Schweizer Unternehmen handeln laut Studie zu wenig sozialverträglich

Schweizer Unternehmen handeln laut Studie zu wenig sozialverträglich

Zürich – Schweizer Unternehmen handeln nach Ansicht der Investoren zu wenig sozialverträglich. Dies ist eine der Erkenntnisse der sechsten Studie des Schweizer Stimmrechtsberaters Swipra zur Entwicklung der Corporate Governance in der Schweiz. Gefordert sind nun die Verwaltungsräte, in deren Verantwortungsbereich die Investoren die Ausgestaltung von sozialen Verantwortlichkeitskriterien sehen.

Qualitative Leistungsziele wie etwa ethisches Verhalten haben nach Ansicht einer klaren Mehrheit von Investoren und Unternehmen einen grossen Einfluss auf die Erreichung von langfristigen, strategischen Zielen; knapp 71 Prozent der von Swipra befragten Investoren und gar 73 Prozent der Unternehmen sind dieser Ansicht.

Allerdings gaben 73 Prozent der Investoren an, dass sie mit der Offenlegung zu qualitativen Zielen nicht zufrieden sind. Zudem war die Hälfte der Investoren der Meinung, die Erreichung qualitativer Ziele dürfe nicht zu einem höheren Bonus führen – bei Nicht-Erreichung müsse der Bonus gar gekürzt werden.

Auswahlkriterien für Verwaltungsrat ändern sich
Eine klare Mehrheit der Investoren sieht die Verantwortung für die strategische Ausgestaltung für soziale Verhaltenskriterien der sogenannten Corporate Social Responsibility (CSR) beim Verwaltungsrat. Entsprechend bleibt dieser gefordert, da mehr als ein Drittel aller Investoren (35,8%) und mehr als die Hälfte der internationalen institutionellen Anleger (53,3%) der Meinung sind, dass Schweizer Unternehmen zu wenig sozialverantwortlich handeln.

Immerhin vertrauen rund 65 Prozent der Investoren den Verwaltungsräten von Schweizer Unternehmen. Allerdings fordern die Investoren gegenüber früheren Umfragen andere Auswahlkriterien von Verwaltungsräten. So stieg der Anteil Emittenten, der die berufliche Erfahrung im Sektor des Unternehmens als wichtig erachtet, stieg auf 76 Prozent im Jahr 2018 von 69 Prozent in 2016.

Die Diversität hinsichtlich des fachlichen Wissens wird sowohl von Unternehmen (96%) als auch von Investoren (84%) als sehr wichtig erachtet. Unterschiedliche Ansichten gibt es zur persönlichen Diversität im Verwaltungsrat (z.B. Geschlecht, Herkunft, Alter): Lediglich 39 Prozent der Schweizer Investoren und Pensionskassen stufen persönliche Diversität als wichtig ein (unverändert gegenüber 2016), während dies 78 Prozent der internationalen Investoren tun, beinahe 10 Prozentpunkte mehr als 2016.

Insgesamt spricht sich aber die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (81%) und der Investoren (72%) weiterhin klar gegen jegliche Geschlechter-Quoten im Verwaltungsrat aus.

Einfluss der Stimmrechtsberater nimmt ab
Im weiteren stufen 76 Prozent der Investoren und 57 Prozent der Unternehmen die Unabhängigkeit des Verwaltungsrats von grossen Aktionären als wichtig ein.

Die Umfrage liefert laut Mitteilung neue Erkenntnisse zur Rolle der Stimmrechtsberater. Dabei zeigte sich, dass grosse internationale Investoren standardisierte Daten der Stimmrechtsberater zunehmend als Ausgangspunkt für ihre eigene Meinungsbildung verwenden statt den Abstimmungsempfehlungen direkt zu folgen. Der Einfluss der Stimmrechtsberater hat somit abgenommen.

In der Umfrage gaben 71 Prozent der internationalen Investoren an, primär vereinheitlichte Informationen zu Governance von den Stimmrechtsberatern zu beziehen; demgegenüber beanspruchen 71 Prozent der Schweizer Vermögensverwalter und 90 Prozent der Pensionskassen hauptsächlich deren Abstimmungsempfehlungen.

Diese Entwicklung führe zu einer grösseren Nachfrage nach unternehmensspezifischen Informationen, insbesondere zur Vergütung, die für 40 Prozent der Investoren das wichtigste Engagement-Thema der GV-Saison 2018 war, schrieb Swipra weiter. (awp/mc/ps)

Swipra

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