Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Putins Wunderwaffe

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Putins Wunderwaffe
Russlands Staatspräsident Wladimir Putin.

Von Robert Jakob

Da reibt sich so mancher die Augen. Wladimir Wladimirowitsch Putin hat schon einen Coronavirus-Impfstoff, und natürlich posaunt er die Neuigkeit gleich persönlich an die Weltöffentlichkeit. Es hagelte Kritik. Von Impfstoffmurks und Menschen als Versuchskarnickel ist die Rede. Nun ist leider die Zulassung eines Medikamentes Ländersache, und darum wird der russische Alleinherrscher in seinem Reich machen lassen, was er will. Gleichgültig, ob er damit alle gängigen WHO-konformen Zulassungsverfahren rechts überholt. Da ist er plötzlich ganz auf Linie seines grossen amerikanischen Bruders und WHO-Feindes Donald Trump, dessen Hoffnung aufs politische Überleben sich immer mehr an einen Impfstoff gegen SARS-2 für alle Amerikaner klammert und der dafür fast täglich präsidiale Dekrete raushaut und Medikamente und Impfstoffkandidaten aufkauft.

Ich habe so meine persönlichen Erfahrungen sowohl mit amerikanischen als auch russischen Pharmaindustriellen. Wer nach oben will, dem geht es meist nicht schnell genug. Ende der 90er Jahre hatte ich vor den Nebenwirkungen von Trovafloxacin, einem besonders starken Fluorchinolon-Antibiotikum, auf Leber und Niere gewarnt und meine Unterschrift auf eine elektronische Besprechungshilfe für die Schweizer Ärzteschaft verweigert. Es kam kurz darauf zu sechs hepatotoxisch bedingten Todesfällen in den USA. Glücklicherweise wurde das Medikament nicht in der Schweiz zugelassen. Das schnelle Geld darf nicht auf Kosten der Sicherheit gehen, weshalb in Europa Zulassungsverfahren wie etwa in Russland, aber auch so manches FDA-Gebahren, undenkbar sind.

Eher PR-Granate als wissenschaftlicher Durchbruch
Grossen wirtschaftlichen Gewinn braucht sich Putin von seinem Impfcocktail nicht zu versprechen. Das offenbar auf abgeschwächten Adenoviren basierende Verfahren ist klassisch und damit nicht neu, also schwerlich umfassend patentierbar. Die Chinesen, historisch gesehen ja nun mal leider an der Quelle sitzend, arbeiten schon lange mit Adenoviren als Impfstoffvektoren gegen das Coronavirus, und sie sind bei Leibe nicht die einzigen.

Frühere Adenovirusvektoren erwiesen sich oft als hepatotoxisch (schädigend für die Leberzellen). Daher dürften alle Forschergruppen der Welt ein besonders scharfes Auge auf die Nebenwirkungen werfen. Dass Putin erst im Nachhinein die lebenswichtigen Verträglichkeitsstudien ausführen lassen will, für die es aus purer statistischer Relevanz viele hunderte oder besser noch tausende Messpunkte aus klinischen Studien braucht, ist ein grosses Sicherheitsrisiko. Ab dem 15. August soll die Produktion in grossem Massstab anrollen. Als Erstes gibt es den Impfstoff fürs Gesundheitspersonal sowie Lehrerinnen und Lehrern. Dann soll sich weiter freiwillig impfen lassen, wer will (und den Mut dazu hat).

Bis um die Jahreswende dürfte es viele Impfstoffe aus verschiedenen Ländern mittels der verschiedensten Techniken geben. Das ist gut so, denn das Virus hat viele Gesichter und Mutanten. Daher kann man sich nicht auf ein einziges Gegenmittel verlassen. Wirtschaftlich dürfte Putins Wunderwaffe belanglos bleiben. Er benutzt sie als politische PR-Schleuder. Abgefeuert aus einem Glashaus.


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