Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Windhundrennen um Rohstoffe

Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Windhundrennen um Rohstoffe
Einen Vorgeschmack auf das Rennen um Rohstoffe setzt der Australische Minengigant Rio Tinto in Jadar/Serbien, wo 2,4 Milliarden US-Dollar für die Gewinnung von Lithium eingesetzt werden und zwar aus dem Mineral Jadarit. (Bild: Dungodung, CC BY-SA 4.0)

Von Robert Jakob

Bei den Chips ist es bereits eingetreten, und jetzt werden auch die Rohstoffe knapp und teuer. Wie sollen die «Kleinen» in der Weltwirtschaft reagieren?

Die «Grossen», USA und China, sichern sich ihren Anteil auf den Weltmärkten. Was fehlt wird eingekauft. Geld ist ja genug da. Längst beschränkt sich darum der weltweite Anstieg der Preise nicht mehr auf Edelmetalle, sondern reicht von Stahl über Kunststoffe bis hin zum Altpapier.

Die kräftige Erholung der Wirtschaft nach den vielen Lockdowns rund um die Erde hat viele überrascht. Teure Brüche in der Wertschöpfungskette treten nun selbst bei den einfachsten Rohstoffen auf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Reedereien in der Krise die Kapazitäten reduziert hatten, und diese nicht schnell genug wieder hochgefahren wurden, da die Transportbranche zu den grossen Leidtragenden der Pandemie zählt. Ja, und leider hatte auch die vorübergehende Sperrung des Suez-Kanals einen Anteil daran, getreu dem Motto: Wenn kein Glück, kommt auch noch Pech dazu. In den neusten Quartalsberichten beschweren sich darum zahllose Unternehmen, dass Engpässe in der Zulieferkette ein noch besseres Ergebnis verhindert hätten. Selbst Lebensmittelkonzerne jammern. Allerdings nicht über die Einkaufspreise für Nahrungsmittelrohstoffe, sondern über die Kosten für Verpackung, Transport und ganz allgemein Logistik. In Deutschland sind die Einfuhrpreise innert Jahresfrist um 12,9 Prozent gestiegen, dem höchsten Wert seit der Ölkrise 1981.

Da kommt einiges zusammen
Extremwetterereignisse, die darauffolgenden Infrastrukturzerstörungen, neue Handelskonflikte und der früher oder später auftretende Stress an den Finanzmärkten haben das Potenzial, auch weiterhin für eine volatile Entwicklung zu sorgen. Momentan sind selbst Polyethylen oder Polypropylen, eigentlich ganz primitive Kohlenwasserstoff-Verbindungen, so teuer wie seit Jahr 2015 nicht mehr. Und von Kupfer, Palladium oder Rhodium reden wir lieber erst gar nicht. Sowohl Afrika als auch Australien hatten unter Wetter- und Coronakapriolen zu leiden, was den Output der Metallminen senkte und die Preise anhob.

Aber hier muss man «durchblicken», will heissen über den kurzfristigen Horizont hinaus. Aufs 2023 hin wird sich vieles beruhigen, insbesondere bei Eisen und Rohöl, trotz des gerade anlaufenden neuerlichen Corona-Stresstests. Die Preise für Eisenerz haben sich in einem Jahr fast verdoppelt. So wird es nicht weitergehen. Die Wirtschaft hat schlicht und ergreifend einen Schluckauf. Doch da die Infrastrukturmassnahmen der Biden Administration langfristig angelegt sind und auch Chinas Wirtschaft in den nächsten Jahren nicht einknicken wird, dürfte der Bedarf an Stahl und Nickel (zur Veredelung) auch nicht mehr dramatisch sinken.

Goldene Zukunft dank Energiewende
Eine «goldene» Zukunft haben die Rohstoffe der Energiewende wie Lithium, Kupfer, Blei, Molybdän, wiederum Nickel, Kobalt und Zink und auch die sogenannten seltenen Erden, deren Seltenheit nur insofern existiert, dass sie hauptsächlich in China abgebaut werden. Konzentrationstrends, die den freien Fluss der globalen Rohstofffluss gefährden könnten, sind mit Argusaugen zu mustern. Das bringt die Hauptstrategie für kleine Länder aufs Tapet: Unabhängigkeit in der Versorgung. Rohstoffe gibt es mit wenigen Ausnahmen auf der ganzen Welt verstreut. Entscheidend ist es nicht, diese aufzukaufen und zu bunkern, sondern sich jederzeit den bedarfsgerechten Zugriff zu sichern. Dies kann durch strategische Allianzen und Beteiligungen geschehen. Die Schweiz ist für die Aushandeln der entsprechenden Abmachungen sehr gut positioniert, ist sie doch Sitz bedeutender, weltweit aktiver Rohstoffhandelskonzerne.


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