SGKB investment views: Der Euro präsentiert sich als Alternative zum Dollar

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank
Die regelmässigen Leserinnen und Leser meines Marktkommentars wissen, dass ich nicht zu den glühenden Anhängern des Euro zähle und seine Zukunft kritisch sehe, auch und vor allem im Verhältnis zum Franken. Während den turbulenten letzten Wochen hat sich der Euro aber gut gehalten. Gegenüber dem Franken hat er nur in den Tagen unmittelbar nach den Zollankündigungen von Trump etwas verloren und handelt ungefähr auf dem Niveau von Anfang Jahr. Gegenüber dem US-Dollar hat er rund 8% an Wert zugelegt. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den Euroländern, die schwierigen Entscheidungsmechanismen in Europa und die schwächelnde Konjunktur sind genau so wenig verschwunden wie die zahnlosen Sanktionsmechanismen bei der fehlenden Finanzdisziplin der Euroländer. Dennoch kann sich der Euro gegenüber grossen Investoren wie den Zentralbanken als mögliche Alternative zum US-Dollar positionieren.
Vor der Finanzkrise 2008 waren rund 25% der bekannten Devisenreserven der Zentralbanken in Euro investiert. Im Zuge der Eurokrise wurde dessen Anteil auf 20% reduziert. Der Anteil des US-Dollars an den Devisenreserven nimmt schon seit längerem langsam ab, beträgt aber immer noch 60%. Die erratische und impulsive Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung hat das Vertrauen in die Verlässlichkeit der USA als Schuldner und in den US-Dollar als stabile Währung aber beschädigt. Viele Zentralbanken werden ihre Abhängigkeit vom Dollar weiter reduzieren wollen. Neben dem Gold wird auch der Euro davon profitieren.
Deutsche Bundesanleihen sind für die Zentralbanken dank ihrer Liquidität und Solidität eine gesuchte Anlagemöglichkeit. Das gleiche gilt für die geplanten Emissionen von gemeinschaftlich garantierten Anleihen der EU für die Finanzierung der Aufrüstung in Europa. Die Nachfrage nach diesen Anleihen wird riesig sein. Alternativen zum US-Dollar oder zum Euro gibt es für die Zentralbanken nicht. Entweder ist der Markt in den anderen Währungen zu klein und zu wenig liquid, das Vertrauen in das Land zu gering oder die Währung ist nicht frei handelbar oder stabil genug.
Ersetzen des US-Dollar ist nicht möglich
Der US-Dollar wird seine Position als grösste Reservewährung nicht verlieren. Dazu ist die Differenz zum Euro zu gross. Wenn aber nur ein paar Prozentpunkte der insgesamt über 12’000 US-Dollar an globalen Devisenreserven umgeschichtet werden, bedeutet das einen markanten Fluss von Geldern aus den USA in Richtung Europa. Ähnlich wie das Gold wird der Euro durch die zunehmende Nachfrage seitens der öffentlichen Investoren gut abgestützt.
Euro zum Franken stabil
Der Eurokurs zum Franken wird sich stabil entwickeln, solange die Politik der Amerikaner nicht verlässlicher wird. Das ist positiv für die Schweizer Exporte in den Euroraum. Positiv ist es aber auch für die SNB, die bei einer wahrscheinlichen weiteren Abschwächung des US-Dollars weniger unter Druck gerät, etwas gegen den starken Franken zu tun. Die grundlegenden Probleme des Euro werden dadurch jedoch nicht gelöst, sondern lediglich in den Hintergrund gedrängt.