Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Lob der Annalena

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Lob der Annalena
Annalena Baerbock bietet auch Erdogans Kopfnicker Aussenminister Cavusoglu die Stirn.

Von Robert Jakob

Während Bundeskanzler Olaf Scholz im deutschen Polit-Sommer-Theater die neue Merkel gibt, brilliert seine Aussenministerin auf der internationalen Bühne. Dabei hätte das Wasser, in das Annalena Baerbock zu Beginn ihrer Amtszeit springen musste, kaum kälter sein können.

Im zweiten Monat kam der «Schwarze Schwan» vorbei, in Form des Ukraine-Krieges. Der Realitätsschock, den Baerbock schon bei ihrem Treffen mit dem russischen Aussenminister Lavrov am 18. Januar bestanden hatte, weil sie das Machogehabe des lügenden Laberlappens ignorierte, wurde nun zur Kür, weil sie Glaubwürdigkeit demonstrierte. Dies alles im Angesicht des kalten Atems des Bösen. Wenige hätten ihr das zugetraut nach dem Plagiatsskandal um ihr Buch «Jetzt. Wie wir unser Land erneuern», das nur so vor Gemeinplätzen strotzte.

Nun gab Baerbock auf einmal keine PR-Banalitäten mehr von sich, sondern Klartext. In weiteren zwei Monaten ihrer Amtszeit machte sie die in zu engen Herrensackos gekleidete, näselnde Peinlichkeit in Gestalt ihres Vorgängers Heiko Maas vergessen. Knapp vier Jahre hatte der ehemalige Messdiener das meist doch sehr angenehm ruhige Amt des Aussenministers in Bürokratenmanier abgesessen und mit seiner hilflosen Unterwürfigkeit den meisten Deutschen die Schamesröte ins Gesicht getrieben. Nicht so Annalena. Obwohl mit schwerem Erbe und ohne wirkliche Vorkenntnisse angetreten, spielte sie nicht die selbstgerechte und übertrieben vorsichtige Deutsche, sondern die ehrliche Haut. Und jeder merkte das sofort.

Mit ihrer verbindlichen Direktheit stahl sie Olaf Scholz die Schau. Grüne Prinzipien wurden für einmal fallengelassen, weil Not am Mann war. Die Klimaziele müssen warten, wenn der Zusammenbruch der Wirtschaft droht. Baerbock schliesst nun auch eine Laufzeitverlängerung der verbleibenden drei deutschen Atomkraftwerke nicht mehr aus. Unideologische Realpolitik brachte den Grünen Pluspunkte in der öffentlichen Meinung. Im ZDF-Politbarometer ist Baerbock hinter Robert Habeck die beliebteste Politperson. Abgestürzt ist Finanzminister Christian Lindners wirtschaftsfreundliche FDP, trotz dessen populistischem Tankrabatt, der jetzt Ende des Monats ausläuft.

Zickenkrieg
Sahra Wagenknecht, die einstige Gallionsfigur der Linken, stellt Baerbock gerne in die gleiche Ecke, wie die Champagnerlinken, welche Wagenknecht in ihrem letzten Buch «Die Selbstgerechten» kritisiert. Da fielen auch schon Sätze wie: «Die Grüne Wohlfühlpartei verspricht sauberes Leben – doch Sankta Annalena behütet nur die Reichen» oder «Mit Baerbock und den Grünen bekommt jeder Müsliriegel einen tieferen Sinn.»

Nur hat Baerbock leider einen schärferen Sinn für Gerechtigkeit und für politische Realitäten als Wagenknecht, deren schulmeisterhafte Besserwisserei und Selbstdarstellung die gesamte Partei «die Linke» schon seit Längerem in gärende Zersetzung getrieben hat. Verantwortung hat Sahra nie wirklich übernommen.

Wenige Tage vor der Invasion der Ukraine zeichnete Wagenknecht noch das Bild Putins als des lieben Onkels aus dem Osten, der keiner Fliege was zu Leide tun könne. Statt seit dem 24. Februar betreten zu schweigen, zieht sie nun weiter ihre Erklärungsrunden, für was und wen auch immer Putin die Ukraine überfallen hat. Wagenknechts Ehemann Oskar Lafontaine wiederum darf Baerbock als „US-gesteuerte Grüne“ verunglimpfen.

Die von links viel Gescholtene bezieht aber im Gegensatz zu Sarah Wagenknecht klar Stellung. Als in Aachen drei Anführerinnen der weissrussischen Opposition mit dem Karlspreis ausgezeichnet wurden, hielt Aussenministerin Annalena Baerbock die Laudatio – und ging gleichzeitig auf Distanz zur früheren deutschen Politik gegenüber Diktator Lukaschenko, einem der vielen Steigbügelhalter des Kriegstreibers aus Moskau.

Wagenknecht sieht sich heute als Frau ohne ideologische Scheuklappen, geisselt den völkerrechtswidrigen Überfall Russlands, will aber nicht, dass die Ukraine schwere Waffen zur Landesverteidigung bekommt. Einen Widersinn sieht sie darin nicht und ist damit auf Linie mit Alice Schwarzer. Sahra Wagenknechts Wochenschauen und Interviews wimmeln weiterhin vor Relativierungen des Angriffskriegs und von ihrer Theorie der russischen Vorwärtsverteidigung gegenüber der Nato – das alles zelebriert in der ihr eigenen selbstherrlichen und prinzessinnenhaften Oberlehrermanier. Sie kritisiert die Aufrüstung der freien Welt und den Nato-Beitritt Finnlands, obwohl beides vom Putins Vasallenstaat provoziert wurde. So sieht Selbstgerechtigkeit aus, und man darf sie Woche für Woche im Netz bestaunen.

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