Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Es leben die rostigen Ritter!

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Es leben die rostigen Ritter!
Auf dass der Bundesrat unserem Kolumnisten zujuble: «Rostige Ritter» aus altem Brot.

Von Robert Jakob

Ich bin ein bekennender Kaltduscher. Das macht wach, stählt den Körper und spart Strom und Heizöl. Seit der Bundesrat zum Energiesparen aufgerufen hat, mache ich ordentlich mit.

Meinen mittlerweile erwachsenen Kids versuche ich die Sache noch auf andere Art und Weise schmackhaft zu machen. «Wollt ihr, dass China oder Russland gewinnt?», raune ich dann am sonntäglichen Frühstückstisch. Meist doziere ich weiter … und übertöne dabei die nervigen Kirchenglocken meiner Landgemeinde. Allein die drei grössten Verursacher China, USA und Indien sind inzwischen für etwas mehr als die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Platz vier geht an Russland. China stösst mehr CO2-Äquivalente aus als alle anderen Industrienationen zusammen.

Im Jahr 2020 hat Peking diverse neue Kohlekraftwerke in Betrieb genommen, die zusammen 38,4 Gigawatt Strom erzeugen. Das waren dreimal so viele Neukapazitäten wie im gesamten Rest der Welt im selben Zeitraum. Und mit dem Aufkauf billiger Russen-Kohle wird das Reich der Mitte die Schlagzahl jetzt weiter erhöhen und die Umwelt noch mehr verpesten.

China verteidigt sich wie immer mit pervertierten Argumenten. Beim CO2-Ausstoss etwa mit dem Hinweis, dass das Land die meisten Konsumprodukte der Welt produziere und das nun mal primäre Rohstoffe zwingend benötige. Im Gegenzug würde man ja beim Solarstrom Weltmarktführer sein – Greentech habe höchste Priorität. Im letzten Jahrzehnt ist der Anteil Chinas an der Weltproduktion von Polysilizium von 26 auf über 80 Prozent gestiegen, während der Anteil der USA von 35 auf 5 Prozent sank. Mit Quersubventionen aus der Stromproduktion hat sich China auch zum Weltführer beim Leichtmetall Aluminium aufgeschwungen. Bei all dem haben europäische Produzenten, die sich an die Marktregeln halten, keine Chance.

Mehr als zwei Drittel des Strommixes der Chinesen stammt aus fossilen Quellen. Selbst mit Kernkraft produziert China mehr Strom als mit Solarzellen, obwohl das Land mit seinen subventionsgeförderten Solarmodulen die westlichen Märkte flutet. Wir haben uns leider im Solarzellenmarkt von China ähnlich abhängig gemacht wie beim Erdgas von Russland. Dieser Zustand darf nur vorübergehend sein, denn sonst droht auch hier Ungemach.

Bis die Flatterenergie aus Wind und Strom im Verbund mit Wasser in den Industrienationen die Stromlücken zuverlässig schliessen kann, muss Energie gespart werden.

Als Spross einer kleinen Lebensmitteldynastie hasse ich wie der Teufel das Weihwasser jedwede Verschwendung von Nahrung. Wenn also allein in Deutschland laut Statistischem Bundesamt rund elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr im Müll landen, davon fast zwei Drittel aus Privathaushalten, wird klar, dass durch kluges Einkaufen, Kochen und Lagern unglaublich viel Energie gespart werden kann. Selbst altes Brot (ich hoffe der Bundesrat applaudiert) ist vor meinen Kochkünsten nicht mehr sicher. Meine Kids mögen seither die «rostigen Ritter». Das ist altes Brot in Milch eingeweicht, das man in fein zerkleinerten Brotbröseln wendet und dann in guter Butter von beiden Seiten braun bäckt (in der Pfanne und nicht im energieintensiven Backofen). Zum Abschluss wird alles in Zimtzucker gewendet. Mein CO2- Fussabdruck im Haushalt ist vorbildlich, und wenigstens beim Essen applaudieren die Kinder.


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Das Titelbild ist eine modellierte Darstellung des Kampfes unseres Immunsystems gegen ein Virus. Immunglobuline (ypsilonförmig) und Zellsysteme attackieren den Feind.

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