SNB-Vize warnt vor höheren Risiken am Hypothekarmarkt

SNB-Vize warnt vor höheren Risiken am Hypothekarmarkt
SNB-Direktoriumsmitlied Fritz Zurbrügg. (Foto: SNB/P. von Ah) Nationalbank

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) warnt die Inlandbanken davor, am Hypothekarmarkt höhere Risiken einzugehen. Es sei wichtig, dass die Banken ausreichende Kapitalpolster vorsähen und dass sie bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Schuldner konservativ vorgingen, sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg am Donnerstag in einem Referat vor der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft des Kantons Bern.

Bei der Beurteilung der Tragfähigkeit eines Hypothekarkredits stützten sich die Banken typischerweise auf einen kalkulatorischen Zinssatz von 5%, erinnerte Zurbrügg. Allerdings variiere dieser Satz von Bank zu Bank. «Würde dieser Zinssatz im aktuellen Umfeld gesenkt, hätte dies für Kreditnehmer, Banken und die Volkswirtschaft jedoch erhebliche Risiken zur Folge», betonte der SNB-Vizepräsident.

In den letzten Wochen hatten vor allem Vertreter der Raiffeisenbank eine Lockerung der kalkulatorischen Zinsen gefordert, die sie als «übervorsichtig» bezeichnet hatten.

Profitabilität der Banken unter Druck
Der Negativzins, den die SNB seit Januar 2015 auf Sichtguthaben der Banken erhebt, sei aus geldpolitischer Sicht bis auf weiteres unabdingbar, unterstrich Zurbrügg. Vor dem Hintergrund des globalen Tiefzinsumfelds und der schwierigen weltwirtschaftlichen Lage diene er – zusammen mit der Bereitschaft der Nationalbank, am Devisenmarkt zu intervenieren – dazu, den Aufwertungsdruck auf den Franken zu verringern.

Die anhaltend tiefen Zinsen setzten aber die Profitabilität der Inlandbanken unter Druck, räumte er ein. So sei die Marge in deren Hauptgeschäft, dem Zinsengeschäft zwischen 2008 und 2014 deutlich gesunken. Gleichzeitig zeige sich aber auch, dass die Banken den Negativzins ab 2015 bislang «vergleichsweise gut verkraftet» hätten: «Der Negativzins hat die Profitabilität der Banken bislang nicht zusätzlich verringert.»

Für dieses «doch eher erstaunliche» Resultat gebe es mehrere Gründe. Dazu hätten zum einen die Freibeträge beigetragen, die den Inlandbanken gewährt werden. Zudem hätten die Banken im Nachgang zur Einführung des Negativzinses ihre Zinsen für langfristige Hypothekarkredite erhöht. «Diesen Aufschlag der Aktivmarge konnten die Banken seither auf erhöhtem Niveau halten.»

Höhere Risikoneigung
Die Banken hätten des weiteren ihre Risikoneigung erhöht, analysierte Zurbrügg. «Eine quartalsweise durchgeführte, repräsentative Umfrage der SNB weist darauf hin, dass Banken bei einem erheblichen Anteil der neu vergebenen Hypothekarkredite die Tragbarkeit ausreizen.» Aber auch bezüglich des Risikos einer Zinsänderung auf die Bankbilanz sei die Neigung seit Beginn der Tiefzinsphase gestiegen, höhere Risiken einzugehen. «Dieses Verlustpotenzial bewegt sich bereits seit einigen Jahren auf sehr hohen Niveaus.»

Zurbrügg wies allerdings auch darauf hin, dass die inlandorientierten Banken in den letzten Jahren Kapital aufgebaut hätten und gegenwärtig Kapitalpolster halten, die deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen liegen. «Damit könnten sie selbst die Verluste absorbieren, die in einem Szenario stark steigender Zinsen anfallen würden.» Beigetragen habe dazu auch die Einführung des sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer durch die SNB.

Analysieren Entwicklungen
Insgesamt sei aber davon auszugehen, dass der Druck auf die Profitabilität der Banken zunehme, je länger die ausserordentliche Zinssituation anhalte, so Zurbrügg. Sollten die Banken mit einer Ausweitung der Kreditvolumen reagieren, so könnten auch die Preise am Schweizer Immobilienmarkt erneut an Dynamik gewinnen.

«Die Nationalbank analysiert die Entwicklungen am Kredit- und Immobilienmarkt laufend und prüft regelmässig, ob eine Anpassung des antizyklischen Kapitalpuffers notwendig ist», betonte der SNB-Vizepräsident. (awp/mc/pg)

SNB

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert