoch über der 5-Milliarden-Latte liegen.

Credit Suisse ist jetzt kein Name mehr, sondern ein Zustand
Anleger sollten nie erwarten, dass der CS-Aktienkurs in diesem Jahrzehnt auch nur annähernd an die einstigen Rekordwerte von fast 100 Franken herankommt. Auch die während der Finanzkrise einstellig gehandelte Aktie der UBS hat in den Jahren danach nicht einmal die 20 Franken-Barriere hinter sich gelassen, obwohl sie jetzt um ein Vielfaches seriöser unterwegs ist als ihre Konkurrentin.

Was den Tiefpunkt am Aktienmarkt anbelangt, hat die Credit Suisse ihre Rivalin bereits abgehängt. Sie wird dreimal billiger gehandelt als es bei der UBS im schlimmsten Moment geschah. Das liegt an der unverschämten Kapitalverdünnung: Nach den neusten «Massnahmen» des CS-Managements werden sage und schreibe fast vier Milliarden Aktien ausstehen.

Ein neues Logo – passend zur Restrukturierung – muss her! Da Saudi-Arabien und Katar nun die bedeutendsten Anteilseigner sind, liesse sich das C von Credit Suisse sehr schön in einen roten Halbmond umformen. Die Segel der CS First Boston auf dem alten Logo lassen wir weg, denn was ein guter Kapitän ist, muss die Credit Suisse erst wieder lernen.


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