VP Bank Spotanalyse: Auch Fitch entzieht den USA die Rating-Bestnote

VP Bank Spotanalyse: Auch Fitch entzieht den USA die Rating-Bestnote
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Zweite Ratingagentur findet die USA nicht mehr AAA.

Die Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnote von «AAA» auf «AA+» gesenkt. Die Ratingagentur S&P hatte den USA bereits im Jahr 2011 die Erstklassigkeit entzogen.

Der Schritt kommt nicht ganz unerwartet, nachdem Fitch den Ausblick im Mai auf «negativ» genommen hatte. Fitch begründet den Schritt mit den hohen Haushaltdefiziten des Landes und auch mit den wiederholten Auseinandersetzungen um die Schuldenobergrenze. Im Jahr 2023 dürfte das Budgetdefizit bei rund 5.5 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) liegen. Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 schwoll das Defizit gar auf über 10 % an und lag in der Spitze bei 15 %.

Fitch sieht auch die längerfristige Staatsschuldenentwicklung kritisch. Steuersenkungen bei gleichzeitig strukturell höheren Ausgaben würden in den nächsten Jahren die Staatsschuldenquote weiter erhöhen, hiess es weiter. Damit ist laut Fitch die Grundlage für ein erstklassiges Rating nicht mehr gegeben.

An den Finanzmärkten hielten sich die Konsequenzen der Bonitätsherabstufung in engen Grenzen. Mehr noch, der Dollar konnte gegenüber dem Euro sogar etwas an Stärke gewinnen. Selbst gegenüber dem Schweizer Franken konnte der Greenback zulegen. Langlaufende US-Staatsanleihen gaben derweil etwas nach und weisen nun wieder eine Rendite von über 4 % aus. Allerdings rentierten 10jährige Treasuries bereits in den Tagen zuvor bei knapp unter 4 %. Der hochliquide US-Finanzmarkt ist weltweit nahezu alternativlos, weshalb eine Ratingverschlechterung um eine Bonitätsstufe nicht zu einem Ausverkauf führt.

Die Ratingverschlechterung ist dennoch ein Schuss vor den Bug. Die Subventionspolitik der US-Regierung und die nervenaufreibenden Streitigkeiten um die Schuldenobergrenze könnten vorausschauend durchaus weitere Herabstufungen auslösen. Die Herabstufung reflektiert vor allem auch die mangelnde Kompromissbereitschaft im US-Kongress. Während das demokratische Lager zunehmend von links in Beschlag genommen wird, driften die Republikaner in die rechts-konservative Ecke ab. Es fehlt also an Überparteilichkeit. Besserung zeichnet sich nicht ab. Es sollte deshalb nicht verwundern, wenn auch die Ratingagentur Moody´s den USA die Bestnote mittelfristig entzieht. (VP Bank/mc/ps)

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